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Wieder klingelte Hannahs Handy und Paddys Name erschien auf dem Display. „Willst du da nicht endlich mal rangehen?", fragte Sandra genervt und würzte die Tomatensuppe, die sie gerade kochten. Hannah hatte die Nacht über kein Auge zugetan und zermarterte sich den Kopf über ihre Schwangerschaft. Sie tendierte immer mehr dazu, dass Kind abzutreiben, da sie sich einfach noch nicht bereit fühlte. Doch ihre Gedanken behielt sie für sich. Sie legte sich im Kopf auch schon sämtliche Argumente für eine Abtreibung zurecht und auch Phrasen, wie sie Paddy am besten von der Schwangerschaft erzählen sollte. Dass Paddy ständig anrief, half nicht gerade dabei und setzte sie nur noch mehr unter Druck. Maite hatte ihr gestern noch eine Nachricht geschrieben, dass Paddy ihr Gespräch mitbekommen hatte, aber überhaupt keine Ahnung hatte, um was es ging. Darauf hin schrieb sie Paddy, dass er sich keine Sorgen machen musste, und ihm alles erklären würde, wenn sie sich sehen. Doch Paddy ließ nicht locker und versuchte seine Freundin zu erreichen. „Ich kann das nicht am Telefon besprechen.", sagte Hannah. „Dann geh wenigstens ran. Paddy macht sich doch schon genug verrückt, findest du nicht?" erwiderte Kira und schaute Hannah besorgt an und auch von Sandra bekam sie vorwurfsvolle Blicke zugeworfen. Das Handy klingelte wieder. „Ja ist ja gut." Hannah schnappte sich ihr Handy und ging an. „Hey Paddy." „Was zur Hölle ist los? Weißt du eigentlich wie beschissen das hier alles ist?" „Ja, ich weiß, tut mir leid." „Also was ist los?" „Paddy, bitte. Ich kann das nicht am Telefon besprechen." Hannah bekam das volle Programm seiner Wut ab: „Ach ja? Aber Maite kannst du das einfach mal so erzählen? Weißt du eigentlich wie dumm ich mir vorkomme? Maite wirft mir Blicke zu, die ich überhaupt nicht deuten kann, du gehst nicht an dein fucking Handy und mehr als „Mach dir keine Sorgen" und „Wir besprechen das später" kriege ich nicht gesagt. Willst du das mit uns beenden? Ist es das?" Hannah hat Paddy noch nie so wütend erlebt. „Nein, Paddy. Wirklich. Das ist es nicht." „Dann sag doch verflucht nochmal, was los ist." „Bitte, ich kann das nicht...nicht so...Paddy?" Geschockt nahm Hannah ihr Handy von ihrem Ohr und starrte auf das Display, das nur die Uhrzeit anzeigte. Paddy hatte einfach aufgelegt. Sie versuchte ihn zurück zu rufen, doch Hannah hätte sich denken können, dass er den Spieß umdrehte und nun ihre Anrufe ignorierte. Niedergeschlagen ging Hannah wie zurück in die Küche.

Paddy war außer sich und trat gegen einen Mülleimer. Seine Geschwister hatten das lautstarke Gespräch mitbekommen, trauten sich jedoch nicht etwas zu sagen. Sie wussten, dass es fürs erste besser war, Paddy in Ruhe zu lassen. Er stürmte aus der Halle und ergriff die Flucht nach draußen. Maite, die ebenfalls alles mitbekommen hatte, ging ihm hinterher. Patricia wollte sie aufhalten, doch sie ließ es sich nicht verbieten. „Ich mache das schon.", sagte Maite. Sie fand Paddy hinter dem NIghtliner, das Gesicht rot vor Wut und die Hände zu Fäusten geballt. „Paddy..." Maite ging einen Schritt auf ihren Bruder zu. „Was willst du?", blaffte er sie an, doch seine kleine Schwester ließ sich nicht beirren. „Du bist so ein Idiot." „Ja, klar, jetzt bin ich wieder der Arsch! Dann hasst mich doch alle. Es geht mir sowas von am Arsch vorbei, was du denkst, was Hannah oder sonst wer denkt." „Paddy, du Vollidiot. Hannah ist schwanger." Maite konnte zusehen, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich. Paddy war so geschockt, dass er sich, ohne groß darüber nachzudenken, auf den Boden sinken ließ. „Von wem?", brachte Paddy nur leise hervor. Er konnte nicht mehr klar denken. Maite setzte sich zu ihm und schlug ihm auf den Oberschenkel. „Na von mir bestimmt nicht. Von dir natürlich. Kannst du jetzt verstehen, warum ich dir das nicht sagen konnte und Hannah das dir persönlich sagen wollte?" Wie in Trance stand Paddy auf. „Ich muss unbedingt zu ihr." „Oh, Paddyboy. Du setzt dich jetzt lieber nochmal hin, du bist ganz blass um die Nase. Außerdem haben wir hier gleich noch ein Konzert." Paddy nickte und ließ sich wieder neben Maite nieder. Diese Nachrichten trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Er wollte nur zu Hannah, alles andere war ihm egal.

Das Konzert meisterte Paddy professionell. Nicht mal seine Geschwister bemerkten, dass er nicht richtig bei der Sache war und diese Show einfach hinter sich bringen wollte. Nachdem die Fans auch noch eine zweite Zugabe verlangten, stöhnte Paddy hinter der Bühne laut auf, doch auch die meisterte er mit Bravur. ‚Endlich', dachte Paddy als endlich alles vorbei war, drückte einem Roady seine Gitarre in die Hand und ging geradewegs duschen, um wenig später dankbar auf den Beifahrersitz von Toms Auto sitzen zu können.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now