Chapter 82

804 33 5
                                    

Isaac P.O.V

Ich bestand darauf, das Besteck und den Müll nach unten zu bringen, nachdem Nick schon alles hoch gebracht hatte.

In meiner Vorstellung hatte ich immer viel mehr Probleme gehabt, mich mit anderen zu unterhalten, mich auszudrücken, doch es gab immer mindestens eine Person im Umkreis, die Englisch sprach und mir helfen konnte.

Ich wollte Nick nicht immer eine Bürde sein und ihn bitten, alles für mich zu übersetzen.

Schnell fand ich die Mutter von Markus, die mir freundlicherweise die Teller abnahm.

Während ich ihr das Besteck reichte spürte ich plötzlich, wie sich ein starkes Gewicht gegen meine Seite drückte.

Ich wich zur Seite, konnte aber nicht schnell genug der Tasche ausweichen, die gegen meine Rippen prallte.

"Oh, entschuldigen Sie bitte vielmals!" hörte ich sofort eine Frauenstimme rufen.

Was mich viel mehr verwirrte, als dieser plötzliche Angriff, wenn man es überhaupt so nennen konnte war, dass die Frau sich auf Englisch entschuldigte.

Als ich meinen Blick auf die Frau richtete wusste ich auch warum.

"Frau Bauer, ich nehme an, Sie nehmen es mir nicht Übel, wenn ich das als Absicht ansehe." meinte ich.

Nick war nicht hier, das beruhigte mich. Eine weitere Konfrontation mit seiner Mutter würde ihm sicher nicht Schaden.

"Nun, wirklich auf Ihre Umgebung fokussiert waren Sie ja nicht." erwiderte sie in monotoner Stimmlage.

"Was tust du?" zischte die Mutter von Markus an die Frau neben mir gerichtet.

Natürlich tat sie dies auf Deutsch, aber in so einer Situation brauchte es keinen Übersetzer, um die beiden zu verstehen.

Vor allem, weil Nicks Mutter nicht zum Deutschen wechselte. Wohl, um sicher zugehen, dass ich ihre Worte auch ja verstand.

"Was ist so falsch daran, den Mann sehen zu wollen, den mein Sohn seine 'Familie' nennt? Mit Ihrem Vornamen allein konnt ich nicht viel anfangen, doch ein Blick ins Gästebuch hat mir schnell verraten, wer Sie sind."

Es war eine Drohung versteckt in einer Erklärung.

'Ich weiß, wer du wirklich bist'. Das war die eigentliche Bedeutung hinter allem.

"Isaac Hilton, Sie haben mir eine E-Mail geschrieben. Sie haben mir geschrieben, dass Sie sich Sorgen um meinen Sohn machen, als sein Lehrer."

Ein freches Grinsen zierte ihre Lippen. Ironischerweise sah ich gerade mehr denn je Nick in seiner Mutter.

Diese sadistische Freude, Lea hatte sie nicht. Zumindest hab ich sie bisher noch nie gesehen.

"Sie lesen also die E-Mails, die Ihnen geschickt werden, das ist durchaus überraschend. Für eine Antwort hat es dann aber doch nicht gereicht." merkte ich an und hob das Besteck, was mir bei unserem 'Zusammenstoß' aus der Hand gefallen war, auf.

"Nick hat seinen Abschluss, ich bin nicht sein Lehrer." erwiderte ich, zwang mich selbst zur Ruhe.

Mir bringt es nichts, wütend zu werden, das würde ihr sogar noch helfen.

"Nicht mehr." betonte Nicks Mutter scharf. Sie schmunzelte. "All die Jahre, für die der Junge mich für diese Beziehung verurteilt hat und dann kommt heraus, dass er genauso ist wie ich."

Es wurde zunehmend schwieriger, ihre Worte einfach abzutun.

"Ich denke, seine Gefühle gingen weniger gegen die Wahl Ihres Partners, sondern eher Ihren Erziehungsstil, aber ich bin ja nur Lehrer."

Mit einem letzten Lächeln wand ich mich ab.

Doch, es gab noch eine Sache, die ich loswerden wollte.

"Wissen Sie, ich finde, Nick und Sie sind sich gar nicht so ähnlich. Er hat, im Gegensatz zu Ihnen, das Konzept von Empathie und Reife verstanden." meinte ich.

Ich spürte ihren wütenden Blick im Rücken, doch das war mir relativ.

Zurück zu Nick zu kommen war das einzige, was mich jetzt interessierte.

Der lag auf dem Bett und spielte irgendwas am Handy. "Du hast ja langegebraucht. Hast du die Teller auf dem Weg kaputt gemacht?" fragte er.

Schmunzelnd ließ ich mich neben den Rotschopf aufs Bett fallen. "Nein, ich hab meine Schwiegermutter kennen gelernt."

Förmlich angeekelt verzog Nick das Gesicht. "Bitte, nenn sie nie wieder so."

Amüsiert lachend legte ich meine Hand an seine Wange.

"Was wollte sie?" fragte der Rotschopf und legte sein Handy weg. Ich wollte ihm nicht davon erzählen, dass seine Mutter weiß, in welcher Beziehung und unter welchen Umständen wir zueinander stehen.

Nick hat seinen Abschluss. Es ist vorbei. Ich muss keine Angst mehr haben, dass uns jemand erwischt.

Es gibt kein 'erwischen' mehr.

"Ist das wichtig?" erwiderte ich bloß, wich damit seiner Frage aus.

Nick verstand, dass ich nicht weiter darüber reden wollte.

"Ich hab Lust, was trinken zu gehen." meinte er dann auf einmal. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen.

Nick, der mir Standpauken ohne Ende gehalten hatte, als ich einmal auf einer Feier getrunken hatte schlug jetzt vor, trinken zu gehen?

"Meinst du das Ernst?" fragte ich deutlich verwirrt. "Ich hab mich um dich gekümmert, als du Wein wie Wasser in dich geschaufelt hast. Zeit für dich, auch Mal Babysitter zu spielen."

Schmunzelnd verdrehte ich die Augen. "Was, wenn ich nicht so vernünftig bin wie du und dich machen lasse, wenn du 'aufdringlich' wirst?"

Nick legte kurz seine Lippen auf meine, bevor er grinsend antwortete "Dann lass mich aufdringlich sein."

A losing Game | BoyXManWhere stories live. Discover now