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„Ist das dein Ernst?", sagte Maite skeptisch zu Paddy, als dieser den Wohnbereich des Nightliners betrat und vor sich hin grinste. Verwundert über seine Schwester setzte er sich neben sie und schaute sie fragend an. „Was soll mein Ernst sein?" „Chicken pies? Das hast du ja schon ewig nicht mehr gespielt. Sag bitte nicht, dass du das wieder mit auf die Setlist nehmen willst." „Vergiss es, die Zeiten sind eindeutig vorbei." Paddy nahm sich einen Apfel aus der Schale, die auf dem Tisch stand, und biss genüsslich rein. Dabei dachte er an Hannah und musste unwillkürlich grinsen. Maite beobachtete ihren Bruder ganz genau. „Das Lied muss dich ja richtig aufgemuntert haben. Ehrlich, Paddy. Deine gute Laune ist unerträglich." „Gönnst du mir etwa keine gute Laune? Zuerst meckerst du darüber, dass ich schlechte Laune habe und jetzt beschwerst du dich über meine Gute." „Doch natürlich. Ich frage mich nur, was dich so strahlen lässt. Das letzte Mal, als ich dich so sah, warst du mit Joelle...nein! Nein, nein, nein, nein, nein, Paddyboy!" Maite quiekte und war ganz außer sich und zählte eins und eins zusammen. „Warum wolltest du mit Hannah sprechen?" Paddy tat unschuldig, konnte seine gespielt ernste Miene jedoch nicht lange imitieren. „Es hatte keinen besonderen Grund. Ich wollte nur wissen wie es ihr geht. Das ist alles." „Bullshit! Nun erzähl schon. Läuft da etwas zwischen euch? Was ist passiert? Hat es etwas mit Hannah zu tun?" Wie ein kleines Kind löcherte Maite ihren großen Bruder mit Fragen und ließ nicht locker. „Man, Maite du bist echt nervig." „Dann lass mich doch nicht am ausgestreckten Arm verhungern. Nun erzähl schon. Hat deine gute Laune etwas mit Hannah zutun oder nicht?" Paddy verschränkte die Arme: „Vielleicht." Er lachte und strich Maite unsanft über die Haare. Dabei zerstörte er ihre Frisur, was Maite alles andere als lustig fand. „You're such an idiot, Paddy! Aber jetzt mal ernsthaft, bahnt sich da etwas zwischen dir und Hannah an?" Verträumt schaute ihr Bruder aus dem Fenster und seufzte: „Ich weiß es nicht. Vielleicht...ich hoffe es. Wir schreiben viel zurzeit." Maite kannte diesen Blick von Paddy. Zu oft hatte sie diese Sehnsucht bei ihm gesehen. „Oh, Paddyboy. Du vermisst sie ganz schön, was?" Paddys Verschwiegenheit fing an zu bröckeln. Verlegen richtete er den Blick auf seine Hand und drehte seinen angebissenen Apfel von der einen zur anderen Seite. „Ja...sehr sogar. Ich kann an nichts anderes mehr denken als an den Morgen, bevor Hannah nach Köln zurück gefahren ist...wie sie verschlafen da saß...ihr Lächeln und ihre Lippen." Paddy war ganz in seine Gedanken vertieft und rekonstruierte den einen Morgen, der für ihn so viel Bedeutung hatte. Maite fiepte und schlug sich beide Hände vor ihren Mund: „No way. Ihr habt euch geküsst?" Erschrocken über Maites Reaktion, wurde Paddy rot. Hatte er das etwa laut gesagt? Er blickte aus dem Fenster und nickte wortlos. Maite kriegte sich gar nicht mehr ein und freute sich wie ein Honigkuchenpferd. „Ich wusste es! Hat ja auch nur Jahre gedauert, bis ihr beide es schnallt!" Paddy verdrehte die Augen. „Ja, was denn? Ich hab schon immer gesagt, dass ihr mehr seid als Freunde." „Und nicht nur Maite dachte so." Angelo, der ein Teil des Gesprächs mitbekommen hatte, setzte sich dazu und klopfte Paddy auf die Schulter: „Euer freundschaftliches Geturtel war ja gar nicht mehr auszuhalten." Das Wort „freundschaftlich" setzte Angelo mit seinen Händen in Anführungszeichen. „Paddy and Hannah sitting on a tree K-I-S-S-I-N-G. First comes love, then comes marriage, then comes Hannah with a baby carriage." Paddy grinste: „Shut up, man." Maite kicherte und auch Angelo fing an zu lachen. „Nein, ehrlich Paddy. Ich freue mich für dich und hoffe, dass es mit euch beiden klappt." „Das wird klappen", mischte sich Maite ein und strahlte. „Wenn nicht, dann hoffe ich, dass ihr gute Beschützer habt. Egal wer es von euch vermasselt, wird von mir persönlich fertig gemacht." „Hey, jetzt mal langsam, ok? Soweit sind wir noch gar nicht", sagte Paddy. „Ja, noch nicht. Aber was nicht ist, das kann ja noch werden, neind das wird werden! Ich muss morgen erstmal mit Frau Münch ein ernstes Wörtchen reden." Paddy und auch Angelo machten großen Augen. „Warum denn das?" „Es ist jetzt schon über eine Woche her, dass wir in Dortmund waren. Denkst du sie hat nur mit einem Wort erzählt, was da zwischen euch abgeht? Nein! Ich muss das von meinem ekelhaft gut gelaunten Bruder erfahren!" Sie knuffte ihren Bruder leicht in die Seite, stand ein wenig beleidigt auf und verließ den Wohnbereich. Paddy und Angelo grinsten sich an. „Vielleicht erzählst du Maite nicht, dass du es vor ihr wusstest." „Damit sie mich killt? Niemals!"

Zwischen Liebe und FreundschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt