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Das Klopfen an der Tür hämmerte bei Hannah im Kopf nach. Jeder Schlag wandelte sich in einen stechenden Schmerz um, der sie aufstöhnen ließ. Am liebsten wäre sie aufgestanden und hätte dem Klopfen persönlich ein Ende gesetzt, aber sie war nicht in der Lage sich überhaupt in die Senkrechte zu bewegen. Als sich die Tür öffnete hörte sie nur ein leises „Entschuldigung" und die Tür, die sich wieder schloss. Hannah dachte sich nichts weiter dabei und drehte sich um. Allerdings rebellierte bei der ruckartigen Bewegung ihr Magen so stark, dass sich alles drehte und Hannah aufsprang und ins Badezimmer rannte. Das Würgen bereitete ihr noch mehr Kopfschmerzen. Zum Glück schien ihr Magen leer zu sein und das Übergeben blieb ihr erspart. So elend hatte sie sich noch nie gefühlt. Völlig erschöpft lehnte sie sich an die Badewanne und hoffe, dass der Schmerz und die Übelkeit von alleine nachließen. Normalerweise kannte Hannah ihre Grenzen. ‚Warum musste das gestern denn auch so eskalieren?' dachte sie sich und ließ ihren Kopf zwischen ihre Knie sinken. Das minderte wenigstens die Übelkeit. „Und wie geht's dir?" Paddy stand in der Badezimmertür und grinste Hannah an. „Oh, musst du so schreien? Mein Kopf dröhnt. Was machst du eigentlich hier?" „So schlimm also. Weißt du das nicht mehr?", fragte er sie und setzte sich neben ihr auf den Boden. Hannah schüttelte den Kopf. „Ich weiß nur noch, dass ich mit Jimmy und Joey Tequila getrunken habe." „Nicht nur Tequila", merkte Paddy an, was Hannah hochschrecken ließ und dieses gleich mit einem stechenden Kopfschmerz bestraft wurde. „Oh je, wie schlimm war ich?" „Es ging, ich musste dich förmlich von der Bar wegzerren. Warte, heißt das, du weißt auch nicht wie du in dein Zimmer gekommen bist?" Hannah schüttelte leicht den Kopf. „Nein, das letzte woran ich mich erinnern kann, war Maite, die zu mir meinte, ich muss ins Bett. Hast du mich hierher gebracht?" „Ja. John hat sich um Jimmy und Joey gekümmert und ich habe dich in dein Zimmer gebracht. Du hast dich gestern noch ordentlich übergeben und wolltest, dass ich hier bleibe." ‚Und wir haben uns geküsst, verdammt nochmal!', dachte sich Paddy und biss sich auf die Unterlippe. Hannah schaute ihn an und ließ ihren Kopf auf seine Schulter sinken: „Lass mich bitte nie wieder mit deinen Brüdern Tequila trinken, ja?" Paddy nickte. "Bei deinem Dickkopf bin ich aber nicht sicher, ob ich dich davon abhalten kann. Eine Weile saßen sie so im Badezimmer und sagten nichts. Paddy streichelte ihr über die angewinkelten Beine. „Du solltest wieder ins Bett, du bist ganz kalt." Vorsichtig stand Hannah auf und bewegte sich im Schneckentempo zum Bett. Paddy kramte in seiner Tasche und fand noch eine Schmerztablette, die er Hannah reichte, als sie sich wieder im Bett verkrochen hatte. Ohne Widerrede nahm sie diese entgegen und schluckte die Tablette mit einem ordentlichen Schluck Wasser. „Danke", sagte sie und reichte ihm die Wasserflasche, die Paddy auf dem Schreibtisch abstellte und sich seine Hose schnappte, um sich anzuziehen. „Was machst du da?" Hannah schaute Paddy verwundert an. „Ich dachte, du willst noch ein wenig schlafen und lasse dich in Ruhe. Ich kann mich auch bei mir im Zimmer noch aufs Ohr hauen." Hannah versuchte zu lächeln. „Als ob du stören würdest. Du kannst dich auch noch hier hinlegen. Oder du hast du auf einmal ein Problem damit?" ‚Wenn du wüsstest, was heute Nacht passiert ist, würdest du auch flüchten wollen', hätte er am liebsten geantwortet, atmete jedoch nur laut aus und legte sich wieder zu Hannah ins Bett, jedoch mit einigem Abstand zu Hannah. Diese bemerkte diese Distanz nicht und döste vor sich hin: „Paddy?" „Mhh?" „Warum habe ich eigentlich keine Schlafanzughose an?" Paddy konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Weil du gestern nicht mehr in der Lage warst dir deine Sachen aus deiner Tasche rauszusuchen. Du hast es noch nicht mal mehr geschafft deine Schuhe auszuziehen. Immerhin hast du es selber geschafft, dir deine Klamotten auszuziehen. Ich habe dir dann was zum Schlafen rausgesucht. Was deine Unterwäsche angeht hast du übrigens einen sehr guten Geschmack. Steht dir echt gut." Den letzten Satz konnte er sich einfach nicht verkneifen. „Auf dein Reihern hätte ich allerdings verzichten können." „Oh nein, du hast gestern wirklich alles mit gemacht, oder?" „Wenn du wüsstest." Hannah rückte ein Stück zu Paddy und gab ihm einen Kuss auf die Wange: „Danke, dass du dich um mich gekümmert hast." Sie umarmte ihn und nuschelte: „Mein Dankeschön hast du ja schon bekommen." Paddy zog die Augenbrauen hoch. „Moment, denkst du ein Kuss auf die Wange reicht als Dank, dass ich dir beim Kotzen die Haare halte?" „Du Blödmann. Das meinte ich gar nicht. Ich dachte eher an die Tatsache, dass du mich in Unterwäsche gesehen hast. Das scheint dir ja gefallen zu haben." Paddys Wangen nahmen eine rosa Färbung an: „Ja...da hast du mich wohl erwischt. Denk aber nicht, dass mir das reicht." Hannah gähnte: „Ist ja gut...Spinner. Ich überlege mir was." ‚Vielleicht erinnerst du dich einfach, das würde mir schon genügen', hätte Paddy am liebsten gesagt und musste sich zusammen reißen, um sich nicht zu verplappern. „Da bin ich ja mal gespannt."

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now