Chapter 16

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Isaac P.O.V

"Mister Hilton, bitte verzeihen Sie mir, dass ich Sie so spät noch hier her gebeten habe." Der Direktor begrüßte mich höflich, setzte sich aber schnell wieder hinter seinen Schreibtisch.

Ich setzte mich ebenfalls. "Nun, was denken Sie?" fragte er dann. "Über?" erwiderte ich, gelangweilter als ich es eigentlich hab klingen lassen wollen.

"Den Jungen, Nickolas." Warum er Nick mit Nickolas ansprach verstand ich nicht, sein Name war nur Nick.

Seufzend lehnte ich mich zurück und stützte meinen Kopf an meiner Hand ab. "Meine Meinung bezüglich Nick hat sich nicht verändert. Ich bleibe weiterhin dabei, dass er den dritten Verweis nicht verdient hat." erklärte ich dann.

Der Direktor nickte. "Und der Vorfall heute? Im Lehrerzimmer mit der präparierten Kaffeemaschine." Innerlich verdrehte ich die Augen. "Möchten Sie gegen jede Banane, die ein Schüler auf den Boden wirft mit einem Verweis reagieren? Nick hat vorher selbst getestet, wie viel Pfeffer zu viel ist, um keinen zu verletzen."

Auch wenn er das wahrscheinlich nicht freiwillig vor dem Direktor zugeben würde.

"Mister Hilton, wird ein Raub plötzlich milder gewertet, weil der Täter vorher geübt hat, wie sanft er das Fenster einschlagen muss, um niemanden zu verletzen?"

Erstens, was bitte ist das für ein Vergleich? Und zweitens, ja. Man differenziert ja wohl zwischen gewalttätigem Raub und einem Diebstahl.

"Sie sind also immer noch davon überzeugt, dass Nickolas durchaus bereit ist, sein Verhalten zu ändern, in Ordnung." Der Direktor ließ mir nicht einmal die Chance zu antworten. "Ich hab Mister Jones her gebeten. Er soll Sie über Nick aufklären." Er kennt also doch seinen richtigen Namen.

Die Frage, was diese offensichtliche Manipulation, damit ich mich auf die Seite des Direktors stelle, bringen sollte, ersparte ich mir.

"Ich finde Herrn Jones dann wohl im Lehrerzimmer." meinte ich und stand auf. "Einen schönen Abend noch." "Eine letzte Bitte noch, Mister Hilton." Innerlich seufzte ich auf.

"Die Schulrätin wird bald zu Besuch kommen, weswegen ich sie damit beauftrage, Nick für diesen Tag von der Schule fernzuhalten." war das einzige, was der Schulleiter noch sagte.

Er verabschiedete sich nicht von mir, sondern sah still auf die Blätter vor sich.

Der Drang, einfach zurück zu meiner Wohnung zu gehen war groß, trotzdem bog ich ins Lehrerzimmer ab.

"John." murmelte ich. "Bevor du sauer wirst, ich will dir nicht vorschreiben, wie du mit Nick umgehen sollst. Ich hab dir gesagt, dass ich froh bin, den Jungen los zu haben und dabei bleibe ich." erklärte mein Arbeitskollege.

Ich schmunzelte. "Und trotzdem möchtest du mir erzählen, wie schlecht Nick ist." John schüttelte den Kopf. "Ich will dir erzählen, wie fähig Nick ist."

Auf seinen eindringlichen Blick hin setzte ich mich.

"Es war vorletztes Jahr, als Nick gerade erst hier her kam. Damals sollte ich einer jungen Lehrerin helfen, sich hier einzufinden und sie unterrichtet Nicks Klasse." fing John an.

Wir saßen uns gegenüber, völlig alleine im Lehrerzimmer. Klar, wer sollte auch um die Uhrzeit noch hier sein.

"Sie wollte Nick zum Lernen motivieren, er hat das in den falschen Hals bekommen. Die Frau hat täglich Scherzanrufe, Drohbriefe, falsche Feuer-Alarme und mit der Zerstörung ihrer Sachen klar kommen müssen. Dafür hat Nick seinen ersten Verweis bekommen."

Natürlich glaubte ich John. Er hatte schließlich keinen Grund, mich anzulügen. Mein Problem war nur, dass dies das Geschehen aus Sicht eines Lehrers war, nicht aus Nicks Sicht.

"Und sein zweiter Verweis?" fragte ich, ließ mir nicht anmerken, dass mich diese Konversation wirklich zum Grübeln brachte.

Nick ist kein schlechter Mensch. Ein schlechter Mensch würde nicht penibel darauf achten, keinen mit seinen Streichen körperlich zu verletzen.

"Der zweite Verweis kam, als er einen Schüler verprügelt hat." Ich zuckte auf.

"Prügel? Nick zeigt doch kein-" John unterbrach mich. "Kein aggressives Verhalten? Hast du die Akte überhaupt richtig gelesen?" fragte er.

Nein, ich hatte die Geschehnisse, die über ein Jahr her waren und in dieser Akte vermerkt wurden ignoriert.

Ich wollte den aktuellen Nick kennen lernen, nicht den vor ein oder zwei Jahren.

"Die beiden Jungs haben sich während der Pause geprügelt. So wie es aussah hat Nick den Streit angefangen. Er hat ein Aggressionsproblem."

'So wie es aussah', wenn ich das schon wieder höre.

Ich seufzte, fuhr mir mit der Hand durch die Haare und stand auf.

"Danke für deinen Input, meine Meinung bleibt dennoch dieselbe."

Auf meine Worte hin lachte John. "Ich hab nichts anderes erwartet. Isaac, du hast momentan die Macht, dass der Junge dir genug vertraut, um in deiner Wohnung auf dich zu warten und du hast zu viel Vertrauen darauf, dass er in deiner Wohnung nichts anstellt. Kümmer dich um ihn und, das wichtigste, besiege ihn."

Dann dachten auch die Lehrer, dass das hier Nicks Spiel ist.

Ich sagte dazu nichts mehr, verabschiedete mich bloß noch von John, bevor ich endlich zurück in meine Wohnung konnte.

Nick lag auf dem Sofa, fest an ein Kissen geklammert und murmelte leise im Schlaf vor sich hin.

Ha, was mach ich bloß mit dir? Du küsst mich, berührst mich und ich lasse es stumm geschehen.

Jeder will von mir, dass ich auf dem schnellsten Weg dafür sorge, dass du einen Verweis bekommst, aber ich glaube einfach nicht, dass das die einzige Lösung ist.

Und du? Dich scheint das ja alles so gar nicht zu treffen.

Nein, du lebst einfach dein Leben.

Ich ging in mein Schlafzimmer und ließ mich in mein Bett fallen.

Die große Frage bleibt, was soll ich jetzt machen?

A losing Game | BoyXManWhere stories live. Discover now