Chapter 62

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Isaac P.O.V

Ich setzte mich Nick gegenüber, scannte seinen Körper durch das dünne Shirt auf Verletzungen ab.

Schrammen war ich lange gewohnt, an seinem Körper zu sehen. Jetzt konnte ich nur erahnen, was für Blutergüsse seinen Körper zierten.

"Ich weiß, dass du es hasst aggressiv zu werden. Du erleidest lieber selbst Schaden als ihn anderen zuzufügen. Also, was ist los?" fragte ich.

Nick zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, ich hab einfach nur noch rot gesehen. Die hatten es so richtig auf mich abgesehen, haben die ganze Zeit dumme Sprüche gebracht und dann warst da du." murmelte er schließlich.

"Ich wollte sauer auf dich sein, konnte das aber nicht und das hat mich nur noch wütender gemacht."

Leise seufzend stand ich auf und kniete mich vor Nick auf den Boden.

"Was für eine Chance gibst du jemandem wie dir und mir Nick? Wie lange denkst du hält das? Ein paar Monate, vielleicht sogar ein Jahr. Weißt du, ich kann damit nicht umgehen, ich kann es einfach nicht." meinte ich.

Jetzt führen wir das Gespräch, vor dem ich so sehr Angst hatte.

Das Gespräch, vor dem ich mich die ganze Zeit gedrückt hatte.

"Ich mag dich zu sehr, als dass ich damit umgehen könnte und das zerreißt mich, verstehst du? Es ist nicht so, dass ich nicht mit dir zusammen sein will." meinte ich.

Nick sah mich einen Moment lang stumm an, bevor er lächelte.

Was mein Herz wirklich schmerzen ließ war, dass eine einzige Träne aus Nicks Auge trat und über seine Wange lief.

"Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Ich liebe dich Isaac und mir ist egal, ob es keine gute Zukunftschance für uns gibt." meinte er.

Unser Gespräch wurde davon unterbrochen, dass die Tür aufschlug.

Lea war gekommen. Hinter ihr erschien der Coach. "Hey, Sie können da nicht einfach rein!" meinte er.

"Schon gut, das ist seine Schwester." meinte ich und deutete zu Nick, der ungläubig zu Lea sah.

Ich bat den Coach, zurück zum Spiel zu gehen und schloss die Tür wieder.

Lea hatte sich nun an meiner Stelle vor Nick gekniet, legte ihre Hände an seine Wangen und sah ihn besorgt an.

"Als ich hier ankam haben alle nur darüber geredet, dass ein Spieler ganz schlimm verprügelt wurde. Ich hatte so Angst." beichtete Lea.

"Nick war eher auf der anderen Seite dieser Prügelei." meinte ich und setzte mich wieder auf die Bank.

Der war völlig überfordert. "Ich dachte sie ist vom Schulrat. Wie...Was...Warum Schwester?"

Ich muss gestört sein, denn ich fand seine völlige Verwirrung doch tatsächlich niedlich.

"Wir beide haben nur denselben Vater, sind also Halbgeschwister. Ich weiß auch erst seit einem halben Jahr, dass es dich gibt und wollte dich kennen lernen." erklärte Lea.

"Aber wenn du älter bist als ich..." murmelte Nick. "Ja, unser Vater hatte eine Affäre, während er mit meiner Mutter verheiratet war. Als deine Mutter mit dir schwanger wurde hat er den Kontakt zu uns abgebrochen."

Um Nick etwas Halt bieten zu können setzte ich mich neben ihn und legte meine Hand auf seine Schulter.

"Okay, wow." murmelte er. "Und warum das ganze Schulrat-Ding?"

Lea grinste stolz. "Das habe ich eingefädelt, weil ich, wenn ich dich vielleicht nie als Bruder kennen lernen könnte, wenigstens wissen wollte, wie du als Person bist. Amerikaner sind sehr leicht zu täuschen." Den letzten Satz sprach sie in Deutsch, weswegen ich nicht verstand.

Sicher war das auch so gewollt.

"Aber wie hast du mich überhaupt gefunden?" fragte Nick weiter.

"Deine Mutter. Ich hab mit ihr geredet und sie dazu überreden können, mir zu sagen, auf welche Schule du gehst. Mein Freund ist Amerikaner und wollte schon vor einer ganzen Weile zurück in seine Heimat, so kamen wir hier her."

Einen langen Moment saß Nick einfach nur da, schien das ganze wohl zu verarbeiten.

"Aber wenn Vater eine Familie hatte, warum ist er dann bei meiner Mutter geblieben?" fragte er schließlich.

Sanft lächelnd wuschelte Lea Nick durch die Haare. "Weil unser Vater deine Mutter trotz allem geliebt hat. Meine Mutter und er haben nur gekämpft, es war sein weg zu einer glücklicheren Familie."

"Hat ja gut geklappt." murmelte Nick und strich sich die Haare glatt. Er ging damit deutlich besser um, als ich erwartet hatte.

"Alles okay?" fragte ich dennoch, um sicher zu gehen.

Nick sah zu mir. "Ich hab gedacht, du hast was mit ihr." murmelte er.

Lea kicherte mit vorgehaltener Hand und wechselte erneut zum Deutschen, wohl damit ich nicht verstand.

"Keine Sorge, ich hab ihn nur gebeten, mir von dir zu erzählen. Er hat sehr von dir geschwärmt, immer, wenn wir telefoniert haben."

Ein leichtes Lächeln stahl sich auf Nicks Lippen. "Du hast also nichts mit der Schule zu tun?" fragte er, immerhin er in Englisch.

"Nein, ich bin ausgebildete Psychologien."

Nick richtete sich auf und drehte seinen Körper leicht zu mir.

"Dann wird dich das ja nicht stören." Ich merkte, dass diese Worte mehr an mich als an Lea gerichtet waren, als Nick seine Lippen auf meine legte.

A losing Game | BoyXManWhere stories live. Discover now