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Ungeduldig stand Hannah in der großen Halle des Flughafens in Irland. Paddy hatte ihr versichert, dass er sie abholen würde, doch von ihm war weit und breit nichts zu sehen. Ihr Gepäck hatte sie bereits seit über einer halben Stunde. „Sollen wir sie wirklich nirgendwo mit hinnehmen?", fragte eine ältere Dame, die zuvor mit Hannah im Flieger gesessen hatte und bereits von ihrem Ehemann in die Arme geschlossen wurde. Hannah lächelte die ältere Dame an: „Nein, vielen Dank, ich muss bestimmt nicht mehr lange warten, aber nochmals Danke für das Angebot." Sie kannte die herzliche Art der Iren und war der Dame mehr als dankbar, vor allem, weil sie ihr die Angst im Flieger nahm. „Meine Liebe, mein Mann und ich trinken hier noch einen Kaffee, bevor wir fahren. Falls sie es sich dann anders überlegen..." Hannah lächelte das ältere Ehepaar an und winkte ihnen zum Abschied zu. Weitere Minuten vergingen, ehe sie ihr Handy aus ihrer Tasche holte und versuchte Paddy zu erreichen, an dessen Handy nur die Mailbox heran ging. Genervt ließ sie sich auf ihren Koffer fallen und ließ ihren Blick über die Passanten schweifen, doch Paddy war immer noch nicht in Sicht. „So ein verdammter Mist.", fluchte sie. „Wann lernt der mal pünktlich zu sein?", fluchte sie leise vor sich hin. „Gerade erst angekommen und schon so schlecht gelaunt, Murmeltier?" Hannah drehte sich um und sah in die strahlend blauen Augen von Paddy, der sie sofort in die Arme nahm und fest an sich zog. Hannah konnte nicht anders und schloss ihre Arme um seinen Körper. Die Genervtheit war wie weggeblasen. „Ich dachte, du kommst gar nicht mehr.", redete sie gegen seine Brust und nahm sein Lachen wahr, dass seine Brust erbeben ließ. „Wo denkst du denn hin? Ich habe dir doch gesagt, dass alles klappt." Paddy drückte sie noch fester an sich und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel. „Schön, dass du da bist." Hannah erwiderte seine Aussage mit einem Nicken. Paddy nahm Hannahs Gepäck in die eine Hand, während er die andere Hannah hinhielt, die sie liebend gerne annahm. Gemeinsam gingen sie an dem kleinen Stand vorbei, an dem das alte Ehepaar stand und Kaffee trank. „Schätzchen, wurden sie endlich abgeholt? Wie schön! Ich wünsche ihnen einen schönen Urlaub." Verlegen nickte Hannah und wünschte ihnen nur das beste zurück und auch Paddy bedankte sich. „Hast du gleich ein paar Bekanntschaften geschlossen?", fragte Paddy. „Du hast mich ja auch warten lassen." Paddy räusperte sich: „Ja, ich musste noch eine Kleinigkeit erledigen." Als Hannah ihn fragend von der Seite anblickte, schüttelte er den Kopf und grinste. „Wirst du gleich sehen." In Irland war es angenehm warm, völlig anders als sie den Sommer hier in Erinnerung hatte. Paddy führte sie zu einem Mietwagen und verstaute ihr Gepäck im Kofferraum. Wie ein Gentleman öffnete er für Hannah die Beifahrertür, ehe er sich selbst an das Lenkrad setzte. Der Verkehr in Cork war stockend und es dauerte eine Weile, bis sie aus der Stadt heraus gefahren sind. „Hey, hast du nicht gerade die falsche Ausfahrt genommen?", fragte Hannah, als sie sah, dass Paddy nicht Richtung Cobh fuhr. „Wieso?", fragte er verwundert. „Na, wollten wir nicht da Cobh?" Er grinste und griff nach ihrer Hand. „Nope, wollten wir nicht Urlaub machen?" Zögernd nickte Hannah. „Siehst du, deswegen fahren wir auch nicht nach Cobh." „Und wohin fahren wir?", fragte sie und rutschte in ihrem Sitz wie ein aufgeregtes Kind hin und her." „Das siehst du dann schon.", versicherte Paddy ihr und konzentrierte sich weiter auf die Straße. Die Gegend wurde immer ländlicher und Hannah presste ihre Nase gegen das Fenster der Beifahrertür. Sie fuhren an sattgrünen Landschaften vorbei und hin und wieder erhaschte sie einen Blick auf das Meer. Um sich die Zeit zu vertreiben, ließ es sich Hannah nicht nehmen und fragte ständig, ob sie schon da wären. Sie grinste förmlich, als Paddy langsam seine Geduld verlor. „Wenn du mich noch einmal fragst, ob wir bald da sind, dann halte ich sofort an und lass dich hier in der Pampa stehen." Hannah unterdrückte ein Lachen. „Du, Paddy?" „Hannah, ich warne dich!" „Ich wollte etwas ganz anderes fragen.", versicherte sie ihm. Paddy atmete einmal tief durch. „Gut, dann frag." Sie grinste über das ganze Gesicht: „Sind wir schon da?" „Ok, jetzt reicht es." Paddy steuerte eine Parkbucht an und blieb mir nichts dir nichts stehen. „Wir sind da, mitten im Nirgendwo. Bist du jetzt zufrieden?" Doch Hannah antwortete nicht, sondern starrte aus dem Fenster. Ihr stockte der Atem, als sie aus dem Auto ausstieg und die atemberaubende Landschaft sah, die neben den grünen Feldern, den Steilklippen und das Meer wie gemalt aussah. Hannah stellte sich an die Brüstung und atmete die frische Meeresluft ein. Paddy stieg aus dem Auto und beobachtete Hannah, die unbekümmert an der Absperrung stand und ihre Nasenspitze in die Sonne hielt. Zu lange war es schon her, dass er Hannah überhaupt gesehen hatte, doch der Anblick von ihr, wie sie sorgenfrei dort stand, war besser, als jede Vorstellung, die er von ihren Wiedersehen hatte. Langsam trat er an Hannah heran und umarmte sie von hinten. Sie ließ sich zurückfallen, während ihre Hände auf seinen ruhten. „Siehst du da die Fähre und die Insel, die sie ansteuert?" Hannah kniff ihre Augen zusammen. Als sie die Fähre jedoch erblickte, nickte sie. „Da fahren wir hin." „Und dann sind wir da?" Paddy biss ihr zärtlich in den Hals, was ihr eine Gänsehaut beschwerte. „Dann sind wir da.", erwiderte er und grinste in die Ferne.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now