kein Wasser aus dem Hahn

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Ich warf Gabriel einen Blick zu und sah dabei, dass selbst Emilia, zumindest nach ihrem Blick zu urteilen, nicht so recht zu wissen schien, was hier gerade los war. Damals konnte ich noch nicht sagen was es war, dass mich an dem Verhalten der Beiden miteinander störte. Etwas schien aber ganz sicher schon damals nicht zu stimmen. Als ich schließlich das nächste mal zu Gabriel sah war Emilia bereits verschwunden. Hm...

Gabriels Hand hielt mein T-Shirt immer noch fest und nun begann Gabriel seine Hand zu sich heran zu ziehen, weshalb ich zwangsweiße auch nach hinten stolpern musste. Mein Körper wurde durch seine Brust gestoppt und seine Hand ließ mein T-Shirt los, allerdings schlangen sich dafür seine Arme um meinen Körper. Sie liegen genau auf meinem Bauch. Er wird etwas merken. 
Ich wurde etwas nervös. 

„Willst du etwas essen?" Die Frage überraschte mich dann doch etwas. In meinem Magen begann sich aber etwas zu regen, was sich gut als Hunger deuten lassen konnte, doch eigentlich hatte ich nicht wirklich Lust etwas zu essen.

„Ich weiß nicht...hast du schon Hunger?" Bist du echt zu feige, um ihn die Wahrheit zu sagen?
„Einwenig. Wie sieht es mit dir aus?" Die Frage richtete er nun auf Briseis, die schien ebenso wie auch ich überrascht. Sie zögerte noch einen kurzen Moment, bevor sie endlich antwortete.

„Ja einwenig, schätz ich."

„Dann kommt." Langsam gab er mich wieder frei, nahm aber erneut meine Hand. Er schien es nicht besonders eilig zu haben, dennoch lief er für meine Verhältnisse schnell und ich musste mich fast etwas anzustrengen um noch mit ihm mitzuhalten. Briseis lief knapp hinter uns. 
Wie auch beim letzten Mal standen hinter dem Zelt nun drei Reihen mit aus langen Tischen, an den alle aßen. Diesmal war es alles allerdings überdacht. Zu dritt saßen wir uns in die letzte Reihe. Es gab Reis, der sich durch Currypulver ganz gelb gefärbt hatte und etwas Gemüse, dass leicht angebraten worden war. Es schmeckte eigentlich richtig gut, doch es war immer noch so, dass ich nicht wirklich Lust hatte etwas zu essen. Eigentlich tat ich das eher, weil alle um mich herum aßen und ich nicht unhöflich seinen wollte, oder gar negativ auffallen. 

Um mich herum herrschte ein reger Gedanken Austausch, in den sich selbst Briseis irgendwann einbaute und ich blieb still schweigend zwischen in den Beiden sitzen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis mein Teller leer wurde, doch ich war beinahe schon erleichtert, als ich mir den letzte Gabel in den Mund schob. Was sich allerdings dann meldete war nicht viel besser. Wah, Mikroblase.
„Ich geh schnell aufs Klo." Ich sagte es nicht all zu laut, da beide gerade in Gespräche vertieft waren. Als ich mich dann umdrehte und ging spürte ich dennoch Blicke in meinem Rücken. Vielleicht haben sich mich ja doch gehört. 

Wie Briseis zuvor auch verschwand ich hinter ein Gebüsch und versuchte dort wieder platz zu schaffen. Es war nicht unbedingt praktisch und ich brauchte deshalb ganz schön lange. Schließlich machte ich mich wieder auf den Weg zurück. Kann es wirklich sein, dass sie hier keine Toiletten haben? Die werden doch nicht wirklich alle ins Gebüsch gehen...

Ich beschloss mich ganz schnell einmal umzusehen und nach einem Klohaus oder so, da ich mir auch die Hände waschen wollte. Zunächst fand ich allerdings nichts, bis ich auf einen kleinen Wagen stieß, der ganz weiß gestrichen war und etwas abseits der anderen stand. Ich lief auf ihn zu und sah, dass die Tür nur einen Spaltbreit geöffnet war. Nach kurzem überlegen beschloss ich dann zumindest einmal kurz hinein zu sehen. Wie auch bei Gabriels Wagen gab es vor der Tür eine kleine Treppe, die ich hinaufstieg. Vorsichtig zog ich die Tür auf und sah hinein. Nicht wirklich.

