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Paddy war mal wieder der letzte, der zum Frühstück herunterkam. Als er Maite und Hannah am Tisch sitzen sah, nuschelte er ein „Guten Morgen", schnappte sich ein Toast und verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war. Maite musterte Hannah skeptisch von der Seite, die auf einem Keks rumknabberte: „Hannah...sag mal...ist da wirklich nicht mehr gewesen? Ihr beide verhaltet euch so." Hannah schüttelte energisch den Kopf: „Nein, ich schwöre dir, da war wirklich nichts. Ich sag ja. Die Situation heute Morgen war einfach merkwürdig." Sie seufzte: „Verflucht nochmal. Wir sind halt keine 14 mehr." Maite lachte: „Das ist wohl wahr. Soll ich mal versuchen mit Paddy zu reden?" „Nein, bloß nicht! Wehe du machst das. Paddy hat eh schon genug Probleme. Ich denke, wenn du jetzt auch noch mit irgendeinen Kinderkram kommst, dann tickt er aus." „Was hat er denn für Probleme?", wollte nun Maite wissen. „Ist das nicht offensichtlich?" Als sie den Kopf schüttelte ergänzte Hannah: „Na Joelle. Bei den beiden herrscht definitiv Klärungsbedarf." „Du weißt tatsächlich mehr darüber?" Hannah nickte. „Und du wirst es mir nicht erzählen, oder?" „Nein. Tut mir leid, Maite. Ich glaube das sollte er dir selbst erzählen. So schlimm ist es auch gar nicht, also mach dir keine Sorgen." Maite schüttelte unglaubwürdig den Kopf: „Und sonst erzählt er mir alles! Ich werde durch dich ersetzt!" Hannah lachte: „Ich glaube, dein Bruder will nicht alles mit seiner kleinen Schwester besprechen, das ist alles." Sie versuchte das Thema zu wechseln: „Dir geht es doch besser. Was steht heute an?" Maite stieg auf den Themenwechsel ein und grinste: „Colins Frau hat Geburtstag und sie veranstalten eine kleine Gartenparty. Da gehen wir später hin. Ich wollte ein paar Salate und andere Leckereien vorbereiten." Hannah verdrehte die Augen: „Oh nein, kommt auf mich schon wieder Schnippelarbeit auf mich zu? Du weißt wie sehr ich diese Küchenarbeit hasse." „Entweder das oder du fährst mit jemanden einkaufen. Ich habe auch schon eine Einkaufsliste geschrieben." Maite stand auf und suchte auf dem Küchentresen nach der Liste, die sie Hannah in die Hand drückte." Hannah überflog die Liste und starrte immer wieder von der Liste zu Maite: „Willst du ein ganzes Lazarett versorgen?" „Ehm..ja vielleicht ist die Party doch nicht so klein. Es ist Anns 60. Geburtstag und sie hat mich gefragt, ob ich ihr helfen könnte." Maite grinste ihre Freundin entschuldigend an, die seufzte. „Ok, ich fahre einkaufen. Ich denke, dafür müssen wir aber nach Cork, oder?" „Kluges Mädchen! Ich schlage vor, du suchst dir jetzt einen Fahrer und dann hopp, hopp einkaufen. Frag Paddy. Der hat auf jeden Fall Zeit." Sie schob Hannah aus der Küche und machte sich im Anschluss ans Werk. Als Hannah sich umdrehte und Maite widersprechen wollte, kam sie ihr zuvor: „Fahr mit Paddy. Vielleicht habt ihr ja auch Klärungsbedarf." Sie setzte die Aussage mit ihren Händen in Anführungszeichen und grinste dabei schelmisch. Hannah streckte ihr die Zunge raus: „Ist ja gut, ich gehe ja schon." Mit diesen Worten machte sie sich auf zu Paddy.

Sie zögerte einen Moment, ehe sie an seiner Tür klopfte. Als Paddy nichts erwiderte, öffnete sie vorsichtig die Tür und sah Paddy, wie er mit einem Telefon in der Hand in seinem Zimmer auf und ab ging. Er redete in einem schnellen englisch und sah ziemlich genervt aus: „No, you don't understand. Please, listen..." Als er sich umdrehte und Hannah bemerkte, gab er ihr zu verstehen, dass er gerade keine Zeit hat. Er legte eine Hand auf die Ohrmuschel und flüsterte: „Warte in deinem Zimmer, ich komme gleich zu dir." Hannah nickte und schloss vorsichtig die Tür. In ihrem Zimmer schrieb sie Ben eine SMS:

Hey Ben. Na, hast du schon Langeweile beim Arbeiten? Ich bin später auf einer Gartenparty und fahre gleich mit Paddy nach Cork zum Einkaufen. Kuss

Einige Minuten später kam auch schon eine SMS von Ben:

Gartenpartys sind immer gut. Ich wünsche dir viel Spaß! Du, ich fahre später nochmal nach Münster. Irgendwas stimmt mit dem Mietvertrag nicht. Ich übernachte dann bei Tobi. Ich melde mich dann. Bis Bald mein Hase.

