Zwischen Liebe und Freundschaft

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"Was habe ich denn gestern alles verpasst? Ihr habt euch ja prächtig amüsiert." Kira und Hannah saßen draußen und genossen die letzten warmen Sonnenstrahlen des Tages. Sean saß neben ihnen und malte. Hannah war sehr froh darüber, dass Sean sich alleine beschäftigte. Eine weitere Fußballpartie hätte sie nicht ausgehalten. "Die Frage ist doch eher, was ich verpasst habe. Du hast dich ja super mit Angelo unterhalten. Ehrlich gesagt habe ich gedacht, dass du deine Umgebung gar nicht mehr richtig wahrgenommen hast", erwiderte Hannah und grinste Kira von der Seite an, die prompt verschmilzt lächelte. "Ich kriege mehr mit als du denkst. Lenk nicht vom Thema ab. Du scheinst ja ein richtiges Partygirl zu sein." Hannah lachte laut auf. "Ich und Partygirl? Niemals! Das gestern hatte andere Gründe." Sie schaute in die Ferne und dachte an Ben und Lisa. "Willst du darüber reden?", fragte Kira, die Sean beobachtete und ebenfalls auf einem Blatt Papier rumkritzelte. "Weißt du, es ist echt erstaunlich. Wir kennen uns erst seit gestern, trotzdem habe ich das Gefühl, dich schon ewig zu kennen, also was soll's. Ich habe mich vor kurzem von meinem Freund getrennt. Wir waren ziemlich lange zusammen. Eigentlich war er auch mein erster Freund und die erste große Liebe." Kira hörte Hannah aufmerksam zu: "Oh, das du mir leid." Hannah machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ach nicht der Rede wert. Weißt du, die letzten Tage war ich wirklich am Boden zerstört. Und gestern irgendwie auch. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto besser war diese Entscheidung. Kennst du das? Zuerst bricht gefühlt eine ganze Welt zusammen, dann spürst du nichts als Leere und dann macht es "Klick" und alles ist auf einmal gar nicht mehr so schlimm und du findest dich damit ab und kannst alles ad acta legen." Kira machte große Augen: "Das klingt aber nach einem sehr steinigen Weg, aber ich kann dich gut verstehen. Man braucht die Zeit um erstmal alles zu realisieren. Wie lange wart ihr denn zusammen?" Hannah überlegte und rechnete im Kopf nach: "Puh, vier Jahre? Mit kleiner Unterbrechung." "Wahnsinn! Das ist aber echt eine lange Zeit. Respekt, dass du damit so einfach abschließen kannst." Bevor Hannah darauf antworten konnte, schlenderte ihnen Paddy entgegen und reichte beiden etwas zu trinken: "Hier, zum Restalkohol rausspülen." Hannah schnitt eine Grimasse, nahm das Getränk aber dankend entgegen. Er zwinkerte ihr zu, strich über ihre Schulter und hörte Sean aufmerksam zu, der ihm sein Kunstwerk zeigen wollte. Hannah lächelte und ließ sich ebenfalls Seans Bild erklären, dabei kam sie Paddy sehr nahe. Kira beobachtete das Ganze und grinste. Paddy und Hannah waren sich so vertraut und scheuten die Nähe keinesfalls zueinander. Wie selbstverständlich legte Hannah ihren Arm um Paddy. Sean war ganz aus dem Häuschen und redete begeistert auf die beiden ein. Wenn es Kira nicht besser wüsste, würde man meinen, dass vor ihr eine kleine Familie gegenüber sitzt. "Sean meine Haare sind doch viel länger", sagte Paddy zu seinem Neffen. Doch Sean war es egal. "Und wer soll das sein?" Sean verdrehte die Augen. "Das sieht man doch. Das sind Kira und Angelo." Er deutete auf zwei Strichmännchen, die neben dem gemalten Paddy standen. "Und wer ist das mit den blauen Glupschaugen?", fragte nun Hannah. Sean grinste: "Das bist du!" Paddy fing schallend an zu lachen. "Good job, Sean. It looks great." Er drehte sich zu Hannah und verglich sie mit Seans Zeichnung. "Jepp, das bist eindeutig du. Ist gut getroffen." Hannah lachte: "Na vielen Dank auch." "So, ich muss wieder rein." Paddy stand auf und umarmte Sean von hinten, der sich lauthals beschwerte. Er blieb kurz hinter Hannah stehen und legte seine Hände auf Hannahs Schultern ab. "Wir sehen uns später. Ach so. Kira, kannst du später nochmal bei Angelo vorbei schauen? Er hat dich gesucht, hat jetzt aber nochmal ein Gespräch mit dem Techniker." Kira nickte, während Paddy sich wieder in die Halle aufmachte.

