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Nachdem Hannah sich etwas übergezogen hatte, ging sie in die Küche und inspizierte den Kühlschrank, während Paddy das Auto auslud. Mit ein paar Handgriffen holte sie Fisch, Milch und Butter aus dem Kühlschrank und beschloss zusammen mit den Brokkoli, den sie bereits in dem Korb auf der Küchenablage gesehen hatte, ein Gratin zuzubereiten. „Das riecht aber schon gut", hörte sie Paddy hinter ihr sagen." Hannah hörte auf den Fisch zu schneiden und drehte sich zu ihm um. Dann lächelte sie sarkastisch. „Sehr witzig, hier brutzelt doch noch gar nichts." Er lachte und lehnte sich an die Küchenzeile. „Man kann nie genug Komplimente bekommen. Kann ich dir helfen?" Hannah nickte und deutete auf den Brokkoli. „Den kannst du waschen und schneiden." Sie beobachtete ihn von der Seite, wie er sich auf das Gemüse konzentrierte und dachte daran, wie es wohl wäre, wenn Paddy ein ganz normaler Hausmann wäre. Bei dem Gedanken musste sie unwillkürlich lächeln. „Autsch, verdammt." Hannah ließ das Messer fallen und begutachtete ihre Fingerkuppe, aus dem aus einer feinen Schnittwunde Blut floss. „Hast du dich geschnitten?", fragte Paddy und ging mit schnellen Schritten auf Hannah zu, die bereits versuchte die Blutung mit ihrem Mund zu stillen. „Ja, ist aber nicht so schlimm. Alles halb so wild." Paddy begutachtete den Finger und suchte in einer Schublade nach Pflaster, die er auf Anhieb fand. Behutsam verarzte er Hannah und gab ihr zum Schluss einen Kuss auf ihre Wunde. „Wie neu!" „Naja, fast.", sagte Hannah mit einem gespielt abwertenden Unterton und grinste schelmisch. „Was?", sagte Paddy entsetzt, „ich habe mir voll Mühe gegeben." „Da fehlt aber etwas", sagte sie, griff nach einem Stift und malte mit ihrer linken Hand eine Sonne auf das Pflaster. „Wie kannst du nur so etwas vergessen." Paddy fing lauthals an zu lachen. „Dass du dich überhaupt noch an meine Krakeleien auf deinen Knien erinnern kannst." „Na, hör mal, natürlich kann ich mich daran erinnern. So alt bin ich ja nun auch nicht. Außerdem erinnert mich das ja auch immer an den Sommer bei euch." Sie hob ihren Arm hoch und deutete auf das alte Lederarmband. Paddy lächelte und schüttelte fassungslos den Kopf. Es erstaunte sie immer wieder. Wie kann man auf der einen Seite so eine reife Frau sein, die tiefe Gespräche führen und so einfühlsam sein kann und auf der anderen Seite einen derartigen Kindskopf haben. Paddy liebte diese vielen Facetten an ihr und hatte das Gefühl bei jeder Begegnung neue zu entdecken. „Was ist? Bist du gerade in Trance verfallen? Der Brokkoli schneidet sich nicht von alleine weiter.", lachte Hannah und widmete sich wieder dem Fisch. Paddy gab ihr grinsend einen Kuss auf die Wange und machte sich weiter in der Küche nützlich.

Als das Essen fertig war, deckten sie gemeinsam den Tisch und aßen im Kerzenschein das zusammen gekochte Mahl. „Also das Gratin ist wirklich lecker und dieser Brokkoli da drin, ist einfach einzigartig." Hannah gabelte sich etwas von dem Gratin auf. „Eigenlob stinkt", sagte sie selbstgefällig, grinste jedoch dabei. Auch Paddy fing an zu lachen und aß genüsslich weiter. Währenddessen redeten sie viel und erinnerten sich an alte Zeiten. „Weißt du, dass Basti damals ein Auge auf Patricia geworfen hat?", fragte Paddy und nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Was? Nein, das glaube ich nicht. Hat er dir das erzählt?" Er nickte. „Ach komm, das war ja auch nicht zu übersehen. Als ich ihn darauf angesprochen haben, konnte er es auch gar nicht mehr leugnen." Hannah dachte an den Urlaub in Spanien zurück. Es gab Zeiten, da hätte sie gar nicht daran denken können, ohne die eine oder andere Träne zu verdrängen. Mittlerweile konnte sie darüber lachen und ist für jede Minute, die sie mit ihrem Bruder verbrachte, dankbar. „Dein Bruder war echt ein feiner Kerl. Du hast genau seine Unbekümmertheit." Paddy griff über ihren Tisch nach ihrer Hand. „Ist es ok, wenn wir über ihn reden?", fragte Paddy etwas besorgt, wirkte jedoch erleichtert, als er sah, wie Hannah nickte. „Klar. Ich denke gerne an ihn zurück." Sie redeten noch eine ganze Weile über Basti. Später kamen sie auch auf Paddys Mutter zu sprechen, an die sich Paddy nur dunkel erinnern konnte. Ihm schien das Thema auch unangenehm zu sein, so dass Hannah das Thema wechselte, was Paddy dankbar entgegennahm. „Was ist eigentlich mit Kira und Angelo? Ich habe schon länger nichts mehr von ihr gehört und immer, wenn ich sie wegen Angelo frage, ist sie sehr verhalten, aber ich glaube da geht was." Paddy grinste breit: „Da glaubst du richtig. Es ist eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis es alle wissen." Hannah schrie vor Freude auf: „Echt? Oh, wie cool! Das freut mich wirklich. Dann brauch nur noch Maite jemanden." „What? No way! Maite bleibt Single bis sie 25 ist...mindestens!" „Oh, kommt da etwa der große Bruder in dir durch?" Paddy verschränkte die Arme vor der Brust: „Sie ist meine kleine Schwester! Ich will sie mir nicht mit jemanden vorstellen." Hannah lachte: „Dir ist schon klar, dass Maite meine beste Freundin ist und wahrscheinlich auch viel mehr über dich weiß, als dir lieb ist?" Paddy sah Hannah entsetzt an: „Ist das dein Ernst?! Erzählst du Maite von uns...also von...also...das, was wir..." Seine Wangen nahmen einen rötlichen Ton an. Hannah tat jedoch geheimnisvoll und fing an den Tisch abzuräumen. „Wer weiß..." Paddy blieb der Mund offenstehen. „Ach komm schon. Was erzählst du Maite alles?" Doch Hannah ließ sich nicht beirren. „Was ich mit Maite bespreche, bleibt auch nur zwischen uns. Sorry." Sie quiekte laut auf und ging in Deckung, als Paddy ihr empört ein Geschirrtuch hinterherwarf.


Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now