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Paddys Geschwister waren erstaunt über die Nachricht, freuten sich aber für Paddy und Hannah. Hannah hatte zuerst Angst, dass sie sie für zu jung halten könnten, doch Patricia nahm ihr die Angst: „Mach dir doch über das Alter keine Sorgen", hatte sie gesagt, „für eine Schwangerschaft gibt so gesehen kein vorgeschriebenes Alter. Du bist 19 und ich traue dir das auch zu. Wenn das bei mir so weiter geht, gehe ich allerdings ins Kloster." Patricia sprach die letzten Worte mit einem Grinsen aus. In ihren Augen sah Hannah jedoch eine Traurigkeit, die sie vermuten ließ, dass ihre Aussage ein Funken Wahrheit beinhaltete. Paddy versuchte trotz der ganzen Termine für Hannah da zu sein. Es war stressig für ihn, vor allem wenn er mehrere Autostunden von Köln entfernt war, doch das nahm er in Kauf. Wenn es nicht anders ging, flog er nach Köln. Es gab jedoch längere Perioden, in dem es weder Hannah noch Paddy möglich war zu dem jeweils anderen zu fahren. In dieser Zeit telefonierten sie jedoch mehr denn je. Auch der Kontakt zu Maite wurde wieder stärker und wenn Paddy mal keine Zeit hatte, war es Maite, die Hannah besuchte. Hannahs Eltern standen ihr ebenfalls zur Seite und auch Sandra half wo sie konnte. Manchmal fühlte sich Hannah von allen zu sehr bemuttert und bekam hin und wieder Wutanfälle, die in Heulkrämpfe übergingen. Ihre Hormone spielten einfach verrückt und sie wusste nicht, wann welche Emotion die Überhand gewann. Die Übelkeit nahm zwei Wochen, nachdem sie sich für das Kind entschieden hatten, ab und Hannah bekam wieder ordentlich Appetit. Von Sandras Tomatensuppe konnte sie sich allerdings nicht trennen, so dass Sandra für ihre Freundin immer wieder am Herd stand. Ihre Frauenärztin war mit der Entwicklung des Embryos sehr zufrieden. Hannah vertraute ihrer Ärztin und erzählte auch vieles über Paddy, der zu gerne bei einer Vorsorgeuntersuchung dabei sein wollte. „Gibt es da vielleicht eine Möglichkeit? Ich glaube, es wäre keine gute Idee, wenn er in ihrer Praxis auftauchen würde. Ich habe Angst, dass ihre Praxis belagert wird und zudem meine und Paddys Privatsphäre gefährdet ist." Hannahs Ärztin nickte. „Frau Münch, ich muss gestehen, so einen Fall hatte ich bis jetzt nie. Ich würde ihnen gerne diese Privatsphäre versichern, so wie sie aber das Problem schildern, scheint die Lage sehr verzwickt zu sein. Ich kann ihnen jedoch anbieten, die nächste Vorsorgeuntersuchung am Uniklinikum machen zu laseen." „Und werden sie dann bei der Untersuchung dabei sein?" „Ja, die Untersuchung würde ich dann auch bei ihnen durchführen." Hannah atmete auf. „Das klingt wirklich super. Vielen Dank." Nachdem die Ärztin die Untersuchung beendet hatte, vereinbarte Hannah einen neuen Vorsorgetermin bei der Sprechstundenhilfe. „Und ist alles gut bei dir und deiner Murmel?" Sandra wartete ungeduldig vor der Praxis. „Ja, alles gut. Es entwickelt sich alles prächtig." Als die beiden zu Hause ankamen, rief Hannah auch gleich Paddy an, der bereits sehnsüchtig auf den Anruf wartete. „Und wie war's?", fragte Paddy. „Ja, dir auch erstmal Hallo.", lachte Hannah. Sie hatte es noch nie erlebt, dass Paddy so schnell am Handy war. „Tut mir leid. Hi. Wie geht's dir?" „Die Ärztin meinte, es sieht alles gut aus. Ich habe den nächsten Termin im Uniklinikum." „Was? Du hast doch erzählt, dass alles bestens wäre." Hannah lachte, als sie Paddys Sorgen in der Stimme hörte. „Nochmal, es ist alles gut. Du wolltest doch gerne mal bei einer Untersuchung dabei sein und da habe ich einfach mal nachgefragt, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe, dass du dabei bist, ohne dass du verfolgt oder gleich erkannt wirst." Erleichtert atmete Paddy auf. „Das klingt wunderbar. Wann ist denn der Termin." „Moment." Hannah wühlte in ihrer Tasche. „Also der Termin ist kurz vor Weihnachten. Am 20., morgens um 8 Uhr." Sie hörte, wie es am anderen Ende der Leitung raschelte und musste grinsen. Paddy versuchte seine Termine im Zaum zu halten und schrieb alles auf." „Das passt perfekt. Ich frage Tom gleich, ob er mir einen Flug organisieren kann."

Die Wochen vergingen wie im Flug. Die Semesterferien waren vorbei und Hannah besuchte wieder sämtliche Vorlesungen und Seminare. Emil war in der Zeit ein guter Freund geworden, mit dem sie über alles reden konnte. Es tat gut auch mal eine männliche Meinung zu ihren Problemen zu hören. Ihre Schwangerschaft konnte sie langsam nicht mehr verbergen. Unter ihrem Herzen bildete sich langsam ein kleines Bäuchlein, das für viel Gesprächsstoff sorgte. Dass Hannah schwanger war, sprach sich schnell unter ihren Kommilitonen rum. Viele waren schockiert und fragten Hannah immer wieder wie das passieren konnte. Diese wussten nicht einmal, dass sie einen Freund hatte, da sie sie ständig nur beim Lernen in der Bibliothek sahen. Wie sollte sie da noch Zeit für einen Freund gefunden haben? So kamen die verrücktesten Gerüchte zu Stande; dass sie von einem One Night Stand schwanger war oder sogar von einem der Professoren, um gute Noten zu bekommen. Selbst Emil wurde einige Zeit für den Vater gehalten. Hannah sah das alles jedoch sehr gelassen. Sollten sie doch denken, was sie wollten. Sie wusste, was der Wahrheit entsprach und das reichte ihr. Einige Kommilitonen gratulierten ihr jedoch zu ihrer Schwangerschaft und wünschten ihr nur das Beste.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now