"Ihr beide seid echt süß zusammen", bemerkte Kira beiläufig. Hannah war gerade dabei für Sean einen Elefanten zu malen. "Naja, er ist ja auch echt süß." antwortete sie und wuschelte Sean durch sein Haar." Kira fing an zu lachen. "Eigentlich habe ich den größeren Braunhaarigen gemeint, aber ihr seid auch knuffig." Hannah errötete und lächelte schief, sagte jedoch nichts. "Ihr kennt euch auch schon lange, oder? Maite hat mir ein bisschen erzählt wie ihr euch kennen gelernt habt und dass du auch sehr gut mit Paddy auskommst." Als Kira diese Worte aussprach, musste sie unwillkürlich daran denken, wie sie Maite kennen gelernt hatte und wie sie mit Paddy rumalberten, wie sie sich stritten und gegenseitig nervten. Sie dachte an die tiefgründigen Gespräche, die sie mit Paddy führen konnte, wie sie sich gegenseitig Beziehungsratschläge gaben und sich an ihren Schultern ausweinten. "Hey, du! Bist du noch bei mir?" Kira schnipste mit ihren Fingern vor Hannahs Nase herum, die hochschreckte. "Ja...ja ich bin noch da. Was hast du gerade gesagt?" "Ich meinte nur, dass du dich gut mit Paddy verstehst." "Oh ja, wir verstehen uns wirklich prächtig. Eigentlich sind wir wie Geschwister." Hannah verglich bei jedem, der sie darauf ansprach, diese enge Beziehung mit Geschwisterliebe. Dieses Mal jedoch passte ihr diese Beschreibung überhaupt nicht. Kira bemerkte einen zweifelnden Unterton in Hannahs Stimme und hakte weiter nach. "Es klang, als wäre da ein aber." Hannah seufzte und setzte sich auf. Sie wusste nicht, woher diese Vertrautheit zu Kira kam, doch bevor sie sich weiter den Kopf zerbrach, musste sie mit jemanden darüber reden. "Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Keine Ahnung, ob das der ganze Stress mit Ben ist, ich Ängste habe, alleine zu sein oder einfach nur verkorkt bin." Prüfend sah sie zu Kira, dessen Gesicht sie aufmerksam anschaute und ihr das Gefühl gab nicht allzu verrückt zu sein. "Ich habe gestern zu Maite gesagt, dass ich früher tierisch eifersüchtig auf Joelle war. Vielleicht war ich doch ein wenig verknallt in Paddy. Zu der Zeit fing aber auch das ganze mit Ben an und der große Erfolg." Kira nickte. "Ja, ich erinnere mich. Joelle war damals auch nicht so gut auf dich zu sprechen. Sie und Paddy haben sich öfter gestritten deswegen." "Und gestern...", sagte Hannah und schüttelte den Kopf." Ich habe einen totalen Filmriss und kann mich nur bruchstückartig an gestern Abend erinnern." Kira schaute verwirrt. "Aber was hat das mit Paddy zu tun?" Hannah zögerte: "Kannst du etwas für dich behalten?" Als Kira nickte fuhr sie fort: "Ich habe Paddy geküsst...glaube ich. Ich weiß nicht, ob ich es geträumt habe oder das ganze wirklich passiert ist. Es hat sich so real angefühlt." Normalerweise hätte Hannah mit einem Quieken oder mit einer Kira gerechnet, die wegen dieser Aussage völlig aus dem Häuschen ist, doch Kira blieb ruhig und überlegte. "Wenn du daran denkst, was fühlst du denn dabei?" Hannah war sichtlich überfordert. "Ich weiß es nicht. Es hat sich so gut angefühlt...irgendwie." „Hannah, ich will dir jetzt nicht meine Meinung aufzwängen. Was du empfindest musst du letztendlich selbst wissen. Wenn ich dir einen Rat geben darf, achte einfach mal drauf, was du fühlst, wenn du in Paddys Nähe bist. Das soll jetzt nicht kitschig klingen oder so, aber ich weiß nicht wie ich es anders formulieren soll: Hör einfach auf dein Herz." Hannah seufzte laut auf: „Ach, Kira. Wahrscheinlich hast du gar nicht so unrecht."