Chapter 26

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Isaac P.O.V

Beim Frühstück suchte ich die ganze Zeit den Raum mit den Augen nach Nick ab, aber er war nirgends zu sehen.

Irgendwann ließ mich meine innere Unruhe nicht mehr los und ich ging zu dem Tisch, an dem Ron saß.

"Ron, ist Nick noch nicht wach?" fragte ich, zog somit die Aufmerksamkeit des ganzen Tisches auf mich.

"Müssten Sie das nicht besser wissen als ich?" erwiderte Ron. Dann war er nicht bei Ron? Aber Nick wird doch die Nacht nicht irgendwo draußen, im Kalten verbracht haben.

Verdammt, ich hätte ihn gestern aufhalten sollen. Während ich geschlafen hat ist ihm wahrscheinlich sonst was passiert.

"Eigentlich dachte ich, Nick würde bei dir sein. Wir hatten gestern eine Auseinandersetzung." gab ich zu.

Jess, die neben Ron saß, richtete sich auf. "Es ist nicht unüblich, dass Nick das Frühstück verschwitzt. Wahrscheinlich ist er längst in der Schule und plant einen seiner neuen Streiche. Wenn Sie sich jetzt Sorgen um ihn machen, dann hat Nick Sie genau da, wo er Sie haben will."

Ich hoffte, dass sie Recht hatte. Dass ich mir unnötig viele Gedanken machte und Nick sich in der Schule hinter meinem Rücken über mich amüsiert.

Gemeinsam mit Ron und Jess lief ich zum Schulgebäude, doch wir kamen nicht einmal in die Nähe des Eingangs.

Etwas weiter vom Eingang entfernt lag jemand auf dem Boden.

"Vito!" rief Jess und rannte sofort los. Eilig folgte ich ihr und kniete mich neben den älteren Mann.

Er lag, die Arme an die Brust gepresst, auf dem Boden. Es war tatsächlich Vito.

"Vito! Wachen Sie auf!" bat ich und schüttelte den Internatsleiter vorsichtig an der Schulter.

Blut, am Boden neben ihm klebte Blut. Vito war verlezt.

Vor Schmerzen ächtzend richtete er sich auf, legte eine Hand an die Stirn.

"Was ist passiert?" Besorgt legte ich meine Hand an seinen Rücken, versuchte ihn so ein wenig zu stützen.

Vito hustete. "Leute, sie sind in die Schule eingebrochen, haben randaliert. Ich wollte sie verscheuchen." erklärte er mit heiserer Stimme.

Einbrecher? In eine Schule? Das klingt alles überhaupt nicht gut.

"Du blutest Vito, du musst sofort in ein Krankenhaus!" Ron stand neben uns, den Blick besorgt auf Vito gerichtet.

"Kanntest du die Randalierer?" fragte ich, ahnte bereits das Schlimmste vom Schlimmsten.

Bitte lass mich falsch liegen, bitte. Egal, was für eine höhere Machte es geben soll oder eben nicht.

"Die Gang, Charles Gang. Der Mann, der im Internat war." Der, der mir eine auf die Nase gegeben hat.

Rache an Nick? Oder hat er sogar mit ihnen zusammen gearbeitet. Er ist so voller Wut abgehauen, es würde mich nicht wundern, wenn Nick sich in einen solchen Blödsinn hätte reinziehen lassen.

"Jess, bleib du bitte bei Vito und ruf einen Krankenwagen. Mach dir keine Sorgen um irgendwelche Kosten, ich kümmer mich darum. Und Ron, zeig du mir diesen Skatepark, an dem ihr wart." bat ich ernst, ließ meine Jacke da, um Vito ein Kissen geben zu können, bevor Ron und ich los gingen.

"Sie denken es auch, oder?" fragte Ron. "Dass es Nicks Schuld ist." Ich schüttelte den Kopf. "Ich denke, dass es meine Schuld ist."

Ron sagte dazu nichts mehr, blieb aber irgendwann stehen. "Da vorne rechts und dann sind Sie gleich da. Ich bin in physischen Auseinandersetzung mehr als nutzlos, Sie müssen alleine klar kommen."

Ich klopfte ihm dankend auf die Schulter. "Ist okay, geh zurück zur Schule und sag dem Direktor, ich hätte Magenschmerzen oder etwas der Art." bat ich.

Schon von weitem hörte ich lautes Gebrüll.

Dieser Charles, der Größte der Gruppe, brüllte gegen einen kleineren Jungen vor sich an.

"Du hättest ihn umbringen können!" Mein Herz blieb für einen Moment stehen. Meine ganzen vorherigen Ängste und Sorgen bestätigten sich, als ich Nicks Stimme hörte.

Er hat wirklich mitgemacht.

"Und? Du hast doch auch mitgemacht, was spielst du dich jetzt auf einmal auf?" rief dieser Charles.

Nick schuckte ihn nach hinten. "Fick dich!" brüllte er. Noch nie hatte ich den Rothaarigen so wütend gesehen.

Er stürmte von der Gruppe weg, auf mich zu. Wahrscheinlich war Nick so wütend, dass er überhaupt nicht auf seine Umgebung achtete. Zumindest konnte ich mich ihm direkt in den Weg stellen und er lief gegen mich.

"Scheiße, was soll-" Nick stoppte, unterbrach sich selbst, als er mich sah.

"Es sollte mich nicht überraschen, dass du hier bist." meinte ich. "Und trotzdem hab ich gehofft, dass du es nicht bist."

Diese braunen Augen sahen mich so traurig an.

Das war es, was mir die Brust so stark zusammen zog, dass ich glaubte, kaum mehr Luft zu bekommen.

Nick sah unglaublich traurig aus und ich verstand einfach nicht warum. Warum war er so mitgenommen? Und von was?

"Lass uns gehen, bevor deine neuen Freunde dich doch noch zurück wollen." murmelte ich und hielt ihm meine Hand hin.

Stumm vergrub er beide Hände in den Jackentaschen und lief voraus.

A losing Game | BoyXManWhere stories live. Discover now