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Am nächsten Morgen wurde Hannah von einem lauten Donnern geweckt. Schlagartig öffnete sie Augen. Sie beruhigte sich jedoch, als sie bemerkte, dass das Donnern von einem heftigen Gewitter ausging, das draußen tobte. Dicke Regentropfen prasselten an das Fenster, die zu einem Hagel übergingen. Hannah liebte solche Momente, wenn es heftig regnete und blitzte und sie gemütlich im Warmen war. Doch dieser Morgen erwies sich als besonders gemütlich. Als Hannah wach wurde, fand sie sich in Paddys Armen wieder. Sein Körper strahlte eine angenehme Wärme aus, so dass sie sich noch näher an ihn herankuschelte. Paddy atmete gleichmäßig vor sich hin. Vorsichtig richtete sich Hannah auf, stützte ihren Kopf auf der einen Hand ab, während die andere auf Paddys Brust verweilte. Sie beobachtete ihn, wie er seelenruhig da lag und schlief. Dabei fühlte sie Tausend Schmetterlinge im Bauch und ihr Herz, das vor Freude tanzte. Ihren Gedanken nachhängend schaute sie ihn einfach nur an. „Bin ich so interessant oder habe ich irgendetwas an der Nase hängen?" Paddy grinste mit geschlossenen Augen, während es Hannah peinlich war von ihm dabei erwischt zu werden, wie sie ihn beim Schlafen beobachtete. Schnell überspielte sie ihre Unsicherheit: „Naja also, wenn ich ehrlich sein soll, hast du da wirklich was an der Nase." Paddy wischte sich mit der Hand durch sein Gesicht: „Weg?" „Nein, ist immer noch da." Er wiederholte den Vorgang, doch Hannah verneinte jedoch jedes Mal, bis sie sich das Lachen verkneifen musste. „Du verarschst mich hier die ganze Zeit, oder?" Nun konnte Hannah nicht mehr an sich halten und lachte drauf los. „Nein, wie kommst du denn da drauf?", sagte sie sarkastisch und versuchte sich von Paddy loszureißen, als er versuchte, sie sich zu schnappen: „Du bist wirklich ein ausgetrickstes kleines Murmeltier." Sie schnitt eine Grimasse und setzte sich im Schneidersitz hin. Paddy setzte sich ebenfalls auf und musterte Hannah von oben bis unten. Sie sah noch so verschlafen aus und ihre Haare standen ihr zu Berge, aber allein der Anblick wie sie nur mit Slip und Top bekleidet dasaß und ihre Natürlichkeit brachten sein Blut zum Kochen. „Was ist? Habe ich jetzt etwas im Gesicht oder ist das jetzt auch nur ein Ablenkungsmanöver?" Paddy schaute sie verliebt an und schüttelte den Kopf. „Nein alles gut." „Wann bist du gestern eigentlich hier gewesen? Ich habe dich gar nicht gehört", fragte Hannah, fummelte ihr Haargummi aus den Haaren und versuchte sich einen neuen Dutt zu machen. Paddy zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Es war schon ziemlich spät und ich habe nicht auf die Uhr geschaut. Dass du Stein nicht wach wirst, war mir klar", neckte er sie, die sich keiner Schuld bewusst war. „Du hast das ganze Bett eingenommen. Also ehrlich. Besonders groß bist du ja nicht, aber dass so ein kleines Persönchen wie du so viel Platz in Anspruch nehmen kann." Hannah warf sich auf ihn: „Da kannst du auch mal sehen, was so ein kleines Persönchen auch wiegt." Paddy prustete los und versuchte sich zu befreien, doch vergebens. Hannah nutzte den Überraschungsmoment aus. Rittlings saß Hannah auf ihm und hielt seine Handgelenke fest. Dafür, dass Hannah echt zierlich war, hatte sie dennoch eine