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Der Wecker am nächsten Morgen ließ Hannah aus ihrem tiefen Schlaf hochschrecken. Sie brauchte einen Augenblick, um zu sich zu orientieren und schaltete den Wecker aus. Mit ihrer Hand versuchte sie Paddy zu ertasten. Da sie ihn jedoch nicht finden konnte, drehte sie sich um und bemerkte, dass Paddy nicht mehr neben ihr lag. Ihr Blick schweifte durch das große Zimmer. Als Hannah Paddy am Schreibtisch sitzend bemerkte, setzte sie sich auf und torkelte verschlafen aus dem Bett. Paddy bekam nicht mit, dass Hannah wach war und erschrak als sie ihn von hinten umarmte. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und wünschte ihm somit einen guten Morgen. Hannah betrachtete die ganzen Zettel auf dem Schreibtisch, die kreuz und quer den Schreibtisch bedeckten. Neben Akkordabfolgen, Textideen und Noten, waren auch einige Zeichnungen dabei, die Hannah zuvor noch nie gesehen hatte: „Sind das deine?", fragte Hannah und nahm eine Zeichnung in die Hand, auf der ein Gesicht abgebildet war, in dessen Kopf weitere Gesichter zu sehen waren. Nachdenklich nickte Paddy und zog Hannah auf seinen Schoß. „Du bist durch und durch Künstler. Singen, Texte schreiben, Komponieren und jetzt auch noch Malerei. Ich staune." Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und hat mit einem Lächeln von Paddy gerechnet, doch dieser nickte nur, sein Blick auf seine Aufzeichnungen gerichtet. „Ist alles in Ordnung bei dir?" Wie aus einer Trance geweckt, schüttelte Paddy kaum bemerkbar seinen Kopf und schien wieder ganz der Alte zu sein: „Ja, alles gut. Ich habe nur schlecht geschlafen." Seine Hände ruhten vor Hannahs Bauch, während er sein Kinn auf ihrer Schulter ablegte. Beide genossen die Wärme des anderen als es an ihrer Zimmertür klopfte und Maites Stimme lautstark ertönte: „Guten Morgen. Seid ihr schon wach?" Hannah wollte gerade antworten, als Paddy sie daran hinderte und anfing schelmisch zu grinsen. Wieder klopfte Maite an der Tür, bekam jedoch keine Antwort. Paddy war gespannt, ob seine kleine Schwester wirklich ihre Drohung von gestern in die Tat umsetzen und einfach in das Zimmer platzen würde. Doch da kannte er seine kleine Schwester anscheinend nicht gut genug. Nachdem wieder keine Antwort bekam, öffnete sie die Tür, hielt sich jedoch eine Hand vor ihre Augen: „Ich habe euch gesagt, dass ich euch wecken werde." Sie schielte zwischen ihren Fingern hervor, um festzustellen, dass das Bett leer war. Etwas verwundert blieb Maite vor dem Bett stehen und erschrak als Hannah sich ein Kichern nicht mehr verkneifen konnte und in das verwirrte Gesicht ihrer Freundin sah. „Warum zur Hölle, antwortet ihr denn nicht?", fragte Maite vorwurfsvoll. „Ich wollte dir ja eigentlich antworten, aber ein gewisser Herr hat mich davon abgehalten." Hannah grinste Paddy an, der ebenfalls anfing zu lachen. „Ich wollte nur sehen, ob du deine Drohung wahr machst und hier einfach hereinplatzt, das ist alles.", entgegnete Paddy und stand auf, wodurch Hannah gezwungen war, ebenfalls aufzustehen. „Du müsstest das eigentlich wissen, dass ich alles so meine, wie ich es sage, Paddyboy. Ich warte unten auf euch." Mit schnellen Schritten war sie aus dem Zimmer verschwunden.

Nachdem sie sich angezogen hatten, gingen sie zum Frühstück. Hannah staunte nicht schlecht. Seit langem waren wirklich wieder alle an einem Tisch versammelt und Maite hat sich große Mühe gegeben für alle etwas leckeres zum Essen zu zaubern. Hannah half ihrer Freundin die letzten Leckereien auf den Tisch zu stellen, ehe sie sich ebenfalls an den gut gedeckten Frühstückstisch setzte. Sean setzte sich neben Hannah und lächelte verlegen, was ihr nicht entging. „Kann ich dir helfen Sean?", fragte sie ihn, dessen Gesicht gleich aufhellte: „Kannst du mir ein Brötchen schmieren?", fragte er und deutete auf ein großes Nutellaglas. „Aber sicher doch!" Hannah schnitt Sean das Brötchen auf und beschmierte eine Hälfte mit Nutella, die sie ihm reichte. Sie selbst aß ebenfalls ein Brötchen dem süßen Aufstrich und versuchte so gut es ging den Gesprächen zu folgen. „Liebe Grüße von Jimmy.", sagte Joey beiläufig, wodurch nun alle Blicke auf ihn gerichtet waren. „Du hast mit Jimmy gesprochen?", fragte Patricia hoffnungsvoll, als Joey nickte. „Er ist gut in Irland angekommen und genießt erstmal das Nichtstun." „Und mehr hat er nicht gesagt?", fragte nun auch Kathy und versuchte ruhig zu bleiben und ihren Zorn zu verbergen. „Reicht das nicht?", sagte Joey gereizt und widmete sich wieder seinem Frühstück. Kathy öffnete den Mund, um zum Gegenschlag anzusetzen, überlegte es sich jedoch anders und blies die Wangen auf.

