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Kira, Sandra und Hannah waren bis nach Mitternacht auf und schliefen am nächsten Morgen dementsprechend lange. Kira war die Erste, die wach war, und beschloss für alle Brötchen zu holen. Leise huschte sie mit ihren Sachen ins Badezimmer und machte sich zurecht. Auf der Ablage im Flur fand Kira Hannahs Schlüssel, den sie mitnahm, um Sandra und Hannah nicht zu wecken. So gut kannte sich Kira nicht aus, doch als Hannah sie vom Bahnhof abholte, sind sie an einem Bäcker vorbei gefahren, der in unmittelbarer Nähe war. Das Wetter war für Ende August noch angenehm warm und so schlenderte Kira, bewaffnet mit Jutebeutel, Portmonee und Schlüssel zu ihrem Ziel. Nachdem sie alles besorgt hatte, ging Kira zufrieden zurück. „Oh mein Gott, du bist Kira." Zwei Mädchen kamen auf sie zu, die zuvor vor dem Haus standen, in dem Sandra und Hannah wohnten. „Oh, ja...hi." „Du bist Angelos Freundin, oder?" Kira nickte freundlich. Das Interview, in dem Angelo seine Beziehung zu ihr preisgab, lag erst zwei Wochen zurück und bisher hatte man Kira nicht erkannt. Sie war sich ziemlich sicher, dass Angelo auch keinen Namen genannt hatte. Deshalb wunderte sie es umso mehr, dass die beiden Mädchen ihren Namen kannten. „Oh, das ist ja so cool! Sag bloß du kennst Hannah?" Kira wurde skeptisch. „Hannah?" „Na wohnt sie nicht hier?", fragte nun eine der beiden. „Ja, schon. Wenn ihr mich entschuldigt. Ich werde erwartet." „Oh, ja klar. Bis dann Kira und grüß Angelo und Paddy von uns." Kira drehte sich um und nickte freundlich, ehe sie in das Haus ging. Dabei achtete sie darauf, dass die Tür wirklich ins Schloss fiel. Als sie durch das trübe Glas jedoch sah, dass keiner mehr draußen stand, machte sie sich keine weiteren Gedanken über die jungen Frauen und betrat gut gelaunt die WG. Sandra, die müde an der Kaffeemaschine stand, lugte in den Flur. „War ja klar, dass du zum Bäcker gehst und nicht Hannah. Ich mache gerade Kaffee. Willst du auch einen?" Kira kicherte. „Ja gerne, schläft Hannah noch?" Sandra nickte. „Ich habe sie jedenfalls noch nicht gesehen." Sie unterhielten sich munter in der Küche und bereiten das Frühstück vor. Sandra deckte den Tisch, während Kira Rührei mit Speck zubereitete. Es roch herrlich nach frisch aufgebrühten Kaffee und Rührei. Der herzhafte Geruch zog bis zu Hannah ins Zimmer, der sie weckte. Langsam drehte sie sich auf den Rücken, versuchte wach zu werden und lauschte den Stimmen, die aus der Küche kamen. Langsam stand sie auf und ging ein wenig verschlafen in die Küche. Dort war der Geruch noch intensiver und drehte Hannah den Magen um. Noch bevor Kira und Sandra guten Morgen sagen konnten, rannte sie ins Badezimmer und übergab sich. Mit bleichem Gesicht kam sie in die Küche und setzte sich geschafft auf einen Stuhl. Dankend nahm sie eine Tasse entgegen, die Kira ihr reichte. Sandra schüttelte den Kopf und nahm die Pfanne von der Herdplatte. „Hannah ehrlich, wenn ich nicht wüsste, dass du diese Lebensmittelvergiftung hattest, würde ich denken bist schwanger." Entsetzt ließ Sandra den Pfannenwender fallen, stellte die Pfanne ab und starrte Hannah ungläubig an. „Oh mein Gott, Hannah. Du bist doch nicht etwa schwanger, oder?" Kira, die ihren Blick ebenfalls auf Hannah gerichtet hatte, wartete gebannt auf ihre Antwort. Doch Hannah lachte und schüttelte den Kopf. „So ein Blödsinn. Wie soll das denn bitte gehen?" Sandra pfiff durch die Zähne. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Ich muss dir jetzt nicht erklären, wo die Babys herkommen. Hannah, du bist hier ständig am Reihern. Das ist doch keine Magen-Darm-Grippe mehr. Warum ist mir das nicht schon früher aufgefallen?" „Sandra beruhige dich. Es ist alles in Ordnung.", versuchte Hannah ihr zu versichern. Doch Sandra ging auf ihre Versuche, sie zu beruhigen gar nicht ein. „Wann hattest du das letzte Mal deine Tage?" „Was?" „Deine Tage, Hannah. Wann hattest du die das letzte Mal?" Hannah überlegte. Allein, dass Hannah so lange brauchte die Frage zu beantworten, machte Sandra wahnsinnig und auch Kira bekam einen leisen Verdacht, sagte jedoch nichts. „Keine Ahnung, vor Irland vielleicht? Das ist normal." Sandra wusste nicht wo ihr der Kopf stand. Sie war über Hannahs Reaktion geschockt. „Hannah, du hast ein Einserabi und bist ein Ass im Studium, aber wie...wie zur Hölle kannst du so blöd sein und nach all der Kotzerei und beim Ausbleiben deiner Tage immer noch behaupten, dass du nicht schwanger bist?" „Sandra, jetzt beruhige dich erstmal.", versuchte Kira sie zu beschwichtigen. „Ich und mich beruhigen? Irgendwer muss hier ja ausflippen, wenn Mrs. Mami das nicht macht." „Boah Sandra, komm mal wieder runter. Du hast doch überhaupt keine Ahnung. So dumm bin ich auch nicht. Paddy und ich verhüten und wenn du es genau wissen willst, bekomme ich meine Tage sehr unregelmäßig." Sandra schnaubte. „So unregelmäßig, dass sie so lange ausbleiben?" Hannah nickte. „Glaub mir, das ist völlig normal. Denkst du nicht, ich mache mir über so etwas keine Sorgen? Ich habe mit meiner Mutter darüber gesprochen und ihr Zyklus ist erst nach Bastis Geburt regelmäßiger geworden." Skeptisch schaute Sandra von Kira zu Hannah. „Ich weiß nicht...tust du mir den Gefallen und machst trotzdem einen Test?" „Wenn es dir dann besser geht." Sandra nickte. „Puh, also jetzt könnte ich echt einen Wodka vertragen." „Sandra.", kam es von Kira und Hannah empört wie aus einem Mund. „Was denn? Diesen Schreck am Morgen muss ich erstmal verdauen." Die drei jungen Frauen frühstückten und planten ihren Tag. Kira und Hannah haben beschlossen shoppen zu gehen und auf das Drängen von Sandra einen Schwangerschaftstest zu besorgen. Sandra hingegen hatte sich bereits mit Sascha verabredet und so beschlossen sie sich abends wieder in der WG zu treffen.

