Mein Freund

1.1K 71 4
                                    

„Ähm...also..." Na was willst du jetzt sagen?


Total verunsichert stand ich da und spielte unbeholfen mit meinen Fingern. Was soll ich den jetzt sagen? Ich kann ja schlecht...


„Tut mir leid, bin ich dir zu nahe getreten?" Ihn schien das wirklich zu interessieren, doch ich wusste nicht so recht, was ich nun machen sollte.


„Nein...Nicht schlimm. Ich hab keinen Freund." Ein Stich, direkt in meine Brust. Es ist doch war! Gabriel ist nicht dein Freund.


Das mag sein, doch... es schmerz trotzdem.


Dieses kalte schwarze Gefühl stieg stärker in meiner Brust auf und begann ihre Arme in mir auszustrecken.


„Geht es dir gut? Du bist ganz blass." Mein Körper begann sich instinktiv gegen es zu währen. Mir wurde schlecht und ich schlang meine Arme um meinen Bauch.


„Hei!" Vor meinen Augen begann wieder alles zu verschwimmen. Ich löste eine Hand von meinem Bauch und suchte nach halt. Vorsichtig tastete ich mich vor und krallte mich schließlich in die Lehne eines Stuhles. Meine Beine wurden ganz weich und ich schloss meine Augen, um mich wieder zu beruhigen. 


„Könnten sie mir bitte ein Glas Wasser bringen?" Auf meine Frage hin hörte ich sofort schnelle, hastige Schritte, die sich von mir weg bewegten. Darauf folgte das laute Geräusch von qualvoll herausgedrückten Wasser. Es schien schon beinahe zu schreien, dann wurde das Rauschen stumpfer, bis es erlosch. Schritte kamen näher auf mich zu und ich sah bald darauf eine Hand mit einem Glas Wasser vor mir. 
Mit leicht zitternden Fingern griff ich nach dem Glas. In meinem Griff begann das Wasser kleine Wellen zu schlagen und ein paar Tropfen sprangen sogar über den Rand.

 
„Warum hast du das gemacht?"
Ich spürte wie eine kleine Träne sich den Weg über meine Wange bahnte. Gabriel...


Die Erinnerung an ihn tat so unglaublich weh, dennoch wollte ich sie einfach unbedingt festhalten. Sie einfrieren und verstecken, so das niemand an sie ran kam. Irgendwann würden sie aber dennoch verblassen und dieses Wissen tat fast noch mehr weh.


„Geht es wieder?" Dr. Birgt klang wirklich ehrlich besorgt, dennoch nickte ich nur. Ich hatte zu große Angst, dass wenn ich sprechen würde, einfach alles raus kommen würde.
 Langsam begann ich mir wieder zu beruhigen und schaffte es auch Dr. Birgt wieder anzusehen.
 Ich versuchte trotz meiner wackeligen Beine aufzustehen, wobei ich ,zwar etwas widerwillig, Dr. Birgts Hilfe in Anspruch nehmen musste. Dr. Brigt lotste mich vorsichtig zu dem nächsten Stuhl auf dem ich mich auch niederließ. Danach brachte er mir eine eigenartig süßlich schmeckende Tablette, die mich beruhigen sollte. Ich spuckte sie allerdings wieder aus. Widerliches ding!


„Du solltest aufpassen und dich nicht zuviel Stress aussetzen. Dein Körper scheint das im Moment nicht so gut zu vertragen." Falscher Zeitpunkt!


Dr. Brigt sah kurz zum Boden und strich sich wieder über das Kinn. Nach einer Weile sah er mich wieder an.
„Vielleicht solltest du dich auch mal genauer Untersuchen lassen, wenn die Übelkeit nicht in nächster Zeit verschwindet." Sein Blick fixierte mich und blieb auf mir liegen.


„Ähm... ich. Haben sich vielleicht eine Idee was ich haben könnte?" Auf meine Frage hin strich sich Dr. Brigt übers Gesicht und blickte nachdenklich aus einem der Fenster.


