kapitel 67 : eines tages nicht

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"Ah, Gäste, wie schön", durchbrach eine Stimme plötzlich die Stille der Eingangshalle des Hotels. Leon, ohne sich umzudrehen, wusste bereits, wer es war. Maxine, seine Zwillingsschwester. Ein erwartungsvolles Zittern durchfuhr ihn bei ihrem Anblick. Ihre Anwesenheit war wie ein Wiedersehen mit einem lange vermissten Teil seiner selbst.

"Ähm ja... haben wir überhaupt ein Zimmer... für die?", wagte Dimitri vorsichtig zu fragen. Seine Augen richteten sich auf die Rothaarige, die gerade ihre gelben Gummihandschuhe abzog und sie neben einen Eimer voll Wasser legte. Die Sekunden zogen sich hin, als Maxine realisierte, wer vor der Rezeption stand. Die Wilden Kerle. Ihre Augen, von einem leichten Schimmer der Überraschung umgeben, verrieten eine Mischung aus Freude und Nervosität.

Die Stille in der Lobby schien geradezu drückend, als Leon sich langsam umdrehte. Ihre Blicke trafen sich, und für einen Augenblick schienen sie allein auf der Welt zu sein. Zeit und Raum schienen sich um sie herum zu krümmen, und ein ungesagtes Band der Geschwisterlichkeit zog sich zwischen ihnen.

"Immer", sprach Maxine schließlich und versuchte, an ihnen vorbeizugehen. Doch Markus, von einer unerklärlichen Intuition geleitet, packte sie am Arm und hielt sie fest.

"Loslassen!", sagte sie ruhig, aber ihr Blick war durchdringend. Es war, als würde Markus eine stille Frage stellen, und Maxine konnte die Antwort darin lesen. Sie löste sich aus seinem Griff und trat einen Schritt zurück, während die anderen Mitglieder der Wilden Kerle sie aufmerksam beobachteten.

Die Lobby des "Zum Tanzenden Teufelstopf" Hotels pulsierte vor angespannter Energie, als Maxine und Markus einander gegenüberstanden. Die Luft war elektrisch geladen, ihre Blicke verrieten mehr, als Worte je ausdrücken könnten. Die Jahre der Trennung und des Schweigens schienen zwischen ihnen zu stehen wie eine unüberwindbare Mauer.

"Du hast es ihnen erzählt!", brach Maxine schließlich das Schweigen. Ihre Stimme klang emotionslos, doch ihre Augen funkelten vor Enttäuschung und Wut, als sie zu Dimitri blickte, der immer noch hinter der Rezeption saß, sein Blick gesenkt.

"Ich äh... sie haben mich gezwungen", antwortete Dimitri zögernd, seine Stimme brüchig vor Schuldgefühlen. Er fühlte sich von allen Seiten bedrängt und hatte nicht erwartet, dass Maxine so plötzlich in die Lobby zurückkehren würde.

Maxine schüttelte nur leicht den Kopf, als könnte sie die Naivität ihres Bruders nicht fassen. "Lass mich raten, Juli hat dir gedroht, sich nicht mehr mit dir zu treffen... alter, ihr beiden seid wie Aiden und Josh aus 'The Originals'...", kommentierte Maxine mit einem leichten Lächeln, das ihre Enttäuschung nur noch deutlicher machte. Ihre Worte verrieten, wie sehr sie sich von diesem erzwungenen Wiedersehen überrumpelt fühlte.

"Ich dachte eigentlich, ich müsste dich nie wiedersehen", fuhr Maxine fort, und in ihren Augen konnte man die Mischung aus Verachtung und tief verborgener Sehnsucht erkennen. Ihr Blick war auf Leon gerichtet, der neben Dimitri stand und die Szene mit angespannter Miene beobachtete.

Er fühlte sich in die Ecke gedrängt, doch er konnte die Schuld nicht von sich weisen. "Du gibst mir die Schuld, dass du die Prüfung nicht gepackt hast... Wer ist schon so dumm und tanzt, obwohl man ein angeknackstes Bein hat?", zischte er, seine Worte voller Bitterkeit und Selbstvorwürfe.

Maxine funkelte ihn herausfordernd an, und die beiden standen sich jetzt von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Die Vergangenheit, die unausgesprochenen Vorwürfe und die zerrütteten Gefühle zwischen den Geschwistern schienen in diesem Moment lebendig zu werden. Die ganze Welt schien für einen Augenblick stillzustehen, während sich die Geschwister in ihren Emotionen und Erinnerungen verloren.

LE VIOLON || ᵈⁱᵉ ʷⁱˡᵈᵉⁿ ᵏᵉʳˡᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt