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„So jetzt lass uns doch auch mal Hannah begrüßen!", meckerte Jimmy und stieß Paddy leicht von Hannah weg. Widerwillig ging Paddy zur Seite, ohne sein Grinsen zu verlieren. „Mensch Hannah, du bist ja eine richtig hübsche Frau geworden. Ohne deine roten Wangen hätte ich dich gar nicht wieder erkannt." Hannah lächelte Jimmy schelmisch an: „Soll das heißen, ich war ohne Oberweite nicht hübsch oder was?" Jimmy stockte der Atem und kratze sich dann verlegen am Hinterkopf: „Und deine Schlagfertigkeit hast du wohl auch nicht verloren." „Damit hast du wohl nicht gerechnet", Angelo zwängte sich an Jimmy vorbei und umarmte Hannah. „Man Angelo. Ich bin froh, dass du nicht auf die Idee gekommen bist, mich vor Freunde anzuspringen", lachte Hannah und musterte ihn von oben bis unten. „Das hätte mein Rücken und meine Leiste bestimmt nicht mitgemacht." Angelo lächelte sie an: „Aus dem Alter bin zum Glück raus. Schön, dass du da bist." Nach und nach fanden auch die anderen die Möglichkeit Hannah ausgiebig zu begrüßen. Anschließend machten es sich wieder alle vor dem Kamin bequem und unterhielten sich mit Hannah. Sie waren allesamt neugierig, wie es ihr in der letzten Zeit ergangen ist. „Und was machst du jetzt nach dem Abi?", fragte Barby, „Maite hat erzählt, du ziehst zusammen mit Ben nach Münster." Hannah nippte an ihrem Getränk und schaute Maite von der Seite an: „Naja so ganz stimmt das nicht." Barby zog ihre Augenbrauen hoch und machte ein fragendes Gesicht: „Oh. Ist das mit Ben nicht mehr aktuell?" „Doch, klar. Ben und ich sind noch zusammen und das auch glücklich. Ich wollte ja eigentlich auch, dass Ben mich zu euch begleitet, aber er musste arbeiten und seinen Umzug nach Münster planen. Also ja, er zieht nach Münster und studiert dann dort Medizin. Eigentlich wollte ich ja auch dort studieren, aber ich habe es mir dann doch anders überlegt. „Und wie sieht jetzt dein Plan aus?" Ich bleibe in Köln und studiere dort. „Und was wirst du studieren?", fragte nun auch Patricia. Hannah lächelte verlegen in die Runde und fokussierte ihr Glas, das sie hin und her schwenkte: „Ich habe mich entschieden Psychologie zu studieren." „Ich habe doch gesagt, aus dir wird mal was." Maite klopfte Hannah stolz auf die Schulter, was Hannah nur noch verlegender machte. Patricia nickte anerkennend. „Dann bleibst du auch bei Tina wohnen?" Hannah schüttelte den Kopf: „Nein, so langsam möchte auch mal was neues erleben. Ihr kennt doch bestimmt noch Sandra? Sie bleibt ebenfalls in Köln und wir gründen eine WG." „Uh ein richtiges Studentenleben also", kommentierte Paddy Hannahs Vorhaben. „Dann wird es ja nur noch Partys geben in der WG Münch. Hauptsache du kommst dann auch noch zum studieren, wenn Ben nicht da ist und auf dich aufpassen kann." Hannah streckte Paddy die Zunge raus: „Das denkst aber auch nur du. Wenn, dann muss ich eher auf Ben aufpassen. Der liegt nämlich öfter mal auf der faulen Haut." Als Hannah von Ben erzählte, fiel ihr ein, dass sie sich noch gar nicht bei ihm gemeldet hatte und entschuldigte sich kurz, um ihn anzurufen.

Elegant schnappte sie sich ihre Jacke und ging vor die Haustür. Sie atmete die kalte, frische Luft ein, starrte in die Dunkelheit und hing kurz ihren Gedanken nach. Nach so langer Zeit war Hannah endlich wieder bei ihrer engsten Vertrauten zu Besuch und konnte es immer noch nicht fassen, dass sie vor ein paar Stunden noch im deutschen Regen stand. Aus Gewohnheit griff Hannah in die Jackentasche und zündete sich eine Zigarette an, bevor sie Bens Telefonnummer auf ihrem Handy wählte. Es tutete mehrere Male, ehe Ben ran ging. Im Hintergrund war es ziemlich laut, so dass Hannah kaum etwas verstehen konnte: „Ben? Ben, hörst du mich? Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich gut gelandet und bei Maite angekommen bin." Sie hörte laute Musik und Männer die im Hintergrund grölten. Es war so laut, dass sie ihr Handy einige Zentimeter von ihrem Ohr weghalten musste. „Hannah? Ich verstehe dich nicht. Was sagst du?" Hannahs Stimme wurde lauter: „Ich bin gut angekommen." „Hannah?", hörte sie noch sagen, bevor Ben auflegte und die Verbindung abbrach. Sie seufzte. ‚Wahrscheinlich ist er mit seinen Arbeitskollegen noch feiern gegangen. So viel zu: ich muss auf ihn aufpassen, wenn der alleine nach Münster zieht', dachte sie. Es kam zurzeit öfter vor, dass Ben ab und zu in der kölner Clubszene unterwegs war. Warum auch nicht? Immerhin war die Schule vorbei, das Abi in der Tasche und das Studium würde noch früh genug beginnen. Sie tippte schnell eine SMS, in der sie schrieb, dass alles in Ordnung ist, ihm viel Spaß und später eine gute Nacht wünschte. Einen Moment wartete sie noch in der Dunkelheit, da sie hoffte, dass Ben ihr antwortete. Als jedoch keine schnelle Antwort kam, war sie doch enttäuschter als sie zugeben wollte. Sie hatte gehofft, dass Ben sich wenigstens noch kurz melden würde, da er sie nicht verstanden hatte. Hannah wollte sich keine Gedanken darüber machen, warum Ben sein Handy sofort wieder wegsteckte. Wenn sie damit überhaupt recht hatte. Es konnte ja auch gut sein, dass er keinen Empfang hatte oder auch der Akku leer war. War er etwa zu beschäftigt, um eine lausige SMS zu schreiben? Hannah verdrängte ihre wirren Gedanken und ging zurück ins warme, gemütliche Haus.

Zwischen Liebe und FreundschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt