Zeit zu zweit

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Mit einem Mal begann die Hitze in meinem Rücken noch stärker anzusteigen, bis ich meinte er würde in Flammen stehen. Arme schlangen sich um meinen Oberkörper und erneut wurde ich gegen seine warme Brust gepresst. Ich wusste nicht genau wie ich reagieren sollte. Mein Körper begann sich etwas anzuspannen und mein Gesicht wurde ganz warm. Briseis sah uns weiter an und konnte sich einfach ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen. Eine ganze Weile blieb es still und ich konnte das Unausgesprochene beinahe schon spüren, wie es zwischen uns schwebte. 

„Ich bin übrigens Briseis." Sie streckte ihm die Hand entgegen, die er selbstverständlich annahm, als wäre nicht etwas eigenartig an dieser Situation. Mich ließ er allerdings nicht los. Hm...

„Hallo." Du willst wohl nicht unbedingt mit ihr sprechen.

„Nun gut. Nachdem ihr euch gerade erst wieder gefunden habt, will ich auch nicht länger stören." Briseis drehte sich gerade um, als ich sie stoppte. 

„Warte! Wann....wo sollen wir uns nachher wieder treffen?" Sie drehte sich wieder etwas zu mir.

„Ähm ich warte am Tor auf dich, aber brauch nicht zu lange, sonst schläft meine Oma am Sofa ein und kann uns nicht mehr abholen. Dein Freund will auch sicher nicht dass wir zu dritt in seinem Bett schlafen, also liegt es auch in seiner Verantwortung." Sie lächelte zwar während sie das sagte, doch dieser Unterton in ihrer Stimme entging mir nicht. Ich hätte mir vielleicht mehr Gedanken darüber machen sollen, doch Gabriel der nun wieder etwas weiter hinter mir stand, weil ich ja zuvor auf Briseis zugelaufen war, lenkte mich immer noch ab. 
Irgendwann drehte ich mich dann langsam wieder um und sah zu Gabriel, der mit verschränkten Armen da stand und in die Ferne zu schweifen schien, während er einfach durch mich durchsah. Es dauerte einen Moment, bevor er erkannte, dass ich ihm wieder meine ganze Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Er riss sich aus seiner Trance und musterte mich nun mit seitlich gelegten Kopf. Keiner von uns sagte etwas und auch er schien keine Anstalten zu machen etwas zu tuen, eher schien er auf meine Reaktion zu warten. Ich stand komplett verunsichert vor ihm und wusste nicht recht, was ich mit meinem Körper anfangen sollte. Dein Freund....

Bei diesen Worten lief mein Gesicht rot an. Offiziell hatte ich ihn nie so bezeichnet. Ich hatte immer als Vater als meines Kindes bezeichnet, um mir nicht insgeheim zu viel Hoffnung zu machen. Hätte er nämlich diese stille Hoffnung, die es in mir trotz allem gab, willentlich zerstört, so hätte es mich sicherlich endgültig vernichten. Damals war er alles für mich gewesen, an dass ich mich klammern konnte, um nicht den Halt unter meinen Füßen zu verlieren. Ohne diesen Halt wäre ich wahrscheinlich irgendwann aus Verzweiflung von der Erde direkt in ein schwarzes Loch gefallen. Ich verehrte diesen scheinbaren einfachen Jungen so sehr. Es war so viel mehr als nur eine einfache Schwärmerei.

„Ähm...ich,äh...also ich habe nie...aähh." Gedanken flogen unkontrolliert durch meinen Kopf und ich konnte sie nicht soweit ordnen, dass sie sich zu einem sinngemäßen Satz formen ließen. Gabriel begann, als er mich hörte wieder ganz leicht und sanft zu lächeln, was mein Herz einen Purzelbaum schlagen ließ. 

„Ich habe nie ihr gegenüber, also...sie hat das alles..." Ich sah hinunter zu meinen Füßen und drückte meine Hände zu Fäusten zusammen. Wieso ist das nur so schwer.

„Du hast ihr nie gesagt, dass ich dein Freund bin, dass war es doch was du mir sagen wolltest?" Ich schüttelte immer noch mit gesenkten Kopf eilig den Kopf. Leise begann ich Schritte zu hören. Sie waren ganz leise und wirkten fast wie die Flügelschläge eines Vogel. Ein Adler, der seine langen Schwingen ausstreckt, um den Wind unter seinen Flügeln zu spüren. Wieso hebst du nicht ab, kleiner Vogel?

„Und was ist wenn ich dich gerne als meine Geliebte hätte?" Seine Stimme war nun ganz ruhig und erinnerte an ein trauriges Lied. Es schien irgendwie so untypisch für ihn. Ich hob langsam wieder meinen Kopf und sah wie er immer noch ein kleines Stück von mir entfernt stand und mich anstarrte. Seine Augen schienen eigenartig verschleiert, als wollte er nicht dass ich zuviel in ihnen sah. Was verbirgst du?

