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Nach dem guten Essen und anregenden Gesprächen gingen Hannah und Paddy zu Bett und schliefen erstmal aus. Hannah war als erstes wach und lauschte den Wellen des Meeres. Paddy lag an ihrem Rücken, den Arm fest um sie geschlungen. Sie versuchte sich aus seinem Klammergriff zu lösen, da sie ihn mit einem Frühstück am Bett überraschen wollte. Auf Zehenspitzen ging sie aus dem Zimmer in die Küche, um auf einem Tablett getoastetes Weißbrot, Marmelade, Obst und Tee zu arrangieren. Mit vollgepacktem Tablett ging Hannah wieder in das Schlafzimmer. Paddys Anblick ließ sie schmunzeln. Während sie das Frühstück zubereitet hatte, hat er das gesamte Bett in Beschlag genommen, lag auf dem Bauch und schien immer noch tief und fest zu schlafen. Hannah stellte das Tablett ab und schmiegte sich an seinen Rücken. Mit ihrer Nasenspitze berührte sie sein Ohr und fuhr seinen Hals hinunter, was Paddy mit einem müden Grinsen quittierte. „Ich habe Frühstück vorbereitet", flüsterte Hannah und gab ihm einen Kuss, ehe sie Paddys Rücken herunter kletterte und sich neben ihn fallen ließ. Paddy gähnte ausgiebig und drehte sich auf die Seite, um Hannah an sich heran zu ziehen und sie innig zu umarmen. Hannah genoss die Wärme, die von seinem Körper ausging. Es war so gemütlich, dass beide noch einmal eindösten und erst wieder wach wurden, als die Sonne durch das Fenster strahlte und das Zimmer erwärmte.

„Ich glaube, den Tee müssen wir jetzt kalt trinken." Ernüchternd nahm Hannah einen Schluck aus ihrer Tasse und verzog dabei das Gesicht. Sie saß mit Paddy im Bett, das Tablett vor ihnen, und aßen das nicht mehr allzu frische Frühstück. Paddy zuckte mit den Schultern. „Das macht mir nichts aus. Solange du mit mir hier frühstückst." Er nahm ebenfalls einen großen Schluck Tee und schüttelte sich. Hannah amüsierte sich prächtig über Paddys Grimasse. „Ok, vielleicht lassen wir den Tee besser weg.", sagte er und biss genüsslich in sein Weißbrot. Während sie gemeinsam aßen planten sie den anstehenden Tag. „Was hälst du davon, wenn wir an den Strand gehen?" Prüfend schaute Paddy aus dem Fenster. „Es scheint definitiv das richtige Wetter dafür zu sein." „Das ist eine gute Idee", stimmte Hannah zu, „Aber gibt es hier denn einen Strand? Ich meine, bis jetzt habe ich nur Steilklippen gesehen." „Lass dich überraschen", sagte Paddy geheimnisvoll.

