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Paddy schlief tief und fest, als Hannah wach wurde. Sie war immer noch sauer über den Verlauf des gestrigen Abends. Ohne Paddy zu wecken, suchte sie sich einige Sachen zusammen und ging ausgiebig duschen. Dabei versuchte sie ihre Wut wegzuspülen. Sie dachte erst gar nicht daran noch mal zu Paddy ins Schlafzimmer zu gehen und ging nach dem Duschen in die Küche, um zu frühstücken. Während das Wasser für den Tee kochte, fokussierte Hannah draußen einen Punkt und grübelte vor sich hin. Wie wäre der Abend verlaufen, wenn sie dortgeblieben wäre? Gedankenverloren machte sie ihren Tee fertig und setzte sich auf die Terrasse. Sie atmete die frische Luft ein und genoss die Sonnenstrahlen, die ihr Gesicht berührten. Dieser Ort war so idyllisch. Stalkende Fans gehörten eindeutig nicht hierher, nicht an so einen Ort, an dem sie sich wie ein ganz normales Paar verhalten konnten, ohne sich verstecken zu müssen. „Hey, warum hast du mich denn nicht geweckt?" Paddy kam an der Terrassentür zum Vorschein und musterte Hannah. Flüchtig schaute Hannah zu ihm, um sich jedoch gleich wieder ihrem Tee zu widmen. „Du hast so tief geschlafen. Und es war ja auch spät gestern...für dich." „Ach Hannah. Was hätte ich deiner Meinung nach denn machen sollen?" Er ging zu ihr rüber und lehnte sich an de Tisch, seinen Blick auf ihr Gesicht geheftet. Hannah zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Mich entscheiden lassen, ob ich gehen möchte oder nicht?" „Und was hättest du dann gemacht?" Wieder zuckte Hannah mit den Schultern. „Man, der Abend war echt scheiße. Ich habe mir das echt anders vorgestellt. Diese blöden Seekühe. Hast du ünerhaupt gemerkt, wie sie dich angeschmachtet haben? Und dann fängt die eine auch noch an mich drohend auszufragen, ob ich nun deine Freundin bin oder nicht." Paddy wurde hellhörig und versteifte: „Moment, was haben die?" „Ja, als du Getränke geholt hast. Wenn du es genau wissen willst, habe ich mit nein geantwortet und versucht das Thema zu wechseln." Paddys Blick verfinsterte sich, sein Kiefer arbeitete. „Siehst du. Ich glaube, es war besser, dass du gegangen bist." „Ja, damit du deinen Spaß hast und machen kannst, was du willst.", antwortete Hannah zickig. „Du bist so ein Dickkopf. Denkst du wirklich, ich hatte Spaß? Im Gegenteil. Ich wünschte Tom wäre da gewesen. Die Weiber gingen mir tierisch auf den Sack und ich bin die einfach nicht losgeworden." „Und denkst du, ich hatte Spaß hier alleine rumzusitzen und auf dich zu warten?" Paddy und Hannah sahen sich angriffslustig an, so als ob derjenige, der zuerst den Blickkontakt abbricht das Spiel verlieren würde. „Ach, egal.", kapitulierte Paddy und ging wieder zurück ins Haus. Hannah rührte sich nicht vom Fleck, starrte trotzig in die Ferne und trank ihren Tee. Sie dachte, dass Paddy ebenfalls trotzig schmollen und ihr fürs erste aus dem Weg gehen würde. Doch nach kurzer Zeit kam Paddy wieder auf Terrasse und reichte ihr eine Müslischale. „Du hast doch noch nicht gefrühstückt, oder?" Hannah schüttelte den Kopf und nahm überrascht die Schale entgegen. Er setzte sich mit seinem eigenen Frühstück neben sie und fing an zu essen. Sie hingegen starrte in ihre Schale. Sie musste Schmunzeln als sie ein schräges Herz aus Heidenbeeren wahrnahm, die langsam im Porridge untergingen. Ohne etwas zu sagen, stand sie auf. Es kostete Hannah viel Überwindung ihren Dickkopf auszuschalten, das Kriegsbeil zu begraben und keine weiteren spitzen Bemerkungen über den gestrigen Abend von sich zu geben. Paddy schaute sie verwundert an, als sie sich einfach auf seinen Schoss niederließ, ihre Beine über seine schwang und an ihrem neuen Platz weiter frühstückte. Er grinste in sich hinein. So etwas kannte er von Hannah nicht. Dennoch war er sehr froh darüber, dass es zu keinem größeren Streit kam.