„Das ist doch wirklich absurd." Hannah und Kira standen mit vollgepackten Taschen in einer Apotheke und warteten auf die freundliche Verkäuferin, die im Lager verschwunden war." „Sicher ist sicher. Du tust nicht nur Sandra damit einen Gefallen. Ehrlich gesagt, fühle ich mich dann auch besser." Hannah starrte Kira entsetzt an. „Du auch noch? Glaubst du mir etwa auch nicht?" „Doch, natürlich glaube ich dir, Hannah.", sagte Kira ruhig. „Aber Sandra macht sich zurecht Sorgen. So ganz normal ist deine Übelkeit nun auch nicht." Hannah seufzte. Die Apothekerin kam mit einer kleinen Schachtel zurück und erklärte den beiden, wie der Test anzuwenden war.

Sandra wartete schon ungeduldig auf Kira und Hannah. „Da seid ihr ja. Habt ihr den Test?" Hannah rollte mit den Augen. „Ja, ich habe dir doch gesagt, dass wir einen besorgen." „Gut, dann hopp hopp ins Badezimmer mit dir.", drängelte Sandra und schob Hannah wortwörtlich in Richtung Badezimmer. Hannah versuchte sie zu bremsen. „Boah, jetzt mach mal halblang. Darf ich wenigstens noch meine Jacke ausziehen?" Sandra wich von ihrer Freundin ab, die sich in Ruhe ihre Jeansjacke auszog. Dann wühlte sie in den Taschen, zeigte Sandra demonstrativ den Test und verschwand im Badezimmer.

Kira und Sandra setzten sich derweil ins Wohnzimmer. „Was meinst du, wie der Test ausgehen wird?", fragte Kira ruhig. „Willst du meine ehrliche Antwort hören? Ich hoffe wirklich, dass dieser blöde Test negativ ist. Aber ehrlich gesagt glaube ich viel eher an das Gegenteil. Ich weiß nicht, wie Hannah reagiert, wenn sie wirklich schwanger sein sollte. Was denkst du?" Kira dachte eine Weile über ihre Antwort nach. „Sie ist sich so sicher, dass alles in Ordnung ist. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht."

Währenddessen saß Hannah im Badezimmer und starrte auf ein kleines Stäbchen. Sie war sich eigentlich sicher, dass sie nicht schwanger sein konnte. Doch jetzt, wo sie den Test machte, zweifelte sie selbst daran und wurde tierisch nervös. Sie atmete tief durch und ging mit dem Teststreifen zu ihren Freundinnen. „Und?", fragte Sandra nervös, während Hannah mit den Schultern zuckte. „So schnell geht das nun auch wieder nicht. Wir müssen noch ein paar Minuten warten." Hannah setzte sich zwischen Kira und Sandra. Gebannt schauten sie auf den Schwangerschaftstest. Jedem kamen die Minuten wie Stunden vor. „Auf was warten wir denn jetzt eigentlich genau?", fragte Sandra ohne ihren Blick von dem Test abzuwenden. Kira erklärte ihr, was die Apothekerin gesagt hatte. Langsam kam eine schwache rosa Linie zum Vorschein. „Hannah, da sind zwei Streifen zu sehen." Hannah schaute auf ihre Uhr. „Die Zeit ist um." Sie nahm den Test genau unter die Lupe. „Findest du? Ist die zweite Linie nicht viel zu schwach für ein positives Ergebnis?" Sandra riss Hannah den Test aus der Hand und schaute selbst noch einmal genauer drauf. „Also für mich ist das eindeutig eine Linie. Was meinst du Kira?" Ruhig nahm sie den Test entgegen und musterte das Ergebnis. „Mhh...ja, mit viel Fantasie ist da ein zweiter Streifen." „Ihr seid echt unglaublich. Ihr wollt unbedingt recht behalten, oder?" Wütend stampfte Hannah in ihr Zimmer und ließ ihre Freundinnen im Wohnzimmer zurück. Sandra schüttelte fassungslos den Kopf. „Wie kann man nur so stur sein? Die macht mich echt wahnsinnig." „Du, ich glaube das muss sie erstmal verkraften" „Was genau? Dass sie immer noch nicht weiß, ob sie schwanger ist oder nicht oder dass wir anderer Meinung sind?" Kira starrte mit offenen Mund auf den Test, auf dem nun zwei eindeutige Striche zu sehen waren. „Nein, viel eher, dass sie wirklich schwanger ist."

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now