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Die Stimmung im Pub endete feucht fröhlich. Da Nicole diejenige war, bei der der Nachhauseweg am kürzesten war, beschlossen Nora, Hannah und Sandra bei Nicole Unterschlupf zu finden. Allerdings dauerte der Weg nach Hause, für den man normalerweise 10 Minuten brauchte, länger als 30 min, da Sandra immer wieder torkelte und ständig stehen blieb: „Hannah, du musst Ben jetzt schreiben und ihn fragen, was da Sache ist. Du wirst in deinem Leben nicht mehr froh." Hannah, die zwar auch einige Biere getrunken hatte, war noch bei klarem Verstand und schüttelte den Kopf: „Heute melde ich mich bestimmt nicht mehr bei ihm." „Hannah, gib mir dein Handy, ich mach das für dich." „Ganz sicher nicht, Sandra." Hilfesuchend schaute sie zu Nora und Nicole, die sich das Lachen nicht verkneifen konnten. ‚Na das kann ja eine Nacht werden', dachte Hannah. Als sie endlich bei Nicole ankamen, mussten Hannah und Nora Sandra aus ihren Klamotten helfen. Ihre Stimmung schlug von heiter zu speiübel um, so dass sie es gerade so schaffte, ins Badezimmer zu torkeln und sich dort zu übergeben. Währenddessen kramte Nicole sämtliches Bettzeug aus ihrem Schrank und klappte ihr Schlafsofa aus, besorgte einige Wasserflaschen aus der Küche und suchte im Arzneischränkchen nach Aspirin. Nachdem jeder der Mädchen sich provisorisch bettfertig gemacht hatte und Sandra auf das Schlafsofa verfrachtet wurde, hockten die übrigen drei auf dem Boden neben Sandra und tranken Wasser mit Aspirin. „Und was machst du jetzt wirklich?", fragte Nora und nahm einen großen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Hannah zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Eigentlich finde ich es gar nicht so schlimm, wenn Ben sich mit Freunden trifft, ich habe auch kein Problem mit Freundinnen", betonte Hannah. „Immerhin hat er ja auch nichts gegen meine Freunde, oder? Ich sollte ihm vertrauen." „Mit ‚Freunde' meinst du doch hauptsächlich Paddy, richtig?", fragte nun Nora und schaute zu Hannah, die verlegen an dem Etikett von ihrer Wasserflasche knibbelte. „Ja, natürlich." „Ich finde ja, du und Paddy passt viel besser zusammen als du und Ben", mischte sich nun auch Nicole ein. Hannah verdrehte die Augen. „Nicht schon wieder. Das Thema hatten wir doch schon so oft." Nicole grinste. „Ich bleibe bei meiner Meinung und ich muss zugeben, dass ich Maite da auch recht gebe." Hannah blickte sich ruckartig zu Nicole um: „Was willst du damit sagen? Was hat Maite damit zutun?" Nicole hielt sich die Hand vor den Mund: „Verdammt, das Bier lässt mich quasseln wie ein Wasserfall." Nach dem Drängen von Hannah gab sich Nicole geschlagen: „Ok, ok ich erzähl ja schon. Weißt du noch das eine Konzert, hier in Köln letztes Jahr, wo wir alle zusammen waren?" Hannah nickte. An dieses Konzert konnte sie sich nur zu gut erinnern. Nach diesem saßen sie zusammen mit allen Kellys im Backstagebereich fest, weil sich eine ganze Masse von Fans vor der Halle campierten und mehr oder weniger der Weg zum Bus versperrt war. „Du und Paddy habt euch so gut unterhalten und rumgeschäkert. Ich habe euch beobachtet und Maite ebenfalls. Jedenfalls ist sie derselben Meinung wie ich, dass ihr gut zusammenpassen würdet, aber halt den Wald vor lauter Bäumen nicht seht." „Ok, das ist nichts Neues. Das weiß ich doch alles schon. Und an meiner Meinung hat sich nichts geändert. Wir sind Freunde." „Friends mit Benefits vielleicht." Nora, die normalerweise immer sehr ruhig und bedachte Worte wählte, schaute nun Hannah eindringlich an. „Ja guck nicht so. Ich denke da auch so wie Nicole." Hannah, die über Noras Worte erstaunt war, wusste nicht mehr was sie sagen sollte. „Ach ihr habt doch keine Ahnung!" Sie stand auf, schnappte sich ihr Handy und ging mit schnellen Schritten ins Badezimmer. Dass Maite so dachte, war ihr schon seit vielen Jahren klar und sie machte auch kein Hehl draus. Dass jedoch Nora und Nicole ebenso dachten, verwirrte sie umso mehr und brachte sie zum Grübeln. Trotzig entsperrte sie ihr Handy und schrieb Ben.

„Hey. Es tut mir leid. Ich war einfach nur enttäuscht und dachte, wir verbringen das Wochenende zusammen. Natürlich habe ich dich vermisst, sonst wäre ich ja nicht so enttäuscht gewesen."

Sie starrte auf das Display und hoffe, dass sie das richtige tat. Ihre Kurzschlussreaktionen kannte sie nur zu gut und viele von denen sind auch schonmal nach hinten los gegangen. Hannah wollte es ihren Freundinnen einfach nur beweisen und zeigen, dass an ihren Meinungen und Vermutungen in Bezug auf Paddy nichts Wahrhaftiges dran war. Natürlich hatte sie des Öfteren schon einmal darüber nachgedacht, wie ihre Gefühle zu Paddy sind. Immerhin war sie ziemlich lange sehr eifersüchtig auf Joelle, was sie jedoch unterdrückte. Sie fühlte sich wohl bei Paddy und es erstaunte sie immer wieder wie gut sie sich, obwohl sie sich nicht regelmäßig sahen, verstehen. Bei solchen Treffen gab es nie so eine Art Annäherungsphase, im Gegenteil. Immer, wenn sie sich trafen, war es so, als ob sie sich nur ein paar Tage nicht gesehen hätten.

‚Nein, ich habe keine Gefühle für Paddy, die über Freundschaft hinausgehen und ich werde sie auch nie entwickeln', sagte Hannah zu sich selbst. ‚Schließlich werden von seiner Seite aus niemals solche Gefühle für mich zustande kommen.' Ihr Handy vibrierte und ließ sie aus ihren Gedanken hochschrecken.

„Mir tut es auch leid. Ich habe mit Lisa gesprochen, wir verschieben das ganze und wir können am Wochenende deinen Umzug durchziehen und noch etwas unternehmen."

„Wie gnädig von dir", zischte Hannah und schluckte ihre Wut runter. Sie wollte das Kriegsbeil begraben und keinen neuen Streit anfangen. Innerlich brodelte es jedoch in ihr. Sollte sie doch ein Auge auf Ben und Lisa haben?

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now