Hannah lächelte. Immerhin sagt er Bescheid, dass er nach Münster fährt. Wenn er bei Tobi übernachtet, dann würde er sich nicht so schnell melden. Es klopfte an der Tür und bevor Hannah den Gast überhaupt herein beten konnte, stand Paddy auch schon wütend in ihrem Zimmer. Seine Wangen glühten: „Ich versteh sie einfach nicht." Hannah folgte ihn mir ihrem Blick. „Hast du gerade mit Joelle telefoniert?", fragte Hannah vorsichtig, aber sie kannte bereits die Antwort. „Mit wem denn sonst? Sie scheint überhaupt kein Interesse daran zu haben, dass wir uns mal ausreden." Paddy setzte sich aufs Bett und ließ sich nach hinten fallen, während er sein Gesicht hinter seinen Händen versteckte. „Willst du drüber reden?" Er seufzte: „Da gibt es nichts zu reden. Zuerst haben wir uns gut unterhalten, aber dann wollte ich über uns reden und da hat sie total abgeblockt. Zwischen uns wäre doch alles in Ordnung, meinte sie." Hannah hörte aufmerksam zu. „Als ich meinte, dass ich nächste Woche für drei Tage vorbei kommen könnte, da wurde sie richtig hysterisch. Das wäre zu kurzfristig und sie hätte viel zu tun und keine Zeit." „Und jetzt?", fragte Hannah und setzte sich zu Paddy aufs Bett: „Nichts! Was soll ich machen?" „Vielleicht einfach hinfahren?" Er schaute sie entsetzt an. „Nein, das kann ich nicht machen." „Wieso nicht?" Paddy zuckte mit den Schultern. Hannah griff nach seiner Hand. „Mach es doch einfach. Du hast dir doch eh jetzt schon die Zeit dafür freigeschaufelt." Er drückte ihre Hand, um sie im nächsten Moment loszulassen. „Ich überlege es mir. Was wolltest du eben eigentlich bei mir? Hast du heute Morgen etwas vergessen?" Hannah lächelte: „Ausschlafen vielleicht? Nein, Maite hat mir für die Gartenparty eine Einkaufsliste gegeben. Sie meinte, wir beiden sollen noch Cork fahren und die Einkäufe erledigen." Paddy pustete seinen Wangen auf: „Uff, darauf habe ich ja überhaupt keinen Bock." „Na, danke! Bin ich so eine schlimme Gesellschaft?", fragte Hannah gespielt gekränkt, während Paddy energisch mit dem Kopf schüttelte: „Nein, niemals! Aber ich hasse Einkaufen." „Besser als in Selbstmitleid zu verfallen! Los, beweg deinen Hintern, sonst verarbeitet uns Maite noch zu Hackbällchen und verfüttert uns an die Partygäste." Hannah wollte aufstehen, doch Paddy zog sie zurück, so dass sie auf ihm landete. Gekonnt drehte sie Paddy so, dass sie auf seinem Schoß saß und ihn anschauen musste: „Ich verfalle bestimmt nicht in Selbstmitleid, mein liebes Murmeltier." Hannah legte ihre Arm um seine Schultern und schaute ihn herausfordernd an: „Dann beweise es!". Er grinste breit und stand ruckartig mit ihr auf. Ehe sie sich versah, hatte Paddy sie über seine Schulter geworfen. Hannah kreischte und haute Paddy auf seinen Hintern: „Lass mich runter! Was hast du vor?" „Naja was wohl? Wir gehen jetzt einkaufen." Er ging mit ihr die Treppen runter ohne daran zu denken, Hannah aus ihrer Lage zu befreien: „Maite, kannst du mir bitte Hannahs Jacke und ihre Schuhe geben? Wir fahren dann mal einkaufen." Seine Schwester schaute die beiden entgeistert an, konnte sie aber auch ein Lachen nicht verkneifen: „Ok...Du könntest Hannah auch einfach runter lassen." Hannah lachte mittlerweile so laut, dass sie keine Luft mehr bekam: „Bitte lass mich runter, ich kann nicht mehr. Ich glaube dir ja. Kein Selbstmitleid." Paddy ließ sie runter und schaute sie triumphierend an. „Geht doch!", sagte er und ging zur Garderobe, um sich selbst die Schuhe und eine Jacke anzuziehen. Als Maite Hannah mit fragenden Blick anstarrte, zuckte sie nur grinsend mit den Schultern und folgte Paddy ebenfalls in den Flur. Maite lächelte, schüttelte den Kopf und machte sich wieder an ihre Arbeit: „Wann raffen die das endlich?", nuschelte sie vor sich hin und fing an sämtliche Zutaten für einen Kuchen in einer Schüssel zu schütten.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now