Als Hannah sich auf den Weg nach Hause machen musste, bestand Paddy darauf, sie noch nach Hause zu begleiten. Während sich Hannah von allen verabschiedete, wartete Paddy bereits geduldig in ihrem Auto. Skeptisch blickte sie zu ihm, der nicht wie erwartet auf dem Beifahrer- sondern auf dem Fahrersitz saß. „Willst du heute etwa fahren?" Sie setzte sich fragend neben ihn. „Ich will ja auch, dass du heile zu Hause ankommst.", neckte er sie. „Du Blödmann.", sagte sie mit einem Lächeln und knuffte ihn in die Seite. Paddy nahm ihre Hand in seine und führte sie zu seinem Mund, um diese zu küssen, ehe er den Motor startete und sie das Schloss hinter sich ließen. Hannah schaltete das Radio ein und versuchte einen Radiosender zu finden, der keine Signalstörung hatte. Auf einem der Sender, ertönte lautstark Paddys Stimme: „Oh, no. Such einen anderen Sender." Doch Hannah grinste breit und machte das Radio demonstrativ lauter. Dabei fing sie an lauthals und sehr schräg mitzusingen: „Fell in love with an alien." „Marmot, ich liebe dich wirklich, aber das, was du da gerade von dir gibst, ist pure Folter!" Hannah fing an zu lachen. „Du wolltest doch unbedingt fahren", sagte sie und sang noch einmal in den schiefsten Tönen den Refrain mit, ehe sie das Radio leiser stellte. Von der Seite sah sie, wie Paddy grinste. Dabei wurde ihr warm ums Herz, aber gleichzeitig wurde dieses auch schwer, als sie daran denken musste, dass sie auf Paddys Lächeln mal wieder für eine unbestimmte Zeit verzichten musste. Verträumt versuchte sie sich jedes Grübchen und jede Lachfalte einzuprägen. „Was schaust du denn so?", fragte Paddy, als er bemerkte, dass Hannah ihn die ganze Zeit anstarrte. Doch Hannah antwortete nicht, beugte sich zu ihm rüber und gab ihn einen Kuss auf die Wange, der Paddy lächeln ließ. „Und der war wofür?" „Weil du eben du bist." Bei Hannah vor der Haustür angekommen, parkte Paddy und schaltete den Motor aus. „Und nun?", fragte Hannah und schaute ihn erwartungsvoll an. „Hast du denn jetzt noch ein wenig Zeit oder musst du gleich zurück?" Paddy blies die Wangen auf und schaute auf die Uhr des Armaturenbrettes. „Tom taucht sicherlich gleich auf, aber wir können auch bei dir warten."

Gemeinsam gingen sie in die allbekannte Wohnung und ließen sich auf das Sofa fallen. Paddy lag auf dem Rücken, während Hannah auf ihm lag und sich an seine Brust schmiegte. Keiner der beiden sagte ein Wort. Nur das Ticken der Wanduhr war zu hören. Alles, was sie taten, waren die letzten Minuten, die sie gemeinsam hatten, zu genießen und dies brauchte keine Worte. Paddy streichelte Hannah liebevoll über den Rücken. Hannah wünschte sich, dass Tom einfach zu spät kommen würde, damit die Zweisamkeit nicht so schnell zu Ende ging. Doch Tom war die Pünktlichkeit in Person, so dass es auf dem Punkt genau an der Tür klingelte. Seufzend löste sie sich von Paddy und nahm seine Hand. Eng umschlungen standen sie an der Haustür und küssten sich innig. „Schreibst du mir, wenn ihr losfahrt und du weißt, wo du bist?" Wehmütig nickte Paddy. „Wir sehen uns bald wieder Murmeltier und in der Zeit, kannst du dich schön auf dein Studium konzentrieren." „Pff, ja klar!", sagte Hannah abwertend. Nach einer weiteren Umarmung und einen zärtlichen Kuss verschwand Paddy durch die Tür. Hannah schnellte zum Fenster und sah Paddy, wie er Tom begrüßte und ihr zuwinkte, ehe er in das Auto stieg.

Zwischen Liebe und FreundschaftTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang