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Die Party ging bis in die frühen Morgenstunden. Es wurde noch ausgiebig getanzt und musiziert. Jimmy und Joey tranken ordentlich einen über den Durst und torkelten irgendwann gemeinsam nach Hause. Maite, Hannah, Angelo und Paddy waren diejenigen, die Colin und Ann noch etwas beim Aufräumen halfen. Sie sammelten Gläser von den Tischen und den Müll vom Boden ein. Als sie sich von Colin und Ann verabschiedeten, die ihren Helfern sehr dankbar waren, schlenderten sie langsam zu ihrem Anwesen rüber. Hannah war immer noch aufgedreht und gar nicht zu bändigen: „Diese Feier war echt super! Sind die irischen Partys immer so? Wenn ja, will ich keine anderen Partys mehr feiern." Angelo, der mit Maite einige Schritte hinter Hannah war, antwortete müde: „Sag mal, bist du noch gar nicht müde? Hast du zu viel Coffein zu dir genommen oder so?" Hannah drehte sich zu den beiden um und lief rückwärts weiter: „Was? Nein, alles gut. Ich freue mich nur. Das war so ein schöner Abend und  ich war schon lange nicht mehr so lange feiern, geschweige denn tanzen." Sie drehte sich wieder um und fing an durch die Gegend zu springen, was Maite, Angelo und Paddy zum lachen brachte. „Vielleicht ist es auch der Alkohol, der sie wie ein Flummi springen lässt", flüsterte Paddy seinem kleinen Bruder zu, der grinsend nickte.

Zu Hause angekommen, entledigten sie sich ihrer Schuhe. Maite und Angelo waren so müde, dass sie Hannah und Paddy eine gute Nacht wünschten und geradewegs nach oben in ihre Zimmer gingen. Maite blieb auf halber Treppe stehen: „Wollt ihr nicht auch ins Bett?" Hannah schüttelte den Kopf: „Ich bin noch viel zu aufgedreht. Ich mache mir noch eine heiße Milch mit Honig und gehe dann auch so langsam ins Bett. Was ist mit dir? Leistest du mir noch Gesellschaft?", fragte sie Paddy, der von ihr zu seiner Schwester blickte. Maite schüttelte unmerklich den Kopf, was Paddy jedoch ignorierte: „Gerne." Seine Schwester stöhnte auf und schüttelte den Kopf. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging sie in ihr Zimmer. Hannah merkte nichts von den Andeutungen ihrer Freundin und ging in die Küche, um Milch aufzuwärmen. Paddy tat es ihr gleich und setzte sich an den Tisch. Eigentlich war er auch ziemlich müde, wollte es sich jedoch nicht nehmen lassen, noch mehr Zeit mit Hannah zu verbringen. Er beobachtete Hannah, wie sie vor sich hin summte und einen Topf für die Milch aus einem Küchenschrank heraussuchte. Langsam schwenkte sie ihre Hüften zum Takt ihres Summens, voll und ganz auf die Milch konzentriert. „Paddy, kannst du mir bitte zwei Tassen geben?" Als er nichts erwiderte, drehte sie sich um und sah, wie er vor sich hinstarrte: „Sag mal, hast du mir auf den Hintern gestarrt?!" „Bitte, was?" Paddy merkte, wie sein Gesicht warm wurde. Hannah jedoch lachte und holte selber zwei Tassen aus der Vitrine: „Von wegen Künstler und nachtaktiv. Vielleicht solltest du auch lieber schlafen gehen." Paddy nahm die Tasse entgegen, die Hannah ihm reichte, und bedankte sich: „Vielleicht. Es war ja auch ein ziemlich anstrengender Tag. Immerhin hast du mir vom Tanzen keine Pause gegönnt." „War es denn so schlimm?", fragte sie. „Nein, keineswegs. Im Gegenteil. Ich habe die Party auch sehr genossen." Hannah lächelte ihn mit ihren großen blauen Augen an und legte ihre Hand auf seine: „Das ist die Hauptsache." Schweigend saßen sie nebeneinander und tranken langsam ihre heiße Milch. Diese erfüllte ihren Zweck, so dass Hannah auch nach und nach müder wurde und gähnte: „Oh je, es ist ja schon fast 5 Uhr. Lohnt es sich überhaupt noch ins Bett zu gehen?", fragte sie und lehnte ihren Kopf an Paddys Schulter. Paddy lachte schläfrig: „Warum denn nicht? Du bist doch kein Frühaufsteher." Sie seufzte und erhob sich schleppend vom Küchentisch. „Danke für die nette Gesellschaft, aber ich glaube so langsam muss ich auch ins Bett." Paddy nickte, nahm beide Tassen vom Küchentisch und stellte sie in die Spüle. Wie angewurzelt blieb er an der Spüle stehen, während Hannah ihn fragend ansah: „Was ist mit dir? Doch noch nicht bereits fürs Schlafen?" „Ja doch, ich gehe auch gleich. Ich mache das nur noch schnell sauber." Verwirrt blickte sie zu ihm, sagte jedoch nichts und wünschte ihm eine Gute Nacht.

Innerlich war Paddy aufgewühlt. Er hätte zu gern noch mehr Zeit mit Hannah verbracht oder gar mit ihr wie in alten Zeiten auf dem Sofa geschlafen. Jetzt, wo er sich seine Gefühle selbst eingestand, wusste er nicht, wie das alles weiterlaufen würde, wie er mit Hannah umgehen sollte. Mit der Situation überfordert ging er ins Wohnzimmer und schmiss sich aufs Sofa. Eine Weile hing er seinen Gedanken hinterher, dachte an Joelle und die schöne Zeit, die er mit ihr verbrachte, aber auch an die nicht so schönen Tage. Warum war es auch so alles kompliziert? Er machte sich nochmals bewusst, dass er zwar im weitesten Sinne Gefühle für Joelle hatte, diese aber bei weitem nicht mehr für eine Liebesbeziehung ausreichen würden. Umso mehr dachte er an die letzten Tage mit Hannah. Er rief sich immer wieder die Bilder von ihr hervor, wie sie leichtfüßig tanzte und ihn mit ihrem ansteckenden Lachen auf andere Gedanken bringen konnte. Gedankenverloren griff er nach einer Gitarre, die in der Nähe stand und spielte abwesend verschiedene Akkordreihen, ehe er sich aufraffte und doch zu Bett ging.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now