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Hannah erlebte eines der schönsten Weihnachtsfeste, die sie bisher erleben durfte. Nachdem sie mit allen anderen Angelos Geburtstag feierten, fuhr sie zu ihren Eltern, um dort Heiligabend zu verbringen. Wie jedes Jahr ging sie mit ihren Eltern in die Kirche und anschließend, gewappnet mit Keksen und heißen Kakao, zum Friedhof. Dieses Mal war sie jedoch weniger melancholisch. Im Gedanken erzählte sie ihrem verstorbenen Bruder alles, was in der letzten Zeit passiert war. Es wäre noch perfekter, wenn Basti an ihrer Seite wäre, aber Hannah sah mit der Zeit ein, dass es so oder so weiter gehen musste. Dieses Jahr schneite es nicht. Es war regnerisch und ungemütlich draußen. Dennoch ließen Hannah und ihre Eltern sich auf dem Friedhof Zeit. Umso schöner war es, als sie zu Hause bei ihrer Mutter ankamen und freudig von Pad begrüßt wurden. Tante Gretchen hatte sich bereit erklärt und kochte für alle, denn Hannah erwartete noch Besuch. Da die Familie Kelly nach englischer Tradition erst am 25. Bescherung feierten, beschlossen Maite und Paddy kurzer Hand Heiligabend bei Hannah zu verbringen. Gemeinsam aßen sie leckeren Krustenbraten mit Grün- und Rotkohl, Kartoffelklößen und Bratensoße. Hannah war so glücklich und schaute in die Runde. Als sie jünger war, ihr Bruder starb und ihr Vater sie und ihre Mutter verlassen hatte, wünschte sie sich nichts sehnlicher als eine intakte Familie zu haben, die gemeinsam am großen Esstisch sitzt und ausgelassen redete und feierte. Dass jetzt all ihre Liebsten beisammen waren und sich alle super verstanden, rührte Hannah zutiefst. Auch die Bescherung war sehr amüsant. Hannah bekam von ihren Eltern viele Babysachen, die schon von ihr selbst benutzt worden waren. Ihr Vater machte sich die Mühe und bereitete ihre alte Babywiege auf, was Hannah zu Tränen rührte. „Wenn das so weiter geht, dann brauche ich ja gar nichts mehr zu kaufen.", lachte sie und umarmte ihren Vater, zu dem sie Jahre zuvor keinen Kontakt hatte. Maite und Paddy beschlossen ihre Geschenke erst morgen zu verschenken, so dass sie nur Hannahs Eltern und Tante Gretchen eine kleine Aufmerksamkeit überreichten. Nach einigen Gesangseinlagen machten sich Maite, Paddy und Hannah auf den Weg nach Gymnich. Sie verabschiedeten sich liebevoll von Tina und stiegen in das Auto von Hannahs Vater, der sie netterweise zum Schloss fuhr.

Dort angekommen fielen alle mit vollen Magen und müde ins Bett. Paddy und Hannah wurden am nächsten Morgen von Sean geweckt, der durch alle Räume rannte und jedem verkündete, dass das Christkind da gewesen sei. Hannah zog sich die Decke über den Kopf. „Es ist noch viel zu früh." Paddy versuchte ihr die Decke zu entreißen. „Aufstehen, Murmeltier. Sonst verpasst du doch das Beste." Hannah knurrte: „Lass mich schlafen." Doch es half nichts. Er kroch ebenfalls unter die Decke und fing an Hannah zu necken. „Aufstehen. Was meinst du, wie es sein wird, wenn das Kleine da", er piekte sie sanft in den Bauch, „auf der Welt sein wird? Dann ist hier nichts mehr mit lange schlafen." „Unser Baby hat die besten Langschläfergene, die sich Eltern nur wünschen können." Paddy lachte und küsste sie auf den Scheitel. Die Bescherung im Hause Kelly war wesentlich chaotischer, doch genauso liebevoll wie gestern. Jimmy war nahe zu der Alte. Gemeinsam mit Joey konnte er es sich nicht nehmen Paddy und Angelo zu piesacken. „Hannah, bist du dir da wirklich sicher, was du dir da antust? Guck dir unsere Familie an, alle durchgehend verrückt. Wer weiß wie stur dieses Kind sein wird. Paddy war als kleiner Junge nicht einfach." „Ja und er war nur am flennen", steuerte Joey bei und fing sich einen Boxer von Paddy ein. „Und richtig zuhauen kann er auch nicht." Hannah lachte. „Das muss er auch gar nicht können. Dafür hat er andere Vorzüge." „Eindeutig", stimmte ihr Jimmy zu und deutete auf ihren Babybauch. „Er ist auf jeden Fall fruchtbar." Paddy rollte mit den Augen und zeigten seinen Brüdern mit einem lachenden Auge den Stinkefinger.

