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Paddy wurde mitten in der Nacht von einem Gemurmel wach: „Hast du was gesagt?", fragte er und drehte sich mit dem Gesicht zu Hannah, die tief und fest schlief. „Wenn das doch nicht alles so kompliziert wäre", nuschelte sie. „Wenn was nicht so kompliziert wäre?" „Na das zwischen uns." „Hä? Hannah wovon redest du?" „Von der Hochzeit." Es dauerte eine Weile, bis Paddy kapierte, dass Hannah im Schlaf redete. Er verkniff sich ein Lachen und redete einfach weiter. „Und von welcher Hochzeit redest du?" Hannah seufzte: „Na, meine Hochzeit." Paddy biss sich auf die Faust, um nicht lauthals drauf loszulachen. „Ich dachte, du wolltest Ben nicht heiraten und Kinder kriegen?" „Ich heirate Maites Bruder." „Aha, aber Maite hat einige Brüder." „Paddy, aber Joelle. Kompliziert." Paddy sah Hannah geschockt an: „Wir heiraten?" „Mhh", war das letzte, was sie sagte, dann schlief sie seelenruhig weiter ohne einen Mucks von sich zu geben. Ihr Atem war ruhig und regelmäßig. Paddys Herz hingegen pochte bis zum Anschlag. Was träumte Hannah da bloß? Er redete sich ein, dass das ganze nichts zu bedeuten hat und versuchte seinen Puls wieder auf eine normale Geschwindigkeit zu bringen. Er beobachtete Hannah wie sie schlief. Ihre Stirn war in Falten gelegt. Paddy strich ihr sanft über die Stirn und anschließend über die Wange. „Vielleicht hast du Recht, kleines Murmeltier und es ist alles viel komplizierter als gedacht...als ich dachte", flüsterte er vor sich hin, seine Augen ruhten immer noch auf Hannahs Gesicht, ehe er sie schloss und wieder einschlief.

Die beiden schliefen Nase an Nase. Hannah wurde von ihrem piependen Handy geweckt und erschrak, als sie ihre Augen öffnete und Paddys Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. Dabei stieß sie mit seiner Stirn zusammen und stöhnte vor Schmerz auf. Paddy wurde ebenfalls von dem Zusammenstoß wach: „Autsch." Gleichzeitig ging Hannah an ihr Handy, was Paddy jedoch nicht bemerkte: „Das ist ja eine nette Begrüßung", sagte er. Hannah hielt ihm die Hand auf den Mund. „Hallo, Ben?" „Ben? Hä?", fragte Paddy perplex, als Hannah ihn einen wütenden Blick zu warf. „Hey Guten Morgen meine Liebe", sagte Ben. „Hast du noch geschlafen? Wer ist denn schon bei dir?" Hannah errötete. „Ehm...niemand" ‚Was zum Henker mache ich hier?', dachte sie sich und rieb sich die Augen. Sie sprang aus dem Bett und ging im Zimmer auf und ab. „Ich dachte, du wolltest dich gestern noch melden?", fragte sie, in der Hoffnung, dass Ben nicht weiter nachfragte, wer bei ihr war. „Ja ich war doch ziemlich verkatert. Ist alles in Ordnung, du klingst so gehetzt?" „Bei mir...ehm, nein alles in Ordnung." Sie schaute entschuldigend zu Paddy, der ihr enttäuscht zunickte, und verließ sein Zimmer. „Fuck!", sagte Paddy und ließ sich zurück in seine Kissen fallen. Er schlug mit der Faust neben sich auf die Matratze. Was hatte er sich gestern nur dabei gedacht?

