Treuer Freund

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„Verschwinde nun Raphael." Raphael erhob sich und verließ mit schnellen Schritten die große Halle. Jeder Muskel in seinem Körper zuckte. Wut und Verzweiflung flossen durch seinen Körper, wie Gift. Der Boden schien unter seinen Füßen zu vibrieren. Magaretha kam ihm entgegen und bemerkte sofort den Rausch von Gefühlen in seinem Körper. 

„Raphael." Er lief an Magaretha vorbei. Ihm war nicht wirklich danach mit jemanden zu sprechen, zuviel hatte sich begonnen in ihm zu regen. 

„So warte doch!" Er lief weiter ohne auf Magarethas Stimme zu achten. Bald hatte sie ihn allerdings eingeholt. 

„Sag liegst du auf deinen Ohren!" Ihre zarten Finger krallten sich fest in seinem Arm und hielten ihn an Ort und stelle. Raphael entzog sich ihrem festen Griff.

„Lass mich in ruhe. Ich habe keine Lust zu reden." Er lief weiter. 

„Dieses Mädchen....warum hängst du so an ihr?" Raphael blieb stehen. Er seufzte, drehte sich allerdings nicht um, als er begann zu sprechen.

„Das ist eine lange Geschichte...als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, da sah ich etwas an ihr...dass mich anzog. Sie war noch ein kleines Kind und dennoch fühlte ich mich wirklich sehr stark zu ihr hingezogen. Ich tue es immer noch..." Magaretha wurde unruhig bei Raphaels Worten.

„Sie kann sich allerdings nicht einmal an mich erinnern und ihre Gefühle...gehören diesem Monster. Jetzt trägt sie auch noch sein Kind!" Magaretha zuckte bei Raphaels lauter Stimme zusammen.

„Es widert mich an. Dieses Monster. Diese Gefühle, die wie Feuer in meiner Brust brennen und mich für die Worte anderer taub machen." Zögerlich ging Magaretha wieder näher auf Raphael zu und legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. Unter ihren Fingern spürte sie seine Muskeln, die vor Anspannung zuckten. 

„Raphael." Ihre Stimme klang ehrlich besorgt.

„Sie wird mich nie mit diesen verträumten Augen ansehen, mit denen sie ihm ihre ganze Aufmerksamkeit schenkt."

„Sie ist nur ein Geist Raphael, langsam muss du das begreifen. Ihr Leben ist nicht vorgesehen." Magaretha sprach mit so einer Ruhe, doch Raphael wühlte es nur noch mehr auf.

„Versuche nicht mich zu verstehen. Du bist zu kalt." Er setze sich wieder in Bewegung und ließ Magaretha zurück.

Es waren eineinhalb Wochen vergangen seit meinem letzten Besuch bei meiner Ärztin. In meinem Träumen hörte ich allerdings oft immer noch das Schlagen ihres kleinen Herzens. Es war ein stetiger Rhythmus, der mich verfolgte. Ich schlief nicht besonders gut. Das war zwar in der letzten Zeit nicht besonders ungewöhnlich, doch seit den Ereignissen im Zirkus war es noch schlimmer. Seine Erinnerungen blitzen immer wieder auf und keine davon war für mich besonders schön. Eine Erinnerung war mir besonders im Gedächtnis hängen geblieben. 

Die Erinnerung ist am Anfang zunächst noch schwarz, doch ich spüre wie langsam Kälte vom Boden in meine Glieder fließt. Mein Körper fühlt sich taub an. Ich kann mich kaum bewegen. Meine Glieder sind schwer und steif. Ich bin müde und würde mich am liebsten einfach hinlegen, doch etwas hindert mich daran. Ein eigenartige süßlicher und gleichzeitig widerlicher Geruch beginnt mir langsam in die Nase zu kriechen und sich darin festzusetzen. Langsam beginnen meine Augenlieder zu flackern und es bildet sich ein Bild. Wo auch immer ich bin, es ist nur spärlich beleuchtet. Ich lehne gegen einer kalten Wand. Meinem Körper wird zwar mit jeder Sekunde kälter, doch mich selbst berührt die Kälte nicht. Mein schwere Blick folgt den Anweisungen meiner Nase. Es dauert eine Weile, doch schließlich erkenne ich eine Gestallt, die direkt vor mir steht.

„Du siehst wirklich schrecklich aus mein Freund." Gespielt besorgt dring die Stimme aus der Kehle des Mannes, doch ich kann ohne große Anstrengung das Lachen heraus holen.

„Ein Loch im Bauch schmerz trotz Ewigkeit immer noch sehr. Du solltest es allerdings genauso wissen wie ich. Heilt den Herz den schon treuer Freund?" Nun war ich derjenige, der sich amüsierte. 

„Mein Herz kann heilen, doch hat dir dieser kleine Geist nicht dein Herz auf ewig gebrochen. Ist es nicht eher die Angst, die du in ihren Augen sahest, die an deiner Seele nagt und dich schwächt?" Es viel ihm schwer sein Amüsement zu verstecken. Aus meiner Sicht scheint er es allerdings nicht einmal wirklich zu versuchen. 

