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Verwundert musterte Hannah Paddy, der komplett angezogen auf dem Bett saß uns gerade dabei war seine Schuhe anzuziehen. Als er sie bemerkte, schaute er sie entschuldigend an: „Joey war gerade da. Wir müssen noch die Setlist besprechen und fahren schon früher in die Halle." Hannah nickte enttäuscht als er an ihr ins Badezimmer vorbei huschte. So schnell wie das Höhegefühl kam, war es auch schon wieder verflogen. Dabei konnte sie das eigentlich nachvollziehen. Jetzt wo Patricia ausfiel, musste eben umdisponiert werden und das nahm selbstverständlich Paddys Zeit in Anspruch. Hannah schob die Gardinen zur Seite und schaute aus dem Fenster. Es regnete immer noch wie aus Eimern, aber immerhin war das Gewitter weitergezogen.

Paddy riss die Badezimmertür auf und setzte sich ein Baseballcap auf. Er hatte es ziemlich eilig und schmiss sämtliche Sachen einfach in seine Tasche. Als er dabei war zu gehen, drehte er sich nochmal zu Hannah und lächelte sie an: „Wir reden später, ok?" Sie erwiderte sein Lächeln und nickte. Paddy wollte gerade die Tür schließen als er sich es doch nochmal anders überlegte, wieder in das Zimmer kam und Hannah einen stürmischen Kuss auf die Wange drückte. Ihr Bauch schlug Purzelbäume und die Gedanken, die sie an dieser Sache mit Paddy zweifeln ließen waren wie weggeblasen. Fröhlicher als sonst, packte sie ihre Tasche und beschloss auch nochmal duschen zu gehen. Der Tag würde heute sehr lang werden. Das letzte Konzert in Dortmund stand an und sie selbst musste zurück nach Köln.

Nachdem sie sich angezogen und ihre Sachen gepackt hatte, suchte sie Kiras Zimmer auf und klopfte an der Tür. Hannah hoffte, dass Kira auch noch da war, damit sie nicht alleine frühstücken musste. Kira öffnete jedoch noch ziemlich verschlafen die Tür: „Oh, guten Morgen. Willst du schon los?" Sie lächelte ihre neu gewonnene Freundin an. „Schon ist gut. Ich dachte, wir frühstücken noch zusammen, bevor wir losgehen. Kira gähnte genüsslich: „Das klingt nach einem Plan. Komm rein, dann mache ich mich schnell fertig." Hannah betrat das Zimmer und setzte sich an den Schreibtisch. „Wart ihr noch lange wach?" Kira nickte: „Maite und ich haben noch lange miteinander geredet. Ich glaube, das hat sie wirklich gebraucht." „Ihr geht das alles ziemlich nahe, oder? Geht es ihr denn besser?" Kira riss die Gardinen auf und stöhnte missmutig auf, als sie das Wetter draußen sah. „Ja, ich denke schon. Nach dem langen Gespräch wirkte sie auf jeden Fall entspannter." Schnell verschwand Kira im Bad und machte sich fertig. Allerdings war es schon so spät, dass die Frühstückszeit vorbei war, so dass sie sich so auf den Weg zur Halle machten. Die Stimmung in dort war jedoch alles andere als entspannt. Paddy und Jimmy zickten sich an. Alle wirkten gereizt und gestresst. Von der Leichtigkeit der früheren Straßenkonzerte war schon lange nichts mehr zu spüren. Kira und Hannah wollten keine Last sein und zogen sich zurück, während Paddy ständig von Tontechniker und Sicherheitspersonal hin und her rannte, und versuchte alles zu regeln, und Joey und John sich um die Instrumente kümmerten. Von Maite und Barby war die ganze Zeit nichts zu sehen. Dieses Mal blieb auch nicht die Zeit für ein gemeinsames Essen, so dass jeder, wenn er gerade Zeit hatte, zum Catering schlenderte und hastig etwas zu sich nahm.