Hannah ging so schnell wie möglich in ihr Zimmer und versuchte leise die Tür zu öffnen, damit Ben nichts davon bemerkte. „Hast du Gestern etwa den ganzen Tag geschlafen?", fragte Hannah und setzte sich auf die Bettkante. „Ja so mehr oder weniger. Tut mir Leid, dass ich mich nicht gemeldet habe." „Schon ok" „Wie war denn dein Tag gestern? Meiner war ja nicht so spannend." Hannah erzählte von gestern, allerdings ließ sie die Zeit, die sie alleine mit Paddy verbrachte, bewusst weg. Anschließend unterhielten sie sich noch eine Weile, ehe sie sich verabschiedeten. „Ich schreibe dir heute Abend. Keine Ahnung, was heute noch so ansteht", sagte Hannah und spielte mit einer Haarsträhne. „Ist gut. Ich lasse es heute wohl auch mal ruhiger angehen. Außerdem muss ich noch arbeiten. Liebe Grüße an alle. Bis dann." Sie legte auf, schmiss ihr Handy zur Seite und starrte an die Wand. ‚Was zur Hölle ist nur mit mir los?', dachte sie sich. In Windeseile stürmte sie aus dem Zimmer und stürze gleich ins Nächste: „Maite? Bist du hier?", rief sie in den Raum. „Ich bin hier im Badezimmer." Maite kam aus dem Bad. „Was ist denn mit dir los?", fragte sie ihre Freundin, die völlig zerstört im Zimmer stand." „Ich habe nicht die leiseste Ahnung." Als Maite sie fragend ansah, seufzte Hannah und ließ sich auf Maites Bett fallen. „Soll ich raten?", fragte sie sie. Als Hannah nicht antwortete, plapperte sie drauf los: „Du hast mit Paddy noch einen Film geschaut und dann hast du bei ihm übernachtet. Und was weiter passiert ist, will ich jetzt von dir wissen. Ich hoffe, ihr seid anständig geblieben. Ich würde es persönlich nehmen, wenn du deine Moral über Bord geworfen hast." Hannah starrte Maite mit großen Augen an: „Aber...woher?" „Hannah, wie lange kenne ich dich schon? Und wie lange kenne ich Paddy? Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass es zwischen euch irgendwie was Besonderes ist. Ich würde es Liebe nennen und ihr nennt es eine besondere Freundschaft." Sie setzte sich neben Hannah. „Jetzt erzähl schon, was ist passiert?" Hannah erzählte ihr von dem Abend. „Also, das was du mir da erzählst, ist doch, zumindest was euch beide angeht, harmlos. Ihr habt schon öfter in dieser Form eine Nacht verbracht." „Das, was mich beunruhigt, habe ich doch noch gar nicht erzählt." „Hannah, bitte sag mir nicht, dass du mit meinem Bruder rumgemacht und Ben betrogen hast. Glaub mir, ich würde dir so eine scheuern! Und Paddy würde ich kastrieren!", fügte sie noch hinzu. Hannah schüttelte den Kopf: „Nein, zwischen uns ist nichts gelaufen. Das wird es auch nie." Maite verdrehte die Augen. „Ich weiß, was du denkst, aber Paddy und ich sind..." „Ja, ja ihr seid nur Freunde", kürzte Maite Hannahs Erklärung ab. „Ich liebe Ben. Er hat mich heute Morgen angerufen, als ich noch bei Paddy war und er hat ihn gehört. Jedenfalls habe ich in keiner Weise erzählt, dass ich nicht alleine bin. Ich hatte Angst, dass Ben das falsch versteht und überreagiert. Ich weiß auch nicht, warum ich nicht einfach gesagt habe, dass ich nicht alleine bin." „Jetzt beruhige dich doch erstmal, Hannah. Es ist doch gar nichts passiert. Ben weiß doch, dass zwischen euch nichts ist und da auch nie etwas laufen würde. Findest du nicht, dass du da gerade überreagierst?" Hannah zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Sag du es mir." „Wenn ihr beide nicht vergeben wärt, würde ich mir Gedanken machen, mal unabhängig von euren Gefühlen zu einander, aber ich weiß, dass ihr beide nie jemanden so verletzen und hintergehen würdet. Mach dir nicht so viele Gedanken." Hannah nickte, blickte jedoch immer noch verunsichert drein.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now