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Nachdem Hannah das Gespräch mit Sandra beendet hatte, ging sie wieder zu Maite und mit ihr zusammen hinunter, als sie Kathy hörte, die lautstark fluchte: „Das kann doch alles nicht wahr sein! Was ist los mit euch?" Paddy und Joey standen mit verwirrten Blicken vor ihrer großen Schwester. „Woher sollen wir das wissen? Wir sind ja nicht abgehauen, oder?", erwiderte Joey, der mit verschränkten Armen vor ihr stand. „Calm down, Kathy. Patricia ist bestimmt nicht mit Absicht krank." Paddy hielt eine Notiz in der Hand und las sich die Zeilen immer und immer wieder durch. Maite und Hannah betraten den Raum und starrten in die verwirrte Runde. Hannah setzte sich zu Paddy, der ihr den Zettel zum Lesen reichte:

„Guys, I can't make it anymore and need a break hoping feeling better by time. I've to concentrate on myself, finding out what's good for me. I'm going back to Ireland. Stay tuned.

Sorry, Jimmy"

„Joey, wusstest du davon?, fragte Hannah und gab die Notiz an Maite weiter. Joey zuckte mit den Schultern. „Er hatte nebenbei erwähnt, dass er mal raus und etwas anderes machen muss und dachte an Filme drehen oder so etwas." „Und das sagst du uns erst jetzt?" Kathy war außer sich. Wie ein wild gewordener Tiger ging sie auf und ab, ihre Gesichtsfarbe glich immer mehr einer Kirsche. „What the fuck, Kathy! Ich muss dir nicht alles erzählen, was ich mit Jimmy bespreche und was nicht. Es ist und bleibt seine Entscheidung und vor allem wird er seine Gründe gehabt haben, warum er gerade dir so etwas nicht anveraut. Und ganz ehrlich, ich kann es verstehen." „Solche Entscheidungen sollten innerhalb der Familie geklärt werden.", Kathy schrie schon fast und auch Joey wurde lauter: „Nein, falsch. Das sind, wenn überhaupt, Bandangelegenheiten. Die familiären Dinge hat er mit mir besprochen und das reicht. „Joey, Kathy hat recht. Er hätte uns vorher informieren müssen.", warf nun auch Paddy in den Raum. „Damit ihr ihn aufhaltet? Ich sage ja auch nicht, dass er richtig gehandelt hat, aber ich kann nachvollziehen, warum er so handelte." Die Diskussion wurde von Tom unterbrochen, der sie darauf aufmerksam machte, dass es in einer halben Stunde los gehen sollte.

Hannah half Maite mit ihren Haaren. Sie gingen in eines der Badezimmer, das so groß war, dass gefühlt mehrere Badewannen problemlos platz finden würden. „Alles ok, Maite?", fragte Hannah besorgt und löste die Papilloten aus ihrem Haar. Hannah hatte Angst um ihre Freundin, die ihr erst gestern Abend ihr Herz ausschüttete. Was ist, wenn das Verschwinden von Jimmy für Maite eine noch größere Belastung war? Maite konzentrierte sich auf ihr Spiegelbild und zuppelte sich ihre Haare zurecht. Seufzend nahm sie Hannahs Spiegelbild wahr, das sie besorgt anblickte. „Es ist richtig, was Jimmy getan hat. Bevor er sich kaputt macht, soll er sich eine Auszeit nehmen, Ich bin da Joeys Meinung. Wir sind alle immer noch Individuen, haben unser eigenes Leben. Manche wollen das einfach nicht wahrhaben." Maite drehte sich direkt zu Hannah und lächelte sie müde an. „Mir geht es gut. Irgendjemand musste einfach mal den Anfang machen und ausbrechen. Es war nur eine Frage der Zeit und es wundert mich nicht, dass Jimmy der erste ist, der rebelliert." „Maite tu mir einen Gefallen. Wenn du nicht mehr kannst, nimm dir ein Beispiel an Jimmy und mach dein Ding." Hannah drückte Maite an sich, die die Umarmung erwiderte.

Zusammen mit Tom mischte sich Hannah unter die Presse und suchte sich einen Platz in der hintersten Reihe. Gebannt versuchte sie die Menschenmenge zu überblicken. Viele Reporter saßen mit Aufnahmegeräten in den vordersten Reihen, einige saßen dort nur mit Block und einem Stift. Fotografen standen an der Tür bereit und auch das ein oder andere Kamerateam war vor Ort. Hannah musste schmunzeln und an Sandra denken. Sie stellte sich vor, wie ihre extrovertierte Freundin spitze Fragen stellte und nicht locker ließ, bis sie die Wahrheit ans Licht bringen würde. Als alle aufsprangen und Hannah Blitzlichter und das Klicken der Kameraauslöser wahrnahm, ging die Pressekonferenz los. Angelo betrat als erstes den Raum, gefolgt von Maite, Joey, Paddy, Kathy und John. Die Geschwister stellten sich für Fotos eng zusammen und ließen die Blitzlichter und Anweisungen wie Profis über sich ergehen. Von der Wut, die Kathy auf Jimmy hatte und die Spannung zwischen den Geschwistern war wie weggeblasen. Sie waren eben durch und durch Profis. Die ersten Fragen, die gestellt wurden, bezogen sich auf den Umzug in das Schloss. Vor allem Paddy und Kathy übernahmen die Antworten. „Wie teilt ihr euch die Zimmer ein? Gehen die Mädchen in den Ostflügel und die Jungen in den Westflügel oder wie habt ihr das geplant?", fragte eine Reporterin. Paddy lächelte charmant und warf einen zufälligen Blick zu Hannah. „Jeder hat sich ein Zimmer ausgesucht. Ich bin gestern erst zu meinen Geschwistern dazu gestoßen und da waren die guten Zimmer leider schon weg." Einige Lacher waren in der Menge zu hören. „Aber meine Geschwister haben mir dann die restlichen Zimmer gezeigt und ja...jetzt habe ich auch eins." Die nächste Frage wurde von einer Frau mir kurzen braunen Haaren gestellt: „Wenn wir jetzt bei deinen Geschwistern sind; Wo sind Jimmy, Barby und Patricia?" Hannah sah Paddy an, dass er kurz die Fassung verlor, hatte sich jedoch schnell wieder im Griff: „Patricia geht es nicht gut. Sie hat Fieber und ruht sich aus. Jimmy ist in Irland beschäftigt. Er hat beschlossen sich auf das Filmen zu konzentrieren und Barby ist bei unseren Vater geblieben." Die Reporterin nickte und kritzelte wie wild auf ihrem Block herum. Die restlichen Fragen beantwortete Kathy, als es um Denkmalschutz und weitere Angelegenheiten rund um das Schloss ging.

Nach einer Stunde war die Pressekonferenz vorbei. Hannah verzog sich unauffällig auf den Innenhof, während sich die Geschwister samt Dan und Barby auf einem Balkon versammelten und einige Songs des neuen Albums sangen. Nachdenklich betrachtete sie Paddy und seine Familie. "Wie lange erhalten sie diese Fassade noch aufrecht?", fragte sie sich selbst und machte sich große Sorgen, nicht nur um Barby, Patricia und Maite, sondern auch um die anderen und vor allem um Paddy, der alle Tiefen ohne große Probleme meisterte.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now