Vor mir erschien ein kleines Badezimmer komplett in weiß. Darin befanden sich ein Klo, ein Waschbecken und eine kleine Dusche. Ich sah kurz einmal hinter mich und als ich niemanden erblickte betrat ich das Badezimmer. Hinter mir schloss ich natürlich die Tür. Es ist zwar nur klein, aber wirklich sehr sauber.

Ich stellte mich vor das Waschbecken und sah in den Spiegel. Zum ersten Mal betrachtete ich meine Augen wieder genauer. Seit längerem hatte ich versucht es nicht mehr zu tuen. Es machte mich nämlich selbst nach all dieser doch relativ langen Zeit immer noch nervös sie zu sehen. Sie strahlten und schienen eine Unheilsame Botschaft zu verbreiten. Ich sah wieder nach unten und drehte irgendwann den Wasserhahn an. Ein plötzliches Rauschen ertönte und das Wasser begann in einem dicken Strahl in die Keramikschüssel zu fliegen. Ich drückte den Kopf des kleinen Seifenspenders nach unten und ließ etwas von der leicht blauen Flüssigkeit auf meine Hand fließen. Mit der Seife zwischen meinen Hände begann ich sie zu reiben und so zu verteilen, dann hielt ich sie unter den Wasserstrahl. Immer mehr Schaum begann sich über meine Haut zu legen und beim Abwaschen die Bakterien mit sich zu nehmen. 

„Aber Mami es brennt." 

„Ganz ruhig, dass Wasser säubert nur die Wunde. Gleich wird es wieder gut." Die Hand meiner Mutter strich mir sanft über den Kopf und nahm meine Hand. Warmes Wasser floss nun ganz sanft darüber und sorgte dafür, dass der Schmerz langsam begann zu verschwinden.

„So...siehst du. Jetzt ist alles wieder gut." Meine Mutter lächelte ganz warm, doch ich wollte nicht lachen
.

Dunkel konnte ich mich noch an diesen Tag erinnern. Ich war damals aus irgendeinem Grund hinauf auf die Trauerweide geklettert und dann bin ich hinunter gestürzt. Ein laute Geräusch hatte mich erschreckt. Ich war nicht sehr schlimm gefallen, da ich auch nicht sehr hoch gekommen war. Meine linke Hand war nur etwas aufgeschürft und hatte schrecklich gebrannt. Meine Mutter kam kurz darauf nach draußen gerannt, weil sie mich schreien gehört hatte. Da ist doch noch irgendetwas. Irgendetwas ist noch davor passiert. Ich kann mich nur nicht mehr erinnern.

Mein Kopf begann wieder leicht zu dröhnen und ich drückte mir eine Hand auf die Schläfe. Das Wasser hatte ich bereits abgedreht. Mit einer Hand begann ich meine Schläfe zu massieren und die andere stützte ich auf das Waschbecken. Wieso kann ich mich den so gar nicht erinnern. Es schien mir damals so wichtig zu sein, dass kann ich doch nicht einfach vergessen.
Schließlich gab ich es wieder auf und öffnete meine Augen wieder. Mein Blick fiel direkt in den Spiegel und auch auf einen komischen Fleck direkt auf meiner Schläfe. Was ist das?

Ich lehnte mich nach vorne und sah mich genauer im Spiegel an. Ich strich ein paar lose Strähnen nach hinten um den Fleck genauer zu sehen. Er war rot und etwas verschmiert. Blut...

Ich sah auf meine Hand hinunter, um zu untersuchen ob ich mich vielleicht irgendwo verletzt hatte. Das wäre ja nicht das erste mal gewesen. Es war tatsächlich ein tote Linie, die entlang meines Zeigefingers verlief. Noch relativ unbeeindruckt streckte ich meine Hand nach einem Handtuch aus. Ich mach es besser nicht schmutzig. 
Ich zog meine Hand wieder zurück und griff in meine Hosentasche. Da müsste eigentlich noch ein Taschentuch drin sein.