Nachdem auch Kira und Hannah sich etwas Essbares geholt hatten, spazierten sie durch die Halle und beobachten die Leute bei der Arbeit. Bei dem Wetter war es den beiden nicht möglich sich draußen hinzusetzen, so dass sie sich irgendwann neben der Bühne niederließen, von wo aus sie sich auch immer die Konzerte anschauten. Von diesem Platz aus konnte Hannah Paddy perfekt beobachten, wie er über die Bühne rannte und Anweisungen gab. Kira fiel auf, wie Hannah immer wieder unauffällig zu Paddy schaute und anfing zu grinsen. „Dich hat es wirklich erwischt." „Was meinst du da mit?", fragte Hannah. „Na du und Paddy. So wie du ihn anhimmelst. Das sieht ein blinder mit einem Krückstock." Hannah zog ihre Beine an, versteckte ihr Gesicht und nuschelte durch ihre Hände: „Jaaaa...leugnen kann ich das jetzt eh nicht mehr." „Das wurde auch Zeit", antwortete Kira und lächelte Hannah an.

Der ganze Stress, der den Tag über herrschte, war auf der Bühne wie weggeblasen. Auch wenn Hannah merkte, dass Patricia fehlte, waren die Fans gut drauf und sangen alles mit. Diesmal blieb Angelo, Paddy und Maite nichts anderes übrig als nach dem Konzert vor die Fans zu treten und Autogramme zu schreiben, sich für Fotos zur Verfügung zu stellen und Fragen zu beantworten. Hannah guckte ungeduldig auf ihre Uhr. Da ihre Mutter sie nicht abholen konnte, beschloss sie mit dem Zug zurück nach Köln zu fahren. Sie war schon spät dran, wollte sich aber unbedingt noch von Maite, Paddy und Angelo verabschieden. Auch Tom guckte ständig auf die Uhr, da er Hannah zum Bahnhof fahren sollte: „Hannah, wir sollten so langsam wirklich los." Es brachte nichts. Sie nickte: „Gib mir noch fünf Minuten, dann können wir los." Schnell rannte sie zu Kira und zu den anderen, die bei ihr standen, und verabschiedete sich von ihnen. „Willst du dich nicht noch von Maite und so verabschieden?", fragte Kira sie verwundert. „Das würde ich wirklich liebend gerne, aber wenn ich jetzt noch länger warte, verpasse ich meinen Zug. Kannst du Maite und Paddy sagen, dass es mir wirklich leidtut und ich mich wirklich, wirklich gerne persönlich von ihnen verabschiedet hätte? Ich ruf die beiden an, so bald ich zu Hause bin. Und umarme Angelo von mir." „Klar, ich richte es ihnen aus." Kira umarmte Hannah, bevor sie allen nochmal zuwinkte und sich von Tom zum Bahnhof fahren ließ.

Als Hannah im Zug saß, ließ sie die drei Tage noch einmal Revue passieren. Was in 72 Stunden alles passieren und wie sich Dinge ändern können. Wie gerne hätte sie sich von Maite nochmal verabschiedet. Die letzten Tage ist sie irgendwie zu kurz gekommen und sie hatte ein schlechtes Gewissen. Immerhin war sie doch ihre beste Freundin und sie wusste nichts von dem, was sich zwischen ihr und Paddy anbahnte. Hannah dachte an Paddy, an ihren besten Freund, den sie heute Morgen küsste. Zu gerne hätte sie noch auf ihn gewartet und mit ihm über die ganze Sache geredet. Diese Unwissenheit, was zwischen ihnen war, machte sie verrückt. Dass sie nicht wusste, wie er darüber dachte, brachte sie nur zum Grübeln und sie stelle sich die schlimmsten Szenarien vor; dass die Freundschaft jetzt vorbei ist, dass nichts mehr so sein wird wie es vorher einmal war und er gar nicht so dachte, wie sie.

Das Brummen ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken. Sie schaute auf das Display und öffnete eine Nachricht, die ihr ein breites Lächeln in ihr Gesicht zauberte:

„Nein! Jetzt haben wir uns wirklich verpasst! That's sucks. Ich hätte dich so gerne nochmal in den Arm genommen...und das von heute Morgen wiederholt? ....Vermisse dich jetzt schon, Murmeltier. Love, P."

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now