21

606 24 2
                                    

Der Tag der Verabschiedung ging Hannah näher als gedacht. Sie hatte sich in der kurzen Zeit wieder an den ganzen Tumult einer Großfamilie gewöhnt, dass es ihr schwer fiel an ihr zu Hause zu denken. Dennoch freute sie sich ein wenig auf Ben. Er meldete sich ab und zu per SMS, in denen er kurz erzählte, was er so trieb. Es ärgerte sie ein wenig, dass Ben nur belangloses Zeug geschrieben hatte, aber immerhin waren diese Nachrichten besser, als wenn er sich gar nicht gemeldet hätte. Außerdem musste sie sich auch eingestehen, dass sie vermutlich nicht viel besser war und auch nicht die Lust dazu hatte, ganze Romane zu schreiben. Die gesamte Familie Kelly versammelte sich vor dem Haus, um sich von Hannah zu verabschieden. Selbst Sean, der ihr gegenüber anfangs noch sehr schüchtern war, blühte förmlich auf und wollte nicht, dass Hannah ging. Der Reihe nach umarmte jeder Hannah, bis Paddy an der Reihe war. „Mach's gut Paddy." Hannah nahm ihn fest in die Arme. „Und fliegst du nächste Woche nach Belgien?", fragte sie leise. Paddy nickte: „Ja, ich muss das endlich hinter mich bringen. Also bis dann, Murmeltier." Er küsste sie zum Schluss auf die Wange und löste die Umarmung. „Und melde dich ab und zu." Hannah lachte: „Das mache ich. Sofern du dann auch Zeit hast zu antworten!" Sie winkte allen noch einmal zu, ehe sie zu Maite in den Kombi stieg und Joey sie zum Flughafen brachte.

„Warum muss die Zeit immer so schnell vergehen?", fragte Maite, als sie nur noch wenige Kilometer bis zum Flughafen hatten. Hanna litt mir ihr: „Ja, ich weiß. Wann sehen wir uns wieder?" Maite überlegte. „Ich glaube im Oktober? Ich bin mir nicht so sicher. Sobald ich es weiß, sage ich dir aber Bescheid." „Alles klar. Im Oktober beginnt auch das Studium. Ich hoffe, bis dahin bin ich dann auch umgezogen. Wenn ich zu Hause angekommen bin, heißt es erstmal packen." Joey und Maite begleiteten Hannah noch bis zum Gate, wo sie sich auch nochmal richtig von ihr verabschiedeten. „Bis dann meine Liebe und grüß Ben von mir", sagte Maite und drückte Hannah an sich, die die Umarmung erwiderte. „Mach, ich. Und du pass mir auf Paddy auf, ja? Der brauch dich bestimmt in nächster Zeit." Maite nickte, behielt ihre Gedanken jedoch für sich. Joey verabschiedete sich ebenfalls von Hannah, bevor sie für ihren Flug eincheckte. Als sie ihr Gepäck aufgegeben hatte und durch die Passkontrolle war, kramte sie ihr Handy hervor und versuchte Ben zu erreichen. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Ben ans Telefon ging: „Hi, Ben. Ich bin jetzt am Flughafen. Meine Mutter holt mich jetzt an. Kommst du später noch vorbei?" Ben wirkte sehr resigniert: „Ehm, ich glaube nicht, dass ich das noch schaffe. Ich muss später noch arbeiten." Hannah war enttäuscht. „Ok, schade, aber dann sehen wir uns bestimmt morgen, oder?" „Ja, ich denke schon. Du, ich muss los. Hab einen guten Flug." „Ja gut. Bis dann." Langsam schob Hannah ihr Handy in eine Seitentasche ihres Rucksacks. Ben war so seltsam am Telefon und so kurz angebunden. Bevor sie nach Irland geflogen ist, hatte Ben noch gesagt, dass er sie auch vom Flughafen abholen wollte. Es war merkwürdig, dass er auch heute so plötzlich arbeiten musste. Zum Glück hatte sie gestern Abend noch ihre Mutter erreicht. So war es immerhin kein Problem mühelos nach Hause zu kommen. Als ihr Flug aufgerufen wurde, ging sie der Menschenmasse hinterher und stieg in den Flieger, der sie nach Köln bringen sollte. Sie nahm an einem Fenster Platz und starrte in die Dunkelheit. Das Gespräch mit Ben brachte sie zum Grübeln und sie wusste einfach nicht, wie sie sein Verhalten interpretieren sollte. Sie versuchte ihre Gedanken bei Seite zu legen und wühlte in ihrem Rucksack nach ihrem Buch, als sie sah, wie ihr Handy aufleuchtete. In der Hoffnung, dass Ben heute doch noch Zeit haben könnte, starrte sie auf das Display, das eine Nachricht mit einem fremden Absender zeigte. Als sie diese jedoch öffnete fing sie an zu grinsen:

„Ich habe ganz vergessen dir meine Nummer zu geben. Wie sollst du dich denn sonst bei mir melden? Hab einen angenehmen Flug, Murmeltier. Bis hoffentlich bald. Ich vermisse dich jetzt schon. P."

‚Immerhin vermisst mich einer', dachte sie sich und antwortete.

„Das wäre ja echt danebengegangen. Sonst hätte ich dir wohl eine Brieftaube nach Irland schicken müssen. Es war wirklich schön bei euch, wie immer! Bis bald. Hannah"

Sie schaltete ihr Handy aus und lehnte sich in ihren Sitz zurück. Der Rückflug. war zum Glück wesentlich angenehmer als der Hinflug, so dass Hannah in Ruhe lesen konnte. Auch die Dauer des Fluges raste nur so dahin. Als sie in Köln landete, kam ihr eine warme Brise entgegen. Das Wetter war in Köln viel wärmer als in Irland. Nachdem sie ihr Gepäck hatte, machte sie sich auf in die Eingangshallte, wo sie von ihrer Mutter und Pad schon sehnsüchtig erwartet wurde.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now