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Hannah las die Nachricht immer und immer wieder und konnte sich an diesen Worten gar nicht satt sehen. Ihre Freude war ihr wahrlich ins Gesicht geschrieben. Mit zittrigen Händen verfasste sie eine Antwort:

"Das ist wirklich schade. Ich hätte mich wirklich gerne richtig von dir verabschiedet und nochmal mit dir geredet. Aber dann hätte ich tatsächlich meinen Zug verpasst. Du fehlst mir auch schon."

Völlig erschöpft kam Hannah in Köln an. Ihre Mutter holte sie vom Bahnhof ab und begleitete sie auch noch mit in die WG, da sie nicht alleine sein wollte. Irgendwie war es ein komisches Gefühl wieder in der WG zu sein. „Ich mache uns einen Tee", bot ihre Mutter an und ging in die Küche. Hannah setzte sich währenddessen aufs Sofa und las immer und immer wieder die SMS von Paddy, so dass sie ihre Mutter gar nicht bemerkte, wie sie mit zwei Tassen in der Tür stand. „Na, hat sich Ben gemeldet? Es wundert mich, dass er dich nicht abgeholt hat." Hannah schüttelte den Kopf. „Mama, ich glaube, ich muss dir da etwas erzählen. Bevor ich nach Dortmund gefahren bin, haben Ben und ich uns getrennt." Ihre Mutter machte große Augen, während Hannah ihr alles erzählte. „Ach, Schätzchen das tut mir so leid. Kann ich dir irgendwie helfen?" „Nein, Mama. Alles ist gut. Ich habe einige Tage geflennt und jetzt ist auch gut damit. Ich habe damit abgeschlossen und es ist auch wirklich gut so wie es jetzt ist. Du, ich melde mich noch kurz bei Maite, ja?" Hannah stand auf und ging in ihr Zimmer, um ungestört zu sein. Es klingelte einige Male, bis Maite den Hörer abnahm. „Hey Hannah. Es tut mir so leid, dass wir uns nicht richtig verabschieden konnten." Hannah hörte ein Rauschen im Hintergrund. „Ja ich finde es auch echt schade. Seid ihr schon wieder unterwegs?" „Jepp. Frag mich aber nicht wohin es gerade geht." „Ist ja auch nicht so wichtig. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich gut zu Hause angekommen bin. Du sag mal, können wir die Tage mal länger telefonieren?", fragte Hannah. Sie wollte die ganze Paddy-Geschichte nicht zwischen Tür und Angel erzählen und das Gespräch würde sicherlich eine längere Zeit in Anspruch nehmen. Maite überlegte: „Ich hoffe es. Ich glaube wir sind mehrere Tage in Hamburg. Da klappt es bestimmt. Ich melde mich vorher einfach nochmal, ok?" „Alles klar. Dann grüß alle ganz lieb von mir." „Ja, mache ich. Bis bald."

Gegen Mitternacht verabschiedete Hannah ihre Mutter: „Und morgen kommst du einfach zum Mittagessen vorbei, in Ordnung?" „Ja, Mama, das mache ich. Fahr vorsichtig. Bis morgen." Hannah schloss die Tür. Geschafft ging sie ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen und anschließend ins Bett zu gehen. Nachdem sie sich ihre Schlafsachen angezogen hatte, trottete sie in ihr Zimmer und schaltete das Licht an. Ihr Blick schweifte durch ihr Zimmer, das sie nach dem Umzug nicht weiter eingeräumt hatte. Die Kartons mit ihren Habseligkeiten stapelten sich in einer Ecke und generell sah Hannahs Zimmer noch sehr chaotisch aus. Einladend, geschweige denn gemütlich, sah anders aus. Hannah nahm sich vor, sich hier morgen ein wenig einzurichten. Als sie sich ins Bett legte, konnte sie trotz ihrer Müdigkeit nicht schlafen. Immer wieder schweiften ihre Gedanken zu Paddy. Mit einem Satz stand sie auf und wühlte in einer ihrer Kisten: „Hier irgendwo müssen die Bilder doch sein", nuschelte sie vor sich hin und kramte in einem Schuhkarton, in dem sämtliche Bilder drin verstaut waren. Während sie nach einem Bestimmten Bild suchte, schmiss sie die unwichtigen Bilder zur Seite und befand sich nach einiger Zeit in einem Haufen voller Bilder, bis sie endlich das gefunden hat, wonach sie suchte: „Na endlich", sagte sie und betrachtete das Foto, auf dem sie und Paddy zu sehen sind, wie er ihr einen Kuss auf die Wange gab. Die Aufnahme war auf dem Hausboot entstanden und schon einige Jahre alt, doch Hannah liebte dieses Foto und erinnerte sich noch daran, als wäre es gestern gewesen. Mit einem Lächeln im Gesicht griff sie nach ihrem Handy und schrieb ihn eine SMS an Paddy.

„Hey, ich wollte dir nur eine Gute Nacht wünschen. Hoffe, du kannst gut schlafen ohne mich ;-)"

Innerhalb von fünf Minuten kam eine Antwort. Allein, dass Paddys Name auf dem Display erschien, ließ ihr Herz höher schlagen.

„Danke, schlaf du auch schön! Ich würde auch lieber neben dir in einem richtigen Bett schlafen, als im Bus. Schaffst du es denn ohne mich einzuschlafen?"

„Gute Frage, ich glaube das wird schwierig, aber ich habe gerade ein Bild von dir rausgekramt. Vielleicht fällt mir das Einschlafen dann leichter. Oder du kommst einfach vorbei. Ist ja quasi eine Win-Win-Situation: Du hättest ein Bett und ich könnte besser schlafen."

"Oh glaub mir, das würde ich echt gerne. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder."

"Das hoffe ich auch! Bis dahin muss ich wohl von dir träumen. Ich geh dann mal schlafen. Träum süß ;-)"

":-P Na das hast du ja schon öfter!!! Schlaf schön, Murmeltier."

Hannah lächelte in sich hinein. Sie konnte zwar nicht direkt etwas mit Paddys Aussage anfangen, wollte zu so später Stunde aber nicht weiter nachfragen, da sie doch echt geschafft war. Den letzten Gedanken, den Hannah hatte bevor sie einschlief war Paddy, wie er vor ihr stand, sie mit einem Grinsen, das über beide Ohren ging, anlächelte und sie anschließend in die Arme nahm.

Zwischen Liebe und FreundschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt