Gespräche im heimischen Garten

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„Und schmeckts?" Ich nickte und lächelte, dann schob ich mir noch ein Stück in den Mund. Briseis musst wieder schmunzeln worauf ich nur die Augen verdrehte. Zu viel Selbstbewusstsein.

Ein angenehmer Wind zog auf und strich mir weitere Haare aus dem Zopf. Briseis stand auf und signalisierte mir mit ihrer Hand, ihr den Teller zu geben. Mit unseren beiden Tellern verschwand sie dann im Haus. Ich saß weiterhin ein paar Minuten auf der Decke, doch Briseis kam nicht zurück und ich musste wirklich dringen aufs Klo, also ging ich in das Haus.
In dem Wohnzimmer bzw. der Wohnküche waren weder Briseis noch ihr Bruder. Komisch...
Ich ging weiter und machte mich auf dem Weg zum Klo, dass sich neben der Treppe hinter einer weißen Holztür verbarg. Komisch, so still.

Zunächst dachte ich nicht mehr daran und ging einfach aufs Klo, als ich dann allerdings immer noch niemanden vorfand wurde ich doch einwenig stutzig. Zwar waren in dem Haus nur Briseis, Lucius und ich, dennoch beschlich mich ein komisches Gefühl. Jetzt komm, du wirst mal wieder total paranoid. Nur weil du in letzter Zeit psychisch so auf der Kippe stehst, heißt das nicht das jetzt hinter jeder Ecke Gefahr lauert. - Du gehst mir echt manchmal auf die Nerven.

Ich seufzte genervt und machte mich wieder auf den Weg in Briseis Garten, vielleicht war sie ja schon dort. Der Weg durch die Eingangshalle und die Küche war nicht weit. Langsam schob ich die gläserne Schiebetür zur Seite und betrat den Garten. Bevor ich allerdings weiter ging schloss ich die Tür wieder, damit das Haus nicht nachher voller Insekten war. Der Garten war still und ich erwartete nicht unbedingt, dass jemand da war. Wohin Briseis wohl verschwunden ist?
Doch dann entdeckte ich Briseis kleinen Bruder, der auf unserer Decke saß. Er hatte sich hinten auf seine Arme gestützt und sah hinauf in den Himmel. Irgendwie erinnert die Szene an ein Gemälde. Ein Moment ewig auf Leinwand gebannt.

Ich stand noch eine Weile ein Stück vor ihm in Gras und beobachtete einfach nur wie dieser Junge, der nicht unbedingt mehr ein Kind war, verloren in den Himmel sah. Sein Gesicht hatte etwas eigenartiges an sich. Seine Augen schienen auf die Entfernung fast schon traurig und irgendwie einsam. Es versetzte mir irgendwie ein stechen in der Brust ihn so zu sehen, auch wenn ich ihn nicht so gut und lange kannte. Vielleicht sind es nur meine Mutterinstinkte oder er erinnerte mich einfach an mich selbst, als ich wahrscheinlich sogar etwa genau so alt war. Ich erinnere mich noch so gut daran, wie einsam ich mich jeden Tag in meinem Zimmer gefühlt habe. Vor allem als ich mit dem Tanzen aufgehört habe.


Das Tanzen hatte mir als kleines Kind einfach alles bedeutet. Zwar hatte ich es mehr oder weniger freiwillig aufgegeben, dennoch hatte ich viele einsame Stunden vor meinem Fenster verbracht. Meine Eltern waren viel zu beschäftigt gewesen um es zu bemerken. Anita hatte es irgendwann dann aber bemerkt und tat alles damit ich mich weniger einsam fühlte. Für kurze Zeit half es auch, doch auf kurz oder lang kam die Einsamkeit immer wieder. Hör auf die selbst mit Erinnerungen zu quälen.


Der Wind begann plötzlich etwas stärker zu wehen und strömte von hinten gegen meinen Rücken. Ich trug ein längeres etwas weiter fallendes Leibchen, dass durch den Wind etwas angehoben und den Bund meiner schwarzen Leggins, wie auch meinem Bauch offenbarte. Dem Jungen wurden ein paar Haare ins Gesicht geschlagen, so dass er sich im Affekt zu mir drehte. Schnell griff ich nach dem Saum meines T-Shirts und zog es runter. Etwas Wind wirbelte aber dennoch unter den Stoff und blies es auf. Lucius sah das und begann zu lachen. Er hatte ein sehr kindliches Lachen und brachte mich damit auch etwas zum kichern. Der Wind wurde wieder etwas ruhiger und ich konnte meine Finger wieder aus dem Saum meines T-Shirts ziehen. Lucius sah mich immer noch an und ich konnte sehen, wie zumindest etwas seiner Einsamkeit aus seinem Blick verschwand. 
Ein paar Schritte ging ich näher auf ihn zu und blieb vor der Decke stehen. Er beobachtete mich mit gespannten Blick, während ich mich auf die Decke setzte. Er ist schon ein komisches Kind, doch irgendwie..

Langsam löste er seinen Blick und sah wieder Gedanken verloren hinauf in den Himmel. Ich wollte eigentlich was sagen, doch es schien mir für den Moment besser zu sein einfach nur zu schweigen, vielleicht würde er ja ein Gespräch anfangen.


Pregnant Where stories live. Discover now