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Nervös ging Hannah in ihrem Zimmer auf und ab. Schon den ganzen Tag stand sie unter Strom. Dabei konnte sie selbst nicht genau sagen wieso. Normalerweise konnte und wollte sie Maite alles anvertrauen. Schließlich kannten sich die beiden mittlerweile so gut, dass sie sich blind vertrauen konnten. Da es diesmal jedoch um Maites Bruder ging, wusste Hannah nicht, wie sie das Gespräch am besten anfangen sollte. Den ganzen Tag über hatte sie sich Floskeln und Formulierungen überlegt, aber jeder Satz klang in ihren Ohren falsch, aufgesetzt oder lächerlich, dass sie es schließlich sein ließ und dem Telefonat mit Maite unvorbereitet entgegen fieberte. „Du sagst einfach, was Sache ist. Was ist schon dabei? Maite wird dir schon nicht den Kopf abreißen. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass Sie nur das Beste für dich und ihren Bruder will", hatte Sandra heute Nachmittag zu ihr gesagt, ehe sie zu ihrer Verabredung ging. Eigentlich war Hannah froh, dass Sandra aus ging und sie ihre Ruhe hatte. Immerhin musste sie dann nach dem Telefon nicht gleich Rede und Antwort stehen.

Endlich klingelte das Telefon und Hannah nahm mit zittrigen Händen das Telefonat entgegen. „Ja?" „Hey, ich bin's. Alles klar bei dir?" „Hi. Klar und bei dir? Du bist ja echt früh dran heute." Hannah versuchte gelassen zu klingen. „Ja, ich bin gleich ins Hotel. Wollte dich ja auch nicht zu lange warten lassen. Außerdem habe ich ein Hühnchen mit dir zu rupfen Frau Münch." „Was? Wieso?", stotterte Hannah und wurde immer nervöser. „Willst du mir vielleicht etwas beichten?" „Beichten eigentlich nicht direkt, nein. Aber ich wollte dir schon die ganze Zeit etwas erzählen. Es hat sich halt nur noch nicht ergeben und ich weiß auch nicht wie ich es sagen soll." Maite wartete gespannt auf ihre Version der Geschichte. So gesehen war sie auch gar nicht wütend auf Hannah. Dass sie jedoch die Chance hatte, ihre Freundin auflaufen zu lassen, wollte sie sich nicht entgehen lassen. „Ja, ich höre." „Also..." Hannah atmete tief durch. Sie beschloss es einfach kurz und schmerzlos hinter sich zu bringen und plapperte, wie immer wenn sie nervös war, ohne Punkt und Komma drauf los. „An dem Abend, wo ich zu viel getrunken hatte, habe ich geträumt, dass ich Paddy geküsst habe. Naja eigentlich weiß ich gar nicht, ob es ein Traum war oder wirklich passiert ist. Hatte ja einen Filmriss. Jedenfalls wusste ich nicht mehr was ich denken sollte und Kira gab mir den Rat auf mein Bauchgefühl zu hören, dann mussten wir ja das Hotel wechseln und ich musste mit Paddy in einem Zimmer schlafen, was ja an sich gar nicht so schlimm war, jetzt aber irgendwie schon, weil ich nicht wusste, wie es weiter geht. Und dann saß da Paddy mit seiner Gitarre und hat da so ein schönes Lied gesungen und dann wollte ich ihn küssen, Jimmy hat aber gestört. Dann war Patricia im Krankenhaus und ich bin eingeschlafen und Paddy kam erst spät in der Nacht und dann sind wir am nächsten Morgen wach geworden, haben herum gealbert und dann haben wir uns wirklich geküsst. Und ich weiß jetzt gar nicht was Sache ist, aber es fühlte sich so richtig an und ich hätte nach dem Konzert so gerne nochmal mit ihm geredet, aber ich musste ja zum Zug und dann hat Paddy mir noch geschrieben und eigentlich schreiben wir gerade viel miteinander. Ich wollte dir das alles schon viel früher erzählen, aber es war immer so wenig Zeit und so....Maite bist du noch dran?" Nachdem Hannah ihre Geschichte erzählt hatte, war es auf der anderen Seite der Leitung still. „Maite, sag doch was. Bist du sauer auf mich?" Nach eine kurzen Pause, die Hannah wie eine Ewigkeit vorkam, antwortete Maite schließlich. „Du bist sowas von verknallt! Holy shit, Hannah. Du bist tatsächlich in meinen Bruder verschossen." Hannah sah Maite förmlich vor ihr, wie sie den Hörer an ihr Ohr presste und breit grinste. „Ich...also...man ja. Bist du jetzt zufrieden? Du hast gesagt, rein theoretisch hättest du nichts dagegen", versuchte sich Hannah zu verteidigen, während Maite anfing zu lachen. „Hey, alles gut. Beruhige dich mal. Ich bin die letzte, die euch das nicht gönnen würde." Erleichtert atmete Hannah aus. „Obwohl ich ja ein bisschen beleidigt bin, dass ich sowas von meinem Bruder erfahren muss", entgegnete Maite, während Hannah verwundert nachfragte: „Wie meinst du das jetzt?" „Du kennst doch meine Hartnäckigkeit. Ich habe Paddy so lange genervt, bis er mir erzählt hat, was Sache ist. Und weißt du was? Du bist der Grund für seine gute Laune." „Wirklich?" „Mhh, wirklich", stimmte Maite ihrer Freundin zu, deren Herz vor Freude Samba tanzte.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now