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Um die Mittagszeit wurden Hannah und Paddy wach. „Guten Morgen, Murmeltier. Hast du gut geschlafen." Hannah gähnte genüsslich und nickte: „Und du?" Paddy rieb sich den Nacken: „Hätte besser sein können." Er spürte, wie sie an seiner Schulter lächelte. „Warum bist du eigentlich hier? Solltest du nicht in Dortmund sein?" „Maite hat mich gestern angerufen und mich gebeten nach dir zu sehen." „Typisch Maite. Das hätte ich mir auch denken können." Paddy löste sich von Hannah und streckte sich. „Ist es ok, wenn ich erstmal duschen gehe? Danach mache ich uns ein paar Rühreier." Hannah nickte, ehe ihr etwas einfiel: „Paddy, es sind überhaupt keine Eier da." Paddy drehte sich nur zu ihr um und lachte: „Du hast gestern aber auch gar nichts mitbekommen, oder? Mach dir keine Sorgen, ich habe an alles gedacht." Er machte sich auf den Weg ins Badezimmer und ließ Hannah verwundert zurück. Sie nahm ihre Umgebung nach einigen Tagen wieder bewusst war und merkte, dass Paddy gestern wohl auch aufgeräumt haben musste. Mit schnellen Schritten ging sie in die Küche und sah auch hier die Ordnung. Sie lächelte, machte Tee und deckte den Frühstückstisch. Nachdem Paddy fertig geduscht hatte, machte er das versprochene Rührei, während Hannah ihn dabei beobachtete und ihren Tee trank. „Das habe ich ganz vergessen. Du warst ja bei Joelle! Wie wars denn?" Paddy blickte über seine Schulter zu ihr: „Es war recht angenehm und alles ist geklärt." „Was? Erzählt", sprudelte es aus Hannah nur so heraus, was Paddy zum Lachen brachte. „Immer mit der Ruhe." Er füllte ihre Teller mit Rührei und setzte sich zu ihr. „Los, jetzt erzähl schon, ich bin tierisch neugierig." Paddy grinste: „Erst ein paar Happen Rührei, dann erzähle ich dir von Gestern." Schnell gabelte Hannah etwas Rührei auf und starrte Paddy erwartungsvoll an. „Das war ja einfacher als gedacht." „Also?", drängelte Hannah. Er fing ganz von vorne an zu erzählen: „Also als ich gelandet bin habe ich Joelle angerufen und ihr gesagt, dass ich in Belgien bin und gerne mit ihr reden will. Sie war etwas verblüfft, aber sie willigte ein. Ich bin dann zu ihr gefahren und dann haben wir uns ausgesprochen. Joelle hat mir erzählt, dass sie schon lange nicht mehr mit der Beziehung zufrieden war und dass wir uns auch einfach auseinandergelebt haben. Die Entfernung und ihr Studium machten es auch nicht gerade einfacher. Sie hat ständig überlegt, wie sie mir ihr Gefühlschaos erklären sollte und die einfachste Lösung war für sie auf Abstand zu gehen." Hannah unterbrach Paddy: „Haben dich diese Worte überhaupt nicht getroffen?" Paddy schüttelte den Kopf: „Nein, im Gegenteil. Ich war sehr froh drüber, dass sie so ehrlich zu mir war. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich ähnlich fühle und es mir deswegen auch leidtut. Wir haben schon lange nicht mehr so offen über alles sprechen können und wir haben beschlossen Freunde zu bleiben. Ich hoffe, sie findet jemanden, der sich glücklich macht." Hannah nickte gedankenverloren: „Das ist wirklich schön, dass das mit euch im Guten endet." Paddy lächelte: „Ja das bin ich auch."

„Willst du über Ben reden?", fragte Paddy nach einer Pause. Hannah schnitt eine Grimasse: „Das gibt es nicht mehr viel zu erzählen. Als ich bei euch in Irland war, ist er mit einer anderen im Bett gelandet. Es ist vorbei. Nichts mit Pause oder Verzeihen. Für mich ist die Sache gegessen. Er hat mir tierisch weh getan. Für mich ist vor ein paar Tagen echt alles zusammengebrochen. Ich wünschte, es hätte ein Ende gegeben wie bei dir und Joelle." „Liebst du ihn noch?", fragte Paddy und versuchte die Frage so beiläufig wie möglich zu stellen. Hannah griff nach ihrer Teetasse und suchte die passenden Worte: „Weißt du, Gefühle kann man nicht einfach abstellen. Wahrscheinlich sollte ich ihn hassen. Ich meine, ich habe ja wohl auch gute Gründe dafür, oder? Aber ja, wahrscheinlich schon. Ich wünschte, es gäbe einfach einen Knopf, den man betätigen könnte, um Gefühle abzustellen." ‚Diesen Knopf hätte ich auch gerne', dachte Paddy und biss sich auf die Unterlippe. „Aber was soll's. Ich muss damit leben. Ben hat sich in jemand anderes verliebt, damit muss ich klar kommen...irgendwie." Es erstaunte Paddy immer wieder wie Hannah auf der einen Seite so emotional reagieren konnte, auf der anderen Seite aber wieder so rational dachte. „Und wie geht's dir?", fragte Paddy vorsichtig, als Hannah ihren Blick zum Fenster gerichtet hatte. Sie lächelte ihn an: „Nach dem Bad, dem Essen und dem Eis besser und, viel wichtiger, dank dir besser. Danke, dass du für mich da bist. Ich dachte, alleine sein würde mir guttun, aber ich glaube, da habe ich falsch gedacht. Paddy lachte: „Nimm es mir nicht übel, aber du sahst schrecklich aus gestern! Wie eine wandelnde Leiche. Ich bin froh, dass du heute wieder etwas Farbe im Gesicht hast." Hannah lächelte schräg: „Danke auch." „Gern geschehen. Ich würde sagen, du packst jetzt ein paar Klamotten und dann können wir auch schon los." „Wohin denn?", fragte Hannah. „Na, nach Dortmund. Alleine lasse ich dich hier nicht und Maite erst recht nicht." „Und was ist mit Pad?" „Den bringen wir zu Tante Gretchen. Ist alles schon abgeklärt. Deine Mutter weiß auch Bescheid." Hannah machte große Augen, fing dann allerdings an zu schmunzeln. „Maite?" Paddy tat leicht beleidigt: „Traust du mir etwa gar nichts zu?" „Soll ich ehrlich sein? Nein!", Hannah streckte Paddy die Zunge raus und konnte gerade so einem Geschirrtuch ausweichen. Als Hannah die Küche verließ, schaute Paddy ihr hinterher. ‚Wie masochistisch muss ich eigentlich sein?', fragte er sich selbst und rieb sich müde die Augen.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now