„Hm... Schwer zu sagen... Zuerst hatte ich ja eine gewöhnliche Magengrippe vermutet, aber dann..." Er brach ab und setzte nicht wieder an. Sein Blick wurde nachdenklich und er schien in ganz anderen Sphären zu schweben.
 Für eine Weile blieb es still. Angestrengt überlegte ich wie ich ihn weiter ausfragen konnte, doch er nahm mir diese Entscheidung ab.


„Danach sah es so aus, als..." Er schwieg wieder und es sah beinahe so aus als würde ihn etwas aufregen. Etwas schien unter der Oberfläche zu brodeln. Meinte er das wirklich ernst?


„Als wehrst du Schwanger..." Als er dieses einfache Wort aussprach riss ich meine Augen weit auf. S.C.H.W.A.N.G.E.R.


Langsam ließ ich das Wort auf meiner Zunge zergehen.
„Aber nach dem du keinen Freund hast, ist das wohl eher unwahrscheinlich." Sein Blick lag fest auf mir und etwas daran gefiel mir nicht. Es war komisch, beinahe schon gefährlich. Ganz ruhig saß er nun da und wartete auf meine Antwort. Doch auch ich blieb ruhig und verzog keine Miene. Schwanger. Schwanger. Schwanger.


Immer wieder hallten diese Worte in mir wieder. Irgendwann war die Stimme in meinem Kopf so laut, dass ich nichtmal mehr richtig Dr. Brigts Stimme hörte. 

 Was danach passierte war weiß ich nicht mehr so genau. Ich erinnere mich lediglich, wie mir Dr. Birgt eine kleine Dose mit Drops gab, die meinen Magen beruhigen sollte. Ich nahm sie schweigend entgegen und verließ kurz darauf das Schulgebäude.
Mit wild klopfenden Herzen und dem ständigen Wort Schwanger, dass sich wie ein Mantra ständig in meinem Kopf wiederholte. Konnte es wirklich sein, dass ich Schwanger bin.


Ich strengte mich an und versuchte so meine gemeinsame Nacht mit Gabriel wieder Review passieren zu lassen. Hatten wir verhüttet...Ich weiß es nicht mehr!


Auch wenn es komisch und sehr verantwortungslos klingen mag, doch es war wirklich so. Bis heute kann ich mich kaum an diese Nacht erinnern. Lediglich an das Meer von Gefühlen, dass ich damals in mir verspürte kann ich mich ganz genau erinnern. 

 Das Nächste was ich aktiv wahrnahm war mein Körper, der langsam die Treppen hinauf stieg. Mit einer tauben Bewegung drückte ich die Klinke hinunter und ließ die Tür zu meinem Zimmer aufgleiten. Ich trat hinein und wartete bis die Tür sich schloss, dann sank ich auf die Knie. Der Boden fühlte sich hart und unnachgiebig unter meinen Beinen an, dennoch blieb ich sitzen. Ich rührte mich einfach nicht, tat einfach gar nichts. 
Eigentlich wollte ich ja weinen, doch keine Träne wollte sich lösen. Ich saß einfach nur da und blickte zu meinem Bett. Was soll ich jetzt nur machen, wenn ich wirklich....wenn ich wirklich...Es kann doch nicht sein.

 
Eine meiner Hände wanderte hinauf zu meinem Bauch und legte sich sanft darüber. Ist es wirklich möglich?

 
Sag meine kleine Knospe, was beschäftigt dich?

Hä?


Diese dunkle Stimme drang mal wieder an mein Ohr. Wieso gerade jetzt? Was will sie bei mir?


Findest du es nicht unhöflich, von einer Person in der dritten Person zu sprechen, die dich hören kann?


Was?


Das war nun das erste mal, dass die Stimme eine richtige Konversation mit mir führte. Es war komisch. Einerseits hatte sie etwas interessantes an sich, doch etwas in mir riet mir zu Vorsicht. 
Warum so zurückhaltend?


„Ich spreche nicht gerne mit Stimmen, dessen Besitzer ich nicht kenne." Ich flüsterte die Worte nur, doch ich erhielt bald eine Antwort in form eines leichtem Lachens.


Hahahaha...Ein guter Einwand, dann werde ich mich wohl mal zurück ziehen. Auf Wiedersehen, meine kleine Knospe.

Mit diesen Worten war die Stimme wieder verschwunden.

Pregnant Where stories live. Discover now