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Die Tage im August 1997 waren alles andere als sommerlich warm. Es regnete wie aus Eimern. Die Straßen waren voller Regenschirme und Passanten, die eilig durch den Regen marschierten, in der Hoffnung halbwegs trocken an ihrem Ziel anzukommen. Am Taxistand wartete Hannah, ein junges Mädchen im Alter von 18 Jahren, unter einem grün gepunkteten Regenschirm. Der Versuch den Regenschirm zu halten und gleichzeitig eine Zigarette anzuzünden, scheiterte, so dass die Zigarette auf den nassen Bürgersteig fiel. „Verflucht!", stieß Hannah hervor, bückte sich und betrachtete die durchgeweichte Zigarette, die gleich ihren Weg in den Mülleimer fand. Ungeduldig schaute Hannah auf ihre Uhr, als schließlich ein roter Polo am Taxistand Halt machte. Hannah betrachtete den Wagen und lächelte als sie den Fahrer erkannte: „Ich habe gehört, du hast ein Taxi zum Flughafen bestellt?", sagte der Fahrer, nachdem er die Fensterscheibe des Polos heruntergelassen hatte. „Ben! Da bist du ja endlich!", sagte Hannah, schloss ihren Regenschirm und glitt elegant auf den Beifahrersitz. Ben grinste seine Freundin an und gab ihr einen Kuss auf die Wange: „Hast du lange gewartet?", fragte er, als er den Blinker setzte und sich wieder in den Verkehr einfädelte. Hannah tat gespielt beleidigt: „Du hast mich im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen lassen, ganze 10 Minuten" Als Ben gerade dabei war, sich zu entschuldigen, fing Hannah an zu lachen: „Nein, alles gut mein Lieber. So schlimm war es gar nicht." Ben atmete auf und griff nach ihrer Hand: „Na dann bin ich ja beruhigt. Wann sollte der Flieger gehen?" Sie wühlte in ihrer Handtasche, um nach dem Ticket zu suchen: „Ehm...da steht es: 18:37 Uhr." Ben nickte. Hannah lächelte Ben verliebt von der Seite an und war froh, ihn als Freund zu haben. Seitdem die beiden 14 sind, waren sie nun ein Paar. Es gab Höhen und Tiefen und auch eine kleine Trennung, dennoch haben sie immer wieder zueinander gefunden uns sich gegenseitig Halt gegeben. Seitdem Hannahs beste Freundin Maite zusammen mit ihren Geschwistern jede Jugendzeitschrift schmückte und noch seltener erreichbar war, war es schwierig für sie mit einigen Situationen in ihrem Leben fertig zu werden. In solchen Momenten war sie froh, dass Ben bis zu einem bestimmten Grad über ihre Situation Bescheid wusste. Natürlich hatte Hannah auch ihre Freunde aus der Schule, dennoch war es nicht das Gleiche wie mit Maite, die sie blind kannte und für die meisten Situationen das richtige Wort parat hatte. Auch Maites Bruder Paddy, der für Hannah eine Art Bruderersatz wurde und durch den Hype noch intensiver in der Öffentlichkeit stand als seine anderen Geschwister, war selten erreichbar.

Ben hielt in einer kleinen Seitenstraße, in der Hannah zusammen mit ihrer Mutter wohnte. Schnell sprang Hannah aus dem Auto und schloss die Tür auf, um ihre Reisetasche zu holen. In der Eile wäre sie fast über Pad, ein Labradormischling, gestolpert, der mit allen vieren von sich gestreckt im Flur lag: „Mensch, Pad, geh doch ins Wohnzimmer auf deine Decke!", fluchte sie und setzte ihren Weg fort, während Pad kurz den Kopf hob, um ihn auch gleich wieder auf dem Boden abzulegen. In ihrem Zimmer angekommen, griff sie sich die fertig gepackte Reisetasche und checkte nochmal, ob sie wirklich alle Reiseutensilien hatte. Anschließend rannte sie auch gleich wieder die Treppen runter, um ihren Weg zum Flughafen fortzusetzen. Hannah schmiss ihre Tasche auf den Beifahrersitz und deutete Ben an, loszufahren.

In der Wartehalle des Flughafens aßen Ben und Hannah noch eine Kleinigkeit, ehe sich Hannah auf den Weg zum Check-In machte. Hannah umarmte Ben zum Abschied innig und küsste ihn stürmisch auf den Mund. „Also dann mein Hase. Ich wünsche dir viel Spaß in Irland und grüß alle ganz lieb von mir", sagte Ben und küsste sie nach jedem Satz. „Das mache ich. Es ist wirklich schade, dass du nicht mitfliegst. Kannst du wirklich nicht nachkommen?", fragte sie traurig. Ben schüttelte den Kopf: „Ich muss doch arbeiten und nebenbei den Umzug nach Münster planen." „Medizin kannst du auch in Köln studieren", sagte Hannah leicht beleidigt. Ben grinste ihr schelmisch zu: „Du kannst auch Psychologie in Münster studieren." „Touché", erwiderte Hannah und gab ihm einen letzten Kuss zum Abschied. Bevor sie durch die Kontrolle ging, drehte sie sich noch einmal zu Ben und winkte ihn zu. Als Hannah dann endlich im Flugzeug saß, lehnte sie entspannt zurück und hing ihren Gedanken nach. Es war so lange her, dass sie Maite das letzte mal gesehen hatte. Sie wusste gar nicht mehr so richtig wie sie jetzt aussah. Sie sah zwar immer wieder Zeitschriften, auf deren Titelblatt immer mal wieder einer der Kellys abgebildet war, vermied es jedoch strikt sich überhaupt eine dieser Zeitungen zu kaufen. Als sie an das eine Cover der Bravo dachte, das Paddy zeigte und in großen Buchstaben den Titel: „Ich bin noch Jungfrau" las, musste sie grinsen. Sie wusste, dass Paddy mit Joelle zusammen war und nach einigen peinlichen Momenten auf dem Hausboot, konnte sie dieser Schlagzeile keinen Glauben schenken.

Bevor der Flieger startete, schrieb Hannah noch schnell eine SMS.

„Hi Maite, ich bin jetzt im Flieger. Wenn alles klappt, lande ich wie geplant in Cork. Ich freu mich!"

Sie schaltete das Handy aus und spielte gedankenverloren an einem alten Lederarmband, dass sie zu ihrem 14. Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Nach langen hin und her und Terminkalender wälzen haben Maite und Hannah einen Zeitraum gefunden, in dem sie beide Zeit hatten und mehrere Tage am Stück zusammen verbringen konnten. Dass ihr Treffen nun in Irland stattfinden sollte, freute Hannah umso mehr, denn nun hatte sie die Möglichkeit alle Kellys wiederzusehen.

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Hallo ihr da draußen! Hier ist wie versprochen die Fortsetzung von "Beste Freundinnen" Viel Spaß beim Lesen :)

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now