Chapter 76

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Isaac P.O.V

Es war offensichtlich, wer Nicks Mutter war. Tatsächlich erkannte ich es nicht sofort an dem weißen Kleid, was es sowieso Preis gab, sondern an Nick.

Sein ganzer Körper versteifte sich, als er seine Mutter sah. Ich wollte ihn ein bisschen beruhigen und hatte deswegen meine Hand auf seinen Rücken gelegt.

Ein junger Mann in Nicks Alter stellte sich schließlich vor ihn, fing eine Unterhaltung auf Deutsch an.

Es war Markus, der Freund von Nick, dessen Familie dieses Hotel besaß, in dem Nick und ich seit einer halben Woche unter gekommen waren.

Davor hatte ich mich gefürchtet. Dass ich nur dämlich neben Nick stehen kann, unfähig, irgendwas zu verstehen.

"In Englisch hattest du genauso gute Noten wie ich. Ich sag dir, mein Freund kommt und du laberst mich auf Deutsch an." murrte Nick, dessen Laune sich sekündlich verschlechterte.

"Soll ich euch beide alleine lassen?" fragte ich vorsichtig. Schnell schüttelte Nick den Kopf.

Ah, das war eines der wenigen Zeichen, die ich erkannte. Dieses stumme 'Ich brauche dich, geh nicht'.

"Ihr hättet euch wenigstens Hemden anziehen können." meinte Markus, jetzt auf Englisch und deutete auf unsere, sehr freizeitliche Bekleidung.

Nick schnaubte verächtlich. "Wir bleiben nicht lange. Die Braut wollte uns nicht begrüßen, vielleicht hab ich beim Bräutigam mehr Glück." erklärte der Rotschopf und wollte losgehen.

Fast zeitgleich griffen ich und Markus nach Nicks Hand.

Ich muss zugeben, in mir kam etwas Eifersucht hoch. Dass er Nick so nahe kam und jetzt auch noch nach ihm Griff.

Bevor mein Rationalismus mich erreichte hatte mein Körper schon reagiert.

Ohne darüber nachzudenken hatte ich Nick an seinen Schultern zu mir gezogen, weg von dem Jungen.

Kurz sah der Junge mich verwundert an, genauso Nick. "Beruhige dich erstmal." bat ich und strich dem Rotschopf über den Rücken.

Für einen kurzen Moment, sah mich Nick stumm an. Dann schmunzelte er.

"Du vertraust mir, oder?" fragte er. Das heißt doch nie irgendwas gutes.

Aber es wird für mich nie eine andere Antwort geben, als diese. "Mit meinem Leben."

"Dann lass mich los. Ich muss das jetzt tun Isaac, sonst werde ich das auf ewig bereuen." Mit festem Blick sah Nick mich an.

Ich verstand, was er meinte. Nick wollte keinen Rückzieher machen, wenn er nun endlich weiß, was genau er von seiner Mutter möchte.

Obwohl es mir nicht gefiel, ich ließ von Nick ab, machte einen Schritt nach hinten.

Er ging sofort auf den Bräutigam zu.

"Der Typ war früher unser Lehrer." merkte der Junge an. Er sprach fast so gut Englisch wie Nick, obwohl der natürlich einen gewissen Vorteil genoss.

"Ich weiß, er hat davon erzählt." meinte ich. Der Junge grinste. "Hat er dir auch erzählt, dass der Kerl der einzige Lehrer war, den Nick wirklich mochte?"

Dass ich keine Antwort gab reichte ihm wohl als Antwort.

"Er hat sich um Nick gekümmert, ihm bei den Hausaufgaben geholfen und alles. Dann fickt er hinterrücks seine Mom, schon krass."

Ich mag vorurteilend wirken, doch ein schlechtes Vokabular ist dem Anschein nach, zumindest bei der jungen Generation, in Deutschland normal.

"Nick gegenüber würde ich das nie sagen, damit er nicht sauer wird, aber ich find's nicht einmal schlimm." meinte er plötzlich.

Jetzt war ich tatsächlich etwas verwundert. "Darf ich fragen, wieso?" Eigentlich hatte ich erwartet, als sein Kumpel wäre er auf Nicks Seite.

Wenn man in diesem Fall überhaupt von Seiten reden kann.

"Was will man gegen Liebe machen? Du musst das doch wissen, immerhin ist Nick zu lieben sicher auch nicht leicht." meinte er.

Es machte mich wütend, dass er so über Nick sprach. Vielleicht war das ein Humor, den ich nicht teilte, doch, so wie der Junge Nick runter machte, ich wäre gerne einfach weggegangen.

"Ist es nicht meine Sache, wie ich mit meinen Gefühlen zu Nick umgehe?" fragte ich, klang deutlich ernster, als ich es eigentlich rüber bringen wollte.

Markus grinste, freute sich wohl über meine Reaktion. "Du bist tough, das find ich gut. Ich hab hier nicht mehr viel zu suchen, das Paar hab ich schon beglückwünscht."

Eine Frage hatte ich noch, die ich mir nicht verkneifen konnte.

"Wie schaffst du es, unbeschwert mit seiner Mutter zu reden, ohne sauer zu werden?" fragte ich.

Allein ihre Anwesenheit machte mich schon wütend, weil sie Nick einfach im Stich gelassen hat.

"Ist doch ganz einfach, ich liebe ihn nicht. Nick und ich sind Freunde, deswegen würde ich für ihn trotzdem nicht durchs Feuer springen. Für mich ist Nicks Mom einfach nur Nicks Mom und sie heiratet heute."

Laut ihm war die Antwort so simpel, aber ich konnte es einfach nicht nachvollziehen.

"Wenn ihr später abgeholt werden wollt, soll Nick meinen Dad anrufen, der fährt dann her. Wenn ihr euch irgendwo besauft, passt auf, dass ihr nicht von der Polizei erwischt werdet. Nick ist erst in einem Monat Achtzehn und da gibt es für ihn noch einige Einschränkungen, auf die er schon zehn Mal geschissen hat."

Nicks Geburtstag, wie kommt er denn ausgerechnet jetzt darauf?

A losing Game | BoyXManحيث تعيش القصص. اكتشف الآن