enorme Kraft. Hannah verlor sich in seinen tiefblauen Augen, die förmlich Funken sprühten. Kurz abgelenkt löste sie ihren Griff, so dass Paddy keine Mühe mehr hatte sich zu befreien. Er setzte sich auf und nur wenige Zentimeter trennten Hannahs Gesicht von seinem. Die Spannung zwischen den beiden war unerträglich. Paddy wand seinen Blick nicht ab und verspürte, wie so häufig in letzter Zeit, das Verlangen, sie einfach zu Küssen. „Paddy, was zur Hölle machen wir hier eigentlich?" Doch er antwortete nicht. Wie in Zeitlupe näherte er sich Hannah. „Paddy, was...was...", stotterte Hannah, ehe Paddy seine Lippen mit ihren vereint. Hannah wusste nicht wie ihr geschieht. Zuerst war sie total überrumpelt und starrte Paddy einfach an. Doch als sie auf ihr Bauchgefühl hörte und den Kopf abschaltete schlang sie ihre Arme um ihn und erwiderte diesen zuckersüßen Kuss. Sie merkte wie ihr Herz raste und keine Luft mehr bekam, aber das war ihr egal. Auch Paddys Atem wurde schneller und der Kuss intensiver. Er ergriff ihre Hüfte und zog sie näher an sich, wohl bedacht, seine Lippen nicht von ihren zu lösen. Hannah sog alles in sich auf; seinen angenehmen Duft, seine weichen Lippen. Der Kuss wurde immer intensiver. Er durchströmte Hannahs ganzen Körper. Von seinem Verlangen geleitet, öffnete Paddy leicht seine Lippen, was Hannah erwiderte und sich ihre Zungenspitzen leidenschaftlich berührten. Paddy seufzte wohlwollend auf. Um nichts zu überstürzen verlangsamte er den Kuss, dennoch blieb solch ein Gefühl in diesem, dass Hannah nicht wusste wo ihr der Kopf hing. Vorsichtig lösten sich ihre Lippen voneinander. Verlegen schauten sie sich an und waren völlig außer Atem. Solch einen innigen Kuss hatte Paddy noch nie erlebt und auch Hannah fühlte ähnlich. „Wow", war das einzige, was er erwidern konnte. Hannah lächelte und strich ihm behutsam mit ihrem Daumen über die Unterlippe, ehe sie ihm einen weiteren, sanften Kuss gab, von ihm runter ging und im Badezimmer verschwand. Von dem Kuss beflügelt ließ sich Paddy in die Kissen zurückfallen und konnte nicht fassen, was gerade passiert war. Es war schöner als er sich das je erträumt hatte und grinste in sich hinein.

Hannah stand mit weichen Knien vor dem Waschbecken. Ist das gerade wirklich passiert? Tausend Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Von ‚Oh mein Gott, kann Paddy gut küssen' bis hin zu ‚Warum verdammt lässt du dich zu so etwas verleiten?' war alles dabei. Auf der einen Seite war sie überglücklich, dass der Kuss zu Stande kam. Solche Gefühle hatte sie bei einem Kuss noch nie verspürt. Auf der anderen Seite meldete sich ihr Verstand. Die Angst war groß, dass sich zwischen ihr und Paddy etwas verändern könnte. Sie dachte viel zu viel darüber nach: ‚Was ist, wenn er so etwas gar nicht wollte? Aber wenn er es nicht gewollte hätte, dann hätte er doch sicher aufgehört. Was denkt er jetzt nur von mir? Aber kann es so falsch sein, wenn es sich so gut anfühlt? Oh nein, bin ich etwa wirklich in meinen besten Freund verliebt? Was macht er nur mit mir?' Kopfschüttelnd spritze sie sich kaltes Wasser ins Gesicht und betrachtete sich im Spiegel, ehe sie versuchte sich selbst zu beruhigen und das Badezimmer verließ.

Zwischen Liebe und FreundschaftDonde viven las historias. Descúbrelo ahora