Ich irrte mich nicht und drückte das weiße Tuch auf den roten Fleck auf meiner Fingerspitz und wischte auch die Rinnsale weg. Es schmerzte nicht und dennoch beschloss ich die Wunde etwas mit kaltem Wasser zu säubern. Mein Kopf wurde mit einem mal ganz warm und es begann sich Druck darin anzustauen. Ich kniff die Augen mehr oder weniger aus Reflex etwas zusammen. Das Wasser drang wieder laut aus dem Hahn und ich hielt ohne genau hinzusehen meine Hand unter das Wasser. Plötzlich stieg allerdings ein eigenartig bitterer Geruch in meine Nase. Ich zog meine Hand aus dem Wasserstrahl und betrachtete sie genauer. Mehrere kleine rote Linien zogen sich nun über meine ganze Hand. Mein Herz begann schneller zu schlagen und ich riss trotz stärker werdenden Kopfschmerzen die Augen weit auf. So viel..

Ich hielt die Hand etwas näher an mein Gesicht, um de Flüssigkeit, die nun von meiner Hand tropfte besser sehen zu können. Dabei wurde der bittere Geruch noch stärker und mein Köper schien den gar nicht zu mögen. Widerlich...

Instinktiv hielt ich die Hand wieder unter den Wasserstrahl und wollte es eigentlich abwaschen, als ich sah was anstatt von Wasser aus dem Hahn kam. Liter um Liter der roten, bitter riechenden Flüssigkeit schienen aus dem Hahn zu laufen. Erschrocken wich ich zurück und drückte mir meine rechte Hand gegen den Mund. Der Geruch begann langsam den ganzen Raum zu füllen. Mir ist schlecht.

Ich hielt die Luft an, um nicht noch mehr des Geruches aufzunehmen, dann stürmte ich zur Tür. Flucht war nun das einzige, an das ich denken konnte. Die Tür ließ sich allerdings nicht öffnen. Irgendwann musste ich dann wieder Luft holen. Ich begann zu keuchen und hielt mir schnell wieder den Mund zu. Das riecht so widerlich.

Die mit anscheinendem Blut verschmierte Hand drückte ich gegen meinen Hals und versuchte den Würgreflex zu unterdrücken. Im Hintergrund lief der Hahn immer noch und verbreitete den Geruch weiter im Raum. So schnell ich noch konnte drehte ich mich um und wollt den Hahn zudrehen. Er schien sich allerdings verkeilt oder so zu haben. Mit einer Hand funktionierte es auf jedenfall nicht, als löste ich die zweite Hand von meinem Mund und versuchte es. Er rührte sich aber nicht. Geh schon zu. 

Ich musste wieder würgen und ließ von dem Hahn ab. Meine Hände waren nun beide voll mit diesem stinkenden Blut. Langsam begann es durch meine Haut zu sickern und er fühlte sich wie Nadeln an, die durch meine Haut tiefer krochen. Es war ein leichter und dennoch schrecklicher Schmerz. Meine Kehle begann sich zuzuschnüren und mein Kopf fühlte sich wie eine tickende Bombe an. Durch mein Körper fuhr ein schreckliches Zittern und ich sank langsam auf die Knie. 

„Nein bitte!"

„Hör auf!"

„Warum tust du ihm weh?!"

Vor meinen Augen wurde es hell und es begann zu flackern. Weiße Punkte begannen langsam vor meinen Augen zu tanzen.
„Meine Motive gehen dich nichts an! Du bist ein mieser Heuchler, genauso wie er. Seine Marionette bist du und nichts anderes!"

Eine laute und Hasserfüllte Stimme dröhnte in meinen Ohren. Ich kenne sie. Ich hab sie schon mal gehört.

Soviel Blut. Überall stinkt es nach diesem Blut. Engel können doch Bluten und es stinkt.
„Du bist selbstsüchtig. Sie haben dich verseucht. Werde wieder klar und erinnere dich an deine Aufgabe. Deine Zeit hier ist vorbei."
Er will ihn mir wegnehmen. Er ist ein böser Mann.


Pregnant Where stories live. Discover now