Chapter 30

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Isaac P.O.V

Es war überaus früh am Morgen, sicher erst kurz nach sieben. Ich wurde davon wach, dass meine Wohnungstür übermäßig laut ins Schloss fiel. Ich zählte inzwischen schon die Tage, bis sie wirklich kaputt geht.

Tracy schlief noch, wird sie wahrscheinlich bis spät nach neun. Im Gegensatz zu Nick war sie Langschläferin.

Nick selbst war nirgendwo aufzufinden. Er war also schon wieder abgehauen. Statt ihm fand ich einen Notizzettel auf dem Couchtisch. Ich brauchte einen Moment, bis ich die krakelige Schrift entziffert hatte. 'Bin bei Vito', na immerhin hat er dieses mal eine grobe Beschreibung hinterlassen.

Es war die letzten Tage ziemlich kalt draußen geworden. Hoffentlich hat Nick an eine Jacke gedacht.

Da ich nicht allzu viel zu tun hatte räumte ich etwas auf und machte mir Kaffee, bis das Telefon klingelte. "Hilton?" Schnell ging ich ran, damit Tracy nicht durch das Klingeln wach wurde. Es war schon schwer genug, ihr tagsüber aus dem Weg zu gehen.

"Guten Morgen, bitte verzeihen Sie meinen frühen Anruf." Vito, es erleichterte mich, seine Stimme zu hören. "Wie geht es Ihnen?" fragte ich sofort. "Das ist alles ein viel größerer Aufwand als nötig, wenn ich mich diese Ärzte lassen würden wäre ich längst wieder im Internat." antwortete er.

Offensichtlich kann Vito so schnell nichts von seiner Arbeit trennen. Deswegen ist er wohl auch so beliebt unter den Schülern.

"Ich verstehe, dass mein, sich bessernder, Gesundheitszustand auch Ihnen zu verdanken ist. Lassen Sie mich Ihnen danken, indem ich Ihnen eine weitere Bürde auferlege." bat Vito.

Ich verstand seine Worte schnell. Vito vertraute mir genug, um meine Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen. "Natürlich, was immer Sie brauchen." versicherte ich dem älteren Mann.

"Es geht weniger darum, was ich brauche und mehr darum, was Nick braucht. An jedem ersten Wochenende des Monats erhalten die Bewohner des Internats die Chance, von ihren Eltern besucht zu werden. Nick, dessen Eltern diese Chance, wie Sie selbst wissen werden, nicht ergreifen, wird an ebendiesen Wochenenden immer etwas schweigsam und verschlossen. Es wäre wichtig für ihn zu wissen, dass er sich nicht alleine fühlen muss."

Nick tat mir wirklich leid. Ich konnte seine Eltern einfach nicht verstehen. "Das ist das Mindeste, was ich tun kann Vito, machen Sie sich keine Sorgen."

Am anderen Ende hörte ich ihn leise Lachen. "Wenn es um Nick geht ist es schwer, sich keine Sorgen zu machen, finden Sie nicht?"

Wir redeten noch eine kleine Weile, bis es an der Tür klingelte und ich auflegte. Das wird dann wohl Nick sein.

Ich öffnete die Tür und erwartete eigentlich einen ruhigen Nick, doch er stürmte sofort an mir vorbei "Muss pissen!" rief er und verschwand auch schon im Bad.

Was mich noch viel mehr verwirrte war, dass es draußen inzwischen sehr kalt geworden war und trotzdem trug Nick den Pulli in den Armen und sonst nur ein dünnes Shirt. Und sein Shirt war rot befleckt.

"Blutest du?" rief ich ihm hinterher. Natürlich bekam ich keine Antwort, erst als Nick ein paar Minuten später wieder aus dem Bad kam. "Nick, blutest du?" wiederholte ich und sah auf sein Shirt.

"Was? Nein, das ist bloß Ketchup. So'n Typ ist mit seinem Hotdog gegen mich gelaufen." antwortete Nick und ging ins Wohnzimmer. Ich folgte ihm. "Und dein Pulli?" fragte ich weiter. "Hab mir Wasser drüber geschüttet."

Ungläubig verschränkte ich die Arme vor der Brust. "Du hast dir zweimal hintereinander deine Kleidung beschmutzt?" Skeptisch hob ich eine Augenbraue. "Das zweite mal war ja nicht meine Schuld."

Unser Gespräch wurde davon unterbrochen, dass Tracy vom Bad aus schrie. Schnell griff Nick nach meinem Arm. "Vielleicht sollte ich noch was erklären." meinte er. Ich wollte den Jungen eigentlich abschütteln und ins Bad, aber Nick klammerte sich mit aller Kraft an meinen Arm.

"Was ist denn los mit dir?" fragte ich verständnislos. "Wenn du ins Bad gehst darfst du nicht sauer werden, okay?" Irgendwie schaffte ich es, meinen Arm frei zu kämpfen und zum Bad zu eilen.

"Da hat sich was bewegt!" erklärte Tracy und deutete auf die Ecke unterm Waschbecken. "Ich mach es weg!" rief Nick und wollte sich an mir vorbei schieben, doch schnell hatte ich mich ihm in den Weg gestellt. "Du machst gar nichts."

Unter einem Handtuch lag ein kleines Kätzchen. Es winselte leise vor sich hin und rollte sich auf dem Handtuch. "Woher kommt die Katze, Nick?" fragte ich.

"Keine Ahnung, vielleicht ist sie durchs Fenster geklettert." antwortete der Rothaarige und zuckte mit den Schultern. "Und hat sich währenddessen auch gleich einen Verband um die Pfote gemacht?" Wieder zuckte er mit den Schultern. "Ist wohl 'ne sehr kluge Katze."

Mit Bedacht hob ich die Katze vom Boden und deute Nick an, mir zu folgen. "Ich frage dich jetzt noch ein letztes mal, woher kommt die Katze?" Er seufzte. "Hab sie im Park gefunden, sie war verletzt und es ist arschkalt draußen."

Er ließ seine Finger über das Fell der kleinen Katze streichen. "Nick, du weißt genau, dass Haustiere hier verboten sind." 

A losing Game | BoyXManWhere stories live. Discover now