Hannah schenkte Maite ein Tagebuch und Briefpapier, worüber sie sich tierisch freute. Ihre Freundschaft war enger denn je. Auch wenn sie sich nicht so regelmäßig sahen, wurde der Kontakt trotzdem aufrechterhalten. Maite schickte Hannah hin und wieder ihre Gedanken, während Hannah in ihren Telefonaten darauf einging. Paddy bekam das erste Ultraschallbild geschenkt, das sie einrahmen ließ. Maite und Paddy schenkten Hannah ein dickes Fotoalbum, in dem eine Sammlung von Bildern eingeklebt waren, auf denen sie und Hannah waren. Manche Bilder kannte Hannah noch gar nicht und fing lauthals an zu lachen, als sie ein Foto aus ihrem Spanienurlaub entdeckte, auf dem Basti und Paddy wild gestikulierten. „Vielen Dank! Das ist eine so schöne Erinnerung.", sagte sie und drückte Paddy und Maite gleichzeitig an sich.

Nach den Feiertagen musste sich Hannah für einige Tage von Paddy und Maite verabschieden, da sie zwischen den Jahren noch Konzerte hatten. Sie wäre zu gerne mitgereist, doch ihre Schwangerschaft und das ständige Strampeln des kleinen Würmchens machten ihr jetzt schon zu schaffen. Auch Paddy hätte sie am liebsten dabeigehabt, verstand aber auch, dass das Übernachten im Tourbus und das ständige Hin und Her für Hannah zu anstrengend und zu stressig sein würde. Er und Hannah haben jedoch beschlossen, Silvester gemeinsam auf Schloss Gymnich zu verbringen. Maite war von der Idee so begeistert, dass sie beschlossen eine große Feier zu veranstalten. So luden sie neben Freunde der Familie auch Sandra, Nora, Kai und Nicole ein. Selbst Joelle wurde gefragt, feierte jedoch zusammen mit ihrem neuen Freund in Belgin.

Am Silvesterabend war das Schloss voll besucht. Es wurde getanzt und viel gesungen. Patricia, die normalerweise keine Partys mochte, unterhielt sich prächtig mit einem jungen Mann, der sie schlussendlich auch zum Tanzen aufforderte. „Nur noch zehn Minuten. Los, wir stoßen draußen an." Jeder schnappte sich ein Sektglas und ging nach Draußen. John, Jimmy und Joey planten ein Feuerwerk und warteten wie kleine Kinder ungeduldig darauf, bis sie die ersten Raketen zünden konnten. Paddy stand dicht hinter Hannah um schlang seine Arme um ihren Bauch. Gemeinsam zählten sie die letzten Sekunden des Jahres runter, ehe sie das Feuerwerk bewunderten. „Happy new year", flüsterte Paddy in ihr Ohr und küsste sie auf die Schläfe. Hannah schmiegte sich an ihn und strahlte über das ganze Gesicht. „Dir auch ein frohes, neues Jahr." Sie drehte sich zu ihm um und küsste ihn innig. „Ich glaube, da ist jemand auch ganz aufgeregt.", nuschelte sie zwischen ihren Kuss hinweg. Paddy lächelte: „Ich merk's." Er trat einen Schritt zurück und tätschelte ihren Bauch, ehe die anderen auf sie zukamen und sich gegenseitig ein frohes neues Jahr wünschten.

Zwischen Liebe und FreundschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt