Chapter 84

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Isaac P.O.V

Nicks Worte hatten mich tatsächlich etwas nachdenklich gemacht.

Aus der Bar wurde nichts, als Nick einen Flohmarkt fand war ihm die Suche nach Alkohol völlig egal geworden.

Tatsächlich erleichterte mich das etwas. Jemand, der eine sehr negative Einstellung zu Alkohol hat und dann trinken möchte, das ist doch nie ein gutes Zeichen.

Dennoch bekam ich seine Frage nicht aus dem Kopf, warum Nick nichts von meiner Familie kennt.

Es war nicht so, dass es große Meinungsverschiedenheiten oder gar Streit gab, wir waren nur einfach alle so in uns gekehrt, dass kaum einer es wagte den anderen anzurufen.

"Ich könnte auch Sex mit dem Typen da haben." Fast erschrocken zuckte ich aus meinen Gedanken und sah zu Nick. "Bitte?"

Leise lachend schüttelte er seine roten Haare. "Seit bestimmt fünf Minuten rede ich auf dich ein und bei sowas krieg ich endlich deine Aufmerksamkeit?"

Gespielt empört sahen mich seine frechen, braunen Augen an.

"Entschuldige bitte, ich hab mich in Gedanken verfangen." gab ich zu. "Hab ich gemerkt." schmunzelte Nick.

Versöhnlich gab ich ihm einen kurzen Kuss. "Tut mir leid, worüber hast du geredet?"

Etwas kindliches leuchtete unter dem frechen Schimmer in seinen Augen auf. "Da vorne ist eine Boxmaschine." meinte Nick und deutete mit seinem Arm auf eine veraltete, schwarze Maschine.

Gott, manchmal war der Junge einfach so knuffig. "Willst du angeben?" fragte ich.

"Das klingt fast wie eine Herausforderung Mister Isaac." grinste Nick. Stumm hielt ich ihm meinen Geldbeutel hin.

"Tob dich aus, vielleicht schläfst du dann heute Nacht früher." scherzte ich. "In deinen Träumen!"

Sofort stürmte er los zur Maschine. Ich folgte etwas langsamer. Jaja, ich hab ihm damals in den Kopf gesetzt, dass er sein inneres Kind erhalten soll.

"Ich hab mal eine von denen kaputt gemacht." erzählte Nick, während er eine Münze einwarf.

"Wie das?" fragte ich neugierig. "Hab den Sack verfehlt, stattdessen richtig an die Seite vom Bildschirm geschlagen. Klar waren danach die Knöchel verstaucht, aber der Bildschirm konnte auch nicht mehr viel außer Schwarzbild."

Auch wenn das Gehäuse sicher alles andere als massives Metall war, ein solcher Schlag muss einiges an Kraft beinhaltet haben.

"Warte kurz." bat ich, damit ich mein Handy rausholen konnte. "So etwas muss für die Nachwelt festgehalten werden."

Mit Leichtigkeit schaffte es Nick, bei dem Scoreboard weit über 900 Punkte zu erzielen.

"Willst du auch mal?" fragte er dann. "Alles, was ausfallende Armbewegungen beinhaltet ist nichts für meinen Körper." antwortete ich ablehnend. "Komm schon, ich zeig dir, wie du schlagen musst."

Ich ergab mich und stellte mich neben Nick. Er erklärte mir, wie ich meinen Arm beziehungsweise eher meine Faust halten sollte.

Eigentlich wollte ich überrascht sein, dass er sich so reif verhält, bis ich seine Hand an meinem Hintern spürte.

"Öffentlichkeit Nick." mahnte ich sanft. "Hier machen die Leute auf offener Straße rum Isaac." erwiderte Nick, machte aber trotzdem einen Schritt zur Seite.

Ich folgte dem, was er mir eben erklärt hatte und versuchte mit möglichst viel Kraft meine Knöchel auf den Boxsack treffen zu lassen.

"Deinen Satz krieg ich Wort für Wort nicht mehr hin, weil du wie ein 80-jähriger klingst, aber wie war das eben mit, sowas ist nichts für dich?" Neckend deutet der Rotschopf auf den Bildschirm.

Tatsächlich hatte nur einen wenig geringeren Score als Nick erreicht.

"Vielleicht bist du einfach nur ein guter Lehrer." meinte ich amüsiert. Nick lachte auf meine Worte. "Besser als du wohl, wer musste damals ständig während Aufgaben jedem alles erklären?" Ah, dieses freche Balg.

Grinsend machte er einen Schritt auf mich zu. Es war ein wirklich schöner Moment, romantisch vielleicht sogar. An uns lief eine Gruppe Jungs vorbei. Sie riefen irgendwas, was Nick augenblicklich dazu brachte, seinen Kopf in deren Richtung zu drehen. "Was ist los?" fragte ich.

Angespannt sah Nick wieder zu mir. "Lass mich nochmal kurz." bat er dann und schob mich sanft zur Seite. Mein Blick ging kurz zu der Gruppe, die wohl selbst wissen wollte, was Nick nun vorhatte.

Mit voller Wucht rammte er seine Faust gegen den Boxsack, erreichte einen noch höheren Score als zuvor. Das schien die Gruppe stark genug einzuschüchtern, dass sie ihre Köpfe senkten und weiterliefen.

"Erklärst du mir, was das war, Chuck Norris?" bat ich. "Deutschland ist vielleicht besser als Amerika, aber auch hier gibt's Arschlöcher, vergiss es einfach." murrte er. Suchend nach einem etwas ruhigerem Ort sah ich mich um. "Komm mal mit." Als ich endlich einen halbwegs stillen Ort entdeckt hatte zog ich Nick an der Hand mit.

Hinter einem der Verkaufsstände stand ein kleiner Laster. Nicht das beste Versteck, doch für den Moment reicht es. "Du bist richtig romantisch, beschützt mich sogar vor Worten, die ich gar nicht verstehe." merkte ich amüsiert an.

Schmunzelnd verdrehte mein wundervoller Freund die Augen. "Du bist bescheuert." meinte er. "Genau wie die. Ignorier sowas einfach." Er nickte und legte seine Arme um meine Schultern. "Nächstes mal wird es deren Gesicht sein und nicht die Maschine."

Jetzt war ich derjenige, der die Augen verdrehte, bevor ich Nick küsste.

A losing Game | BoyXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt