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Am nächsten Morgen wurde Hannah unsanft von ihrer Mutter geweckt: „Hannah, los steh auf. Deine Leute kommen gleich." Müde blinzelte sie ihre Mutter an, um im nächsten Augenblick jedoch hochzuschrecken. „Verdammt, Mama. Warum weckst du mich denn nicht früher?" „Was meinst du, was ich seit über einer halben Stunde versuche?" Schnell rannte Hannah ins Bad, führte eine Katzenwäsche durch und war gerade fertig, als es auch schon an der Tür klingelte. Zu ihrer Verwunderung, war es nicht Ben, sondern Hannes, den sie eigentlich erst in der neuen WG erwartete: „Hey, sollte Ben nicht den Transporter fahren?" Hannes zuckte mit den Schultern: „Ja, das dachte ich eigentlich auch, aber der hat mich eben angerufen. Der hat wohl verpennt und wir treffen uns gleich an der WG. Aber Hallo erstmal." Hannes umarmte Hannah zur Begrüßung, die grimmig dreinblickte. Es dauerte nicht lange, bis auch Nora und Kai eintrafen und ebenfalls dabei halfen, die Kartons und Möbelstücke in den Transporter zu räumen. Einige Halbseligkeiten wurden ebenfalls in den Kombi von Hannahs Mutter geladen. Als alles in die Autos verfrachtete worden war, fiel Hannah noch etwas ein, das sie vergessen hatte: „Fahrt ihr schonmal mit den Transporter vor, ich komme gleich mit meiner Mutter nach", sagte sie zu ihren Freunden und ging schnell die Treppe rauf, um ein Zimmer zu betreten, das sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr von innen gesehen hat. Da stand sie nun, in Bastis alten Zimmer. Es sah immer noch so aus, als ob jemand darin wohnen würde. Nach all den Jahren, die Basti nun tot war, hat sich nichts verändert. Sie drehte sich und fand schnell wonach sie gesucht hatte. In einer Ecke, verpackt in einer Tasche, stand Hannahs Gitarre, die sie kurzentschlossen mitnehmen wollte. Irgendwie fühlte sie sich wohler, wenn sie die Gitarre um sich herum hatte. Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen und lächelte. Das Zimmer zeugte von so vielen glücklichen Erinnerungen, dass ihr nichts anderes übrig blieb als zu grinsen. Als Hannahs Mutter ihre Tochter mit der Gitarre in der Hand auf das Auto zukommen sah, staunte sie, was Hannah bemerkte. Lächelnd schaute sie auf die Gitarre und dann zu ihrer Mutter, bevor sie das Instrument auf den Rücksitz drapierte: „Irgendetwas sagt mir, dass ich die mitnehmen sollte." Hannahs Mutter lächelte ihr zustimmend zu und startete den Motor.

An der WG angekommen, waren Nicole, Sandra, Hannes und Kai schon fleißig dabei sämtliche Kisten in den 2. Stock zu tragen. Nach einer flüchtigen Begrüßung machte sich auch Hannah ans Werk und schleppte alles Mögliche in ihre neuen vier Wände. Ben kam verspätet an der WG an. Hannah war ziemlich sauer, sagte ihrem Freund nur im Vorbeigehen hallo, um Sandra mit einer Kommode zu helfen. Nachdem der Kombi und der Transporter ausgeräumt waren, verabschiedete sich Hannah von ihrer Mutter und gesellte sich zu den anderen in die Wohnung. Ben, Hannes, Kai und Manu verschanzten sich in Sandras Zimmer, um dort Möbel aufzubauen, während die Mädels sich in die Küche verzogen und dort einige Kartons auspackten. „Herrscht zwischen dir und Ben immer noch Eiszeit?", fragte Sandra neugierig und reichte Hannah einige Gläser an, die sie in den Hängeschrank stellte. „Was heißt hier immer noch? Ich würde eher sagen schon wieder." Hannah erzählte ihren Freundinnen, was sie gestern gesehen und auch, was Maite ihr geraten hatte. Nicole machte große Augen: „Hannah, du musst ihn auf jeden Fall darauf ansprechen. Mach es so wie es Maite gesagt hat." Nora und Sandra stimmten ihr nickend zu. Hannah hingegen lächelte schief. ‚Jetzt oder nie', dachte sie sich und ging zu den Jungs rüber, die gerade mit dem Aufbau von Sandras Möbeln fertig geworden sind. „Ben, hast du mal kurz Zeit?" „Klar." Gemeinsam gingen sie Hannahs Zimmer. Ben begutachtete bereits die Einzelteile des Bettes, während Hannah sich an das Fensterbrett lehnte. „Wie war es denn gestern in der Bar?", fragte sie und versuchte gelassen zu wirken. „Wie immer. Es war einiges los", antwortete er und war voll und ganz in den Vorbereitungen des Aufbaus vertieft. „Meine Mutter und ich waren gestern noch in unserer Lieblingspizzeria." „Aha und hat es geschmeckt?" „Ja, war sehr lecker. Du, wir sind auch an deiner Bar vorbeigekommen. Du scheinst ja ziemlich beschäftigt gewesen zu sein." Erschreckt schaute Ben zu Hannah hoch. „Naja...wie gesagt es war ja auch viel los." Hannah spürte, wie die Wut in ihr aufstieg. „Ja es war so viel los. So viel, dass du sogar Zeit gefunden hast, dich stressfrei mit einer weiblichen Person zu unterhalten und ihr hattet anscheinend auch viel Spaß miteinander. Ihr saht sehr vertraut aus." Ben versuchte das ganze ins Lächerliche zu ziehen: „Hannah, was denkst du von mir?" Hannah antwortete ehrlich: „Ben, ich weiß nicht, was ich denken soll. Du erzählst mir halt gar nichts mehr. Immer wenn ich nachfrage, kommt nichts von dir. Also sag du es mir. Wer war diese Frau, mit der du dich gestern so prächtig verstanden hast?" Ben druckste ein wenig rum, ehe er antwortete: „Niemand. Sie war ein Gast und hat auf ihre Freunde gewartet. Wir haben uns nur unterhalten." Skeptisch musterte sie ihren Freund, der sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte. „Verarschst du mich gerade? Willst du mir wirklich weiß machen, dass das nur ein Gast war, den du vorher nicht kanntest?" Ben verdrehte die Augen. „Hannah, sie ist bei uns Stammgast. Da kommt man schon mal ins Gespräch." Hannah wollte gerade noch etwas erwidern, als Hannes an der Tür stand: „Oh, ich störe gerade, oder?" „Nein quatsch, du kannst mir gleich helfen das hier alles aufzubauen." Gekonnt ließ Ben Hannah stehen und konzentrierte sich intensiv auf das Aufbauen der Möbel, während Hannah, den Tränen nahe, im Badezimmer verschwand, ehe sie weitere Kisten auspackte.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now