„Wenigsten bin ich dazu fähig. Du hingegen bist kalt wie Eis und liebst dennoch die Qualen der kleinen Menschen. Ironisch, dass sie dich trotz allem als barmherzigen Engel verehren." Seine Schritte hallen in meinem Gefängnis, als er näher tritt.
„Es ist nicht wirklich ein Zeugnis für ihre Intelligenz, allerdings macht das auch einwenig den Spaß aus." Er schmunzelte.

„Nun aber zurück zu dir, mein Freund. Unser Meister wird es nicht für gut heißen, dass du diese Brut hast weiter Leben lassen und mich dann auch noch angegriffen hast." Er schüttelt gespielt enttäuscht den Kopf.

„Ich muss mich vor deinem Meister nicht rechtfertigen." Wieder dringt ein fahles Lachen aus seiner Kehle.

„Leugne es nur weiter. Wissen wir beide es nicht besser?" Seine kalten Finger legen sich unter mein Kinn und ziehen meinen schlaffen Kopf hoch. Er sinkt in eine halbe hocke um mit mir auf einer höhe zu sein.

„Dein Leben muss schrecklich eintönig sein." 

„So und was machen wir jetzt mit den Verräter?" Seine Hand legt sich fester um mein Kinn und ich kann es leise knacken hören, doch es stört mich nicht.

„Ich kann den Rachedurst und die Wut förmlich aus deinen Augen sprühen sehen. Muss ich doch zugeben, dass mir eine gewisse Menge an Genugtuung bereitet, dich so zu sehen." Seinen freudigen Gesichtsausdruck kann ich nur mit einem stillen Würgen unterstreichen.

„Deine Ansichten sind Pervers. Bereitet es dir nicht mehr als nur einfaches Vergnügen andere zu quälen? Bei Menschen ließ ich dich gerne machen, doch dass du selbiges nun auch bei mir versuchst ist einfach nur widerlich." Sein Blick beginnt sich bei meinen Worten zu verdunkeln.

„So vorlaut wäre ich nicht, mein schöner Lucifer. Deine Position ist dafür mehr als ungünstig. Meister hat mir bei dir freie Hand gelassen und ich würde nur zu gerne mit dir experimentieren." Seine Lippen beginnen sich zu einem teuflischen Lächeln zu formen.

„Wäre dein Meister wirklich so groß, so würde er dir deine Gelüste austreiben. Sie verseuchen seine Geliebten Spielzeuge und lassen mich im Kult steigen." Mit einer schnellen Bewegung reißt er meinen Kopf herum, so dass in meiner Wirbelsäule leicht knackst. Kümmern tut mich das allerdings recht wenig.

„Ach lieber Lucifer! Du bringst allen, die deinem widerlichen Menschlichen Gefühlen unterliegen nur Unheil. Vor allem diesem kleinen Mädchen." Er unterbrach für einen Moment, um meinen Kopf wieder zu nehmen und zwischen beiden Händen fest zu verankern.

„Es wird mir eine Freude sein ihr all die Freude und Unschuld aus ihrem Blick zu rauben, so dass selbst du sie nicht mehr retten kannst. Allerdings genießt du immer noch meine werte Auffassung als Freund, weshalb ich auch sicher gehen werde, dass du alles mitbekommst." Sein Hand legte sich auf meine Brust und drückte gegen mein Fleisch.

„Du hast es ja leide nicht mehr geschafft euer Band für die Ewigkeit zu formen. Es wird also ein leichtes sein sie zu mir zu holen. Sie wird dir aus den Händen gleiten und mein eigenes kleines Spielzeug werden mit dem ich treibe, was in meinem Sinn steht. Nicht einmal Gott oder der Teufel in Fleisch können ihr dann noch helfen." Seine Hand bohrt sich immer fester in mein Fleisch, doch noch bevor er mein schweres Herz erreicht, finde ich in meinem Hass zu meinem einstigen Freund neue Kraft und stoßen ihm eine meiner Hände in seinen Körper. Aus schock erstarrt sein Körper. Ich erhebe mich etwas, trotz dem Gift in meinem Körper. Pechschwarze Schwingen brechen unter großen schmerzen aus meinen Rücken und beginnen langsam uns beide zu umschließen. 

„Gabriel, mein treuer Freund. Sein versichert, dass ich alles tuen werde, um dies zu verhindern. In meinem Kopf bahnt sich bereits ein Plan an, wie ich dich für immer von meinem Antlitz lösche. Zuvor allerdings möchte ich dafür sorgen, dass du mich nicht mehr vergisst."


Mit diesen Worten endet dann die Erinnerungen und alles was mir davon noch bliebt ist ein beeisender Geruch in der Nase und ein metallener Geschmack auf der Zunge. Schon allein die Erinnerungen daran riefen immer wieder diesen Geruch hervor. Ich wurde mit jedem Tag unsicherer, was ich nun von dem allen halten sollte und wer in der Geschichte nun eigentlich der Böse war. 

Ich befand mich auf den Weg zu Briseis, als mich diese Gedanken wieder einholten. Wir hatten uns länger nun schon nicht mehr gesehen und in zwei Tagen begann wieder die Schule. Die letzten Tage habe ich mich nur noch in meinem Zimmer verschanzt und wollte niemanden sehen. Nun schien es mir allerdings wieder als nötig mal rauszugehen, um niemanden zu beunruhigen. 


Pregnant Where stories live. Discover now