Mit seinen Worten begann allerdings auch mein Herz wieder schneller zu schlagen und ein nervöses Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus.
„Wie meinst du dass?" Meine Stimme zitterte etwas. 

„So wie ich es meinte. Ich möchte dich gerne als meine Freundin. Meine Geliebte." Aus schreckt ging ich einen Schritt zurück und sah ihn mit großen Augen an. Wirklich? Ich glaubs nicht.

„Ich..." Mein Herz schlug unglaublich schnell. So gut es ging versuchte ich meinen Körper zu beruhigen. Selbst mein Kind schien es zu bemerken. Was soll ich denn jetzt sagen? Ja ich will unbedingt deine Freundin werden! Ich kann es dir nur nicht sagen.

Gabriel kam nun noch etwas weiter auf mich zu. Sein Blick blieb weiterhin verschleiert. 

„Ich..." Gabriels Hand legte sich sanft auf meine Wange und sah mir tief in die Augen. Seine Lippen formten sich zu einem ganz leichten und beinahe etwas traurigen Lächeln.

„Du brauchst mir nicht gleich zu antworten. Nimm dir etwas Zeit um über meine Worte nachzudenken." Seine Hand löste sich von meiner Wange. Ich hatte mit einem Mal das Gefühl er würde gleich wieder verschwinden. Schnell griff ich nach dieser Hand, die vor ein paar Sekunden noch so zart auf meiner Wange gelegen hatte. Ich hielt sie ganz fest, so dass sie nicht einfach verschwinden konnte. 

„Aber....wenn ich es dir nicht sage dann..." Ich nahm die Hand und drückte sie wieder an meine Wange. Sie war ganz warm.

„...dann wirst du einfach wieder verschwinden und ich würde mich ewig selbst dafür hassen, dass....dass ich es dir nicht gesagt habe." Die Finger seiner Hand begannen sich leicht zu bewegen und so nur ganz leicht über meine Wange zu fahren. 

„Du quälst dich immer so mit deinen Gefühlen. Man kann in deinen Augen so viel Leid sehen. Es schmerzt schon beinahe." Seine Stimme war immer noch ganz leise. 

„Du bist doch gar nicht besser. Deine Augen scheinen zwar unendlich tief, doch manchmal verschleiern sie sich und ich kann gar nichts mehr sehen. Alles in dir scheint dann wie in einem Nebel. Halt es mir also nicht vor." Es lag zwar nicht viel Ernsthaftigkeit in meinen Worten, doch der Inhalt war sehr wohl ernstgemeint und er schien dies auch zu bemerken. Leise begann er zu kichern und nahm seine Hand von meiner Wange, auch wenn ich es versuchte aufzuhalten. Seine Arme Schlangen sich wieder um meine Taille. Der Schleier löste sich wieder etwas aus seinen Augen.

„Du bist wirklich ein komisches Mädchen." Sein Lachen ließ mein Herz flattern. Ich würde zu gerne...
Langsam stellte ich mich auf meine Zehenspitzen und legte eine Hand auf seinen Nacken. Die zweite Hand ließ ich noch etwas auf seiner Brust verweilen und sah ihn tief in die Augen. Er schien überrascht und versuchte zu erkennen, was ich als nächstes tuen würde. Mit einer schnellen Bewegung wanderte meine Hand nach oben und schlang meinen zweiten Arm ebenfalls um seinen Hals. Schnell zog ich so meinen Köpf höher zu ihm. Meine Lippen berührten seine und er schien im ersten Moment wirklich überrascht, doch die löste sich schnell und er erwiderte den Kuss.

Viel was anderes taten wir nicht mehr in unserer kurzen gemeinsamen Zeit. Ich versprach morgen wieder zu kommen. Mit brennenden Lippen und Wangen lief ich dann, nach dem Gabriel und ich uns verabschiedet hatten, zum Tor, an dem Briseis bereits wartete. Sie lächelte mich verschmilzt an, als sie mich genauer betrachtete. Anscheinend ahnte sie was passiert seien könnte.

„Und wie liefs?" Ich meinte meine Wangen begannen bei Briseis frage noch stärker zu brennen. Meine Finger verschränkten sich ineinander und begannen sich nervös ineinander zu bewegen. 

„Es war sehr schön."

„Das glaub ich dir." Sie begann noch breiter zu lächeln. 

„Du musst mir alles erzählen, aber wir müssen jetzt langsam zurück." Briseis harkte sich bei mir ein und gemeinsam schlenderten wir zu der Busstation von der wir gekommen waren. Ihre Oma wollte uns dann dort wieder abholen. 


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