Chapter 42

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Isaac P.O.V

Es tat mir wirklich weh, Nick zu sehen. Ich spürte einen tatsächlichen Schmerz in meiner Brust, als hätte mir sie jemand mit einem Seil abgebunden.

Diesen Schmerz verspürte ich, weil Nick, obwohl er immer noch genau da saß wie am Anfang unseres Gesprächs, mit dem Blick zur Seite auswich. Er ist so stolz, dass er nie freiwillig den Blickkontakt abbrechen würde, aber in Momenten wie diesen sah er zu Boden oder an die Wand.

"Hast du Angst, sie nehmen dich nicht ernst, wenn du über deine Probleme sprichst?" Vorsichtig sprach ich ihn darauf an, bereit, mich verbal zurück zu ziehen.

Ich wusste immer noch nicht, wie und wann es für Nick zu viel war, es war einfach so schlecht einzuschätzen. Noch einmal wollte ich definitiv nicht zu weit gehen.

"Nick, auch wenn du das zu glauben scheinst, du kannst nicht ewig wie eine Maschine funktionieren." Auf meine Worte hin schnaubte er und sah mir wieder in die Augen.

"Ich konnte es, bis du aufgetaucht bist. Du sorgst dafür, dass ich anfange, mir über Gefühle Gedanken zu machen, nicht nur meine eigenen. Als ich im Skatepark war und mich mit Charles gestritten hatte, weißt du, wovor ich am meisten Schiss hatte?" fragte Nick.

Stumm schüttelte ich den Kopf, rutschte etwas näher, um meine Hand auf seinen Rücken legen zu können. "Ich hatte Schiss, dass du sauer bist."

Das war eine weitere Sache, die mich an Nick überraschte. Neben seinen vielen Fassetten gab es eine sehr schüchterne und ängstliche Seite, die sich nach Zuspruch und Fürsorge sehnte, aber aus irgendeinem Grund traute sich Nick einfach nicht, das zuzugeben.

"Komm mit." bat ich und stand auf. "Wohin?" "Nach Narnia. In die Küche, ich brauche einen Kaffee, damit mein Gehirn weiterhin mit schaltet." Außerdem schliefen von dem vielen Sitzen meine Knochen ein.

Nick folgte mir brav in die Küche und setzte sich auf die Theke. "Also du rothaariges Monster, während meiner Zeit hier, hab ich dir je vorgeworfen, dass deine Streiche zu weit gingen?" fragte ich. "Nein." Die Katze fühlte sich wohl auch zu dieser Versammlung einberufen, weswegen ich ihr gleich nebenher noch was zu Fressen gab.

Gott, ich befürchte, dass ich das arme Tier doch nicht wieder in die Freiheit entlassen kann, unabhängig davon, dass hier im Haus keine Tiere erlaubt waren, ich gewöhnte mich ziemlich sehr an das kleine Fellbüschel.

"Und hab ich mich über einen deiner Streiche beschwert oder dich beim Rektor angeschwärzt?" fragte ich weiter. Wieder antwortete Nick mit einem knappen "Nein.", worauf ich ihm schmunzelnd durch die Haare wuschelte.

Mir war selbst bewusst, dass ich das etwas zu oft tat, es war einfach lustig zu sehen, wie Nick seine Haare schnell wieder zu richten versuchte.

"Dann ist das ja geklärt." Fragend sah er mich an. "Was ist geklärt?" Nick zog mich an meinem Ärmel zurück, als ich mich eigentlich der Kaffeemaschine widmen wollte. "Klär mich mal auf Scherlock, noch kann ich keine Gedanken lesen." bat er, klang dabei sogar leicht angenervt.

Manchmal sah Nick wirklich einfach nur süß aus. "Du sagtest, dass du Angst hattest, ich würde dich hassen und ich sage es dir gerne so oft, bis du es endlich glaubst, ich werde dich nicht einfach aufgeben Nick. Ich habe nicht vor, zum Direktor zu gehen und ihm zu sagen, dass ich nicht länger mit dir arbeiten möchte. Diese Angst, die du hast ist allein durch deine eigenen Gedanken entstanden."

Er biss sich auf die Lippe und wand den Blick ab. Ich ließ Nick einen Moment, um meine Worte erst einmal zu verarbeiten und wand mich wieder zur Kaffeemaschine.

"Wenn du sowas sagst, dann krieg ich wieder dieses eklige Gefühl." murmelte Nick, so unverständlich, dass ich kurz revidieren musste, ob ich ihn auch wirklich richtig verstanden hatte.

"Gut, es hätte mich nämlich etwas beleidigt, wenn dir meine Worte völlig egal gewesen wären." scherzte ich. "Haben sich über Nacht unsere Rollen vertauscht? Gestern Nacht warst du noch nicht so selbstbewusst." murrte Nick.

Sein unendlicher Stolz war ein Segen und Fluch zugleich. "Bist wohl doch nicht so dominant, wie du gerne von dir selbst hättest." Bevor sich der kleine Teufel beschweren konnte hatte ich ihm einen Kuss auf die Stirn gegeben.

"Schau mal aus dem Fenster." bat ich, da mir vorhin auf einen schnellen Blick etwas aufgefallen war. Nick war im inneren wirklich wie ein Kind, deswegen wusste ich, dass ihn das aufheitern sollte.

Ich war tatsächlich sehr stolz auf mich, denn ich behielt Recht. Nicks Augen begannen zu leuchten, als er ans Fenster ging.

"Es hat geschneit!" bemerkte Nick mit dieser kindlichen Freude in der Stimme. So fröhlich kenne ich ihn sonst nur, wenn er einen Streich plant oder ausführt.

"Ist Schnee so spannend?" fragte ich amüsiert. "Hör mal, ich komm aus einer der hässlichsten Stadt Deutschlands, Schnee ist für mich wie für euch ein guter Präsident. Man kann darauf hoffen aber zu neunzig Prozent wird es wahrscheinlich nicht passieren." 

A losing Game | BoyXManWhere stories live. Discover now