„Vielleicht sollten wir uns eine Strategie überlegen", sagte Hannah nach einer Weile. „Was meinst du genau?", hakte Paddy nach. „Na, wenn es wieder zu so einer Situation kommen sollte, wie gestern. Was machen wir, wenn das nochmal passiert?" Paddy zuckte mit den Schultern. „Ich glaube nicht, dass so etwas nochmal vorkommen wird. In Deutschland ist Tom immer bei uns, da würden wir uns ja gar nicht so frei bewegen können und viele Fans haben bestimmt Verständnis oder freuen sich sogar, wenn ich eine Freundin hätte." Hannah dachte nach und atmete tief durch. „Nein, ich denke ich will nicht, dass einer deiner Fans weiß, wer ich bin. Auch wenn sie super freundlich sind. Das geht sie absolut nichts an. Ich will mit keinen Wildfremden Fotos machen müssen, die ich dann später vielleicht doch irgendwo in irgendeiner Zeitung wiederfinde." Paddy schluckte schwer. Er kannte Hannahs Rationalität, aber dass sie in dieser Hinsicht einen so tiefsitzenden Entschluss gefasst hatte, überforderte ihn. „Und mal angenommen, so eine Situation wie gestern würde wieder passieren, wie willst du dich da rausreden?" „Naja, ein falscher Name war ja schon mal ein guter Anfang. Wenn mich jemand fragt, bin ich eben Hannah Hayes. Mal bin ich dann eben Reporterin oder Pressesprecherin, Tourmanagerin, Bodyguard, Cousine, ärztliche Betreuerin, Psychologin, Journalistin, irgendwer, mit dem du in der Öffentlichkeit zutun hast." Paddy fing an zu lachen: „ärztliche Betreuerin oder Psychologin?" Hannah grinste: „Na gut, dann eben Ernährungsberaterin." „Du hast echt eine blühende Fantasie weißt du das?", sagte Paddy und zog sie an sich. „Na wer weiß. Vielleicht wird mir die blühende Fantasie auch irgendwann von Nutzen sein."

Den Tag verbrachten Hannah und Paddy im hauseigenen Garten, lagen faul in der Sonne, lasen und spielten Frisbee. Paddy fiel es schwer, nichts zu tun, was Hannah zum Lachen brachte. „Sag mal, du hast doch bestimmt deine Gitarre mitgenommen oder nicht?" „Ja...und?" „Ich sehe dir doch an, dass du etwas tun musst. Du hast richtig Hummeln im Hintern. Warum spielst du nicht ein wenig? Es würde mich nicht stören. Im Gegenteil. Dann habe ich neben diesem Buch auch noch ein bisschen musikalische Unterhaltung." Dankbar sprang Paddy wie ein kleines Kind auf und kam mit einigen Notizen und seiner Gitarre wieder. „Warte, das kommt mir bekannt vor.", sagte Hannah und lauschte Paddys Stimme, der sie beim Singen anlächelte. „Ja, das war das Lied, das wir mit Angelo und Maite im Schloss zusammen geschustert haben. Erinnerst du dich?" Hannah nickte. „Ich dachte, ich arbeite das ein bisschen aus. Vielleicht kann ich später noch etwas damit anfangen." „Du bist der Musiker." Sie lächelte Paddy zu und schloss die Augen, um sich voll und ganz auf Paddys Musizieren zu konzentrieren.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now