Nach dem Frühstück packten sie ihre Sachen für ihren Ausflug. Hannah musste nicht lange überlegen und suchte sich eine kurze Hose und ein Shirt, das locker ihren Körper umspielte und einen weiten Ausschnitt hatte, so dass nur eine ihrer Schultern bedeckt war, aus ihrem Koffer und zog ihr Outfit über ihren Bikini. Als Hannah glücklich die Treppen hinuntersprang, wartete Paddy bereits draußen und inspizierte die Fahrräder, die Mrs. Hayes ihren Gästen zur Verfügung stellte. Beide schulterten ihre Rucksäcke, schwangen sich auf ihre Fahrräder und machten sich auf den Weg. Hannah war immer noch von dieser Landschaft hin und weg. Die unterschiedlichsten Grüntöne fanden sich auf den langerstreckten Weiden wieder, die zum strahlendblauen Himmel einen kräftigen Kontrast bildeten. Hin und wieder kam ihnen ein Schäfer entgegen, der freundlich grüßte. An einer Kreuzung mussten sie sogar für einen Schäfer halt machen, da seine Schafsherde die Straße überquerte. Hannah beobachtete die moppeligen Tiere mit ihrem dicken Fell und erfreute sich an den plärrenden Geräuschen. „Oh die sehen so flauschig aus." Hannah konnte nicht an sich halten. Zu gerne hätte sie eines der Schafe gestreichelt. „Wenn du willst, können wir auf dem Rückweg noch an einer Weide haltmachen und deine Familie einen Besuch abstatten, du Schaf." Hannahs Augen fingen an zu strahlen. Sie nickte heftig. „Oh ja!!!" Paddy lachte. Wie einfach es war Hannah glücklich zu machen. Nachdem sie ihre Fahrt fortführen konnten, kam sie an einer kleinen Bucht an, die von zwei niedrigen Klippen umrahmt wurde und der Weg ins Meer durch eine lange, leicht abfallende Sandbank gewährleistet wurde. Das Wasser des Meeres war kristallklar, so dass der Grund des Meeresbodens problemlos zu sehen war. Bisher war Hannah nicht bewusst gewesen, dass man selbst in den nördlichen Regionen einen solch klaren Atlantik sehen konnte. Der Strand war, bis auf eine kleine Familie, menschenleer. „Warst du schon einmal hier?", fragte Hannah und musterte Paddy. Dieser schüttelte jedoch den Kopf. „Nein, Mrs. Hayes hat diesen Ort empfohlen und sie hat echt nicht zu viel versprochen." Nachdem sie ihre Fahrräder abgestellt hatten, gingen sie Hand in Hand zum Strand und machten es sich auf einer großen Decke mit Blick zum Meer bequem. Paddy saß an seinem Rucksack gelehnt, während er Hannah einen Arm und die Schultern legte. Gemeinsam beobachteten sie ein kleines Kind, das noch ziemlich wackelig auf den Beinen war und immer wieder auf seinen Windelhintern fiel. Dabei quiekte es vergnügt, als es immer wieder den von Wasser getränkten Sand durch die Finger gleiten ließ. Beide hingen ihren Gedanken nach. Hannah stellte sich vor, wie es sein würde eine eigene Familie zu haben. Sie wünschte sich eine Hochzeit und Kinder. Das hatte sie schon als kleines Kind immer gesagt. Allerdings fühlte sie sich noch viel zu jung für ein Kind Verantwortung zu nehmen und für solch große Schritte noch nicht bereit. Immerhin war sie gerade erst 19 Jahre alt geworden. Wer weiß, was das Leben noch mit sich brachte. Doch immer wieder ertappte sie sich dabei, wie in ihren Zukunftsplänen immer wieder Paddy auftauchte, der sie an einer Haustür liebevoll begrüßte und mit ihren Kindern spießerhaft im Garten herumtollte.

Hannah wurde aus ihrer Tagträumerei gerissen, als das kleine Kind in ihren Schoß fiel: „Oh hello, watch it there." Der Kleine brabbelte vor sich hin und grabschte mit seinen Sandhänden Hannahs Beine an, um das Gleichgewicht zu halten. „You're such a cutie. What's your name, sweety?" „Da, da, da, da", kam es hervor, was Paddy zum Lachen brachte. „Also das ist ja wirklich mal ausgefallener Name. Hi I'm Paddy." Er reichte dem kleinen Racker die Hand, die er freudestrahlend ergriff. Ehe Hannah noch etwas sagen konnte, kam ihnen auch schon die Mutter entgegen, um ihren Sprössling einzusammeln. Sie entschuldigte sich und lächelte erleichtert, als Hannah und Paddy sie anlächelten und beteuerten, dass alles in bester Ordnung war. „Du kannst echt gut mit Kindern", stellte Paddy fest und betrachtete sie von der Seite. „Paddy, bitte", sagte Hannah und fing an zu lachen. „Ich bin viel zu jung dafür." Sie stand auf und klopfte sich den Sand von den Beinen. „Was meinst du? Sollen wir es wagen und eine Runde ins kühle Nass?" Mit schnellen Handgriffen zog sie sich ihre Hose und Shirt aus und ging, ohne auf eine Antwort zu warten, Richtung Meer. Etwas perplex, entledigte Paddy sich ebenfalls seiner Klamotten, rannte hinter Hannah hinterher und packte sie von hinten, um sich mit ihr gemeinsam in die Wellen zu schmeißen.

Zwischen Liebe und FreundschaftDove le storie prendono vita. Scoprilo ora