James Potter x Sam Dawson Part 10

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"Ich muss ihn zurückholen, Tatze.", wisperte James leise. Er fuhr sich gestresst über sein Gesicht, versuchend, die offensichtliche Erschöpfung daraus zu entfernen. In den letzten Nächten hatte er keine Sekunde Schlaf abbekommen, was man ganz genau an seinen geröteten Augen und den sich darunter befindenden, tiefen Augenringen erkennen konnte. Er hatte Angst um Sammy. So unglaublich viel Angst um ihn. Es raubte ihm den Atem. "Er wird ihm weh tun, er wird ihn verletzen, ich muss ihn zurückholen."

"Es sind nur drei Wochen, James -"

"Wenn ihm etwas passiert, wird es meine Schuld sein.", presste James hervor, damit Sirius' Worte abschneidend. "Er wird leiden, weil ich ein verdammtes Arschloch war, weil ich..."

"Weil du was?"

James stockte. Er spielte mit dem Gedanken, Sirius alles zu erzählen. Von Sams Geständnis. Und von der Art und Weise, wie er selbst darauf reagiert hatte. Aber er tat es nicht. Er konnte es nicht.

"Nichts.", wisperte er also leise. "Ich hätte ihn schlichtweg aufhalten sollen."

Noch immer erinnerte er sich an jedes Detail dieser Nacht. Er sah Sam noch immer vor sich. Wie er, seine Beine amgezogen und sein Gesicht gesenkt, neben ihm auf der Matratze gesessen hatte. Wie ein Kind, das einer bedrohlichen Situation entgehen wollte.

"Manchmal denke ich über diese Dinge nach. Mit... mit dir."

Noch immer hatte James keine Ahnung, wie er mit diesem Wissen umgehen sollte. Er hatte verdammt grosse Angst, dass er das niemals würde.
Er vermisste Sam. Es verging kaum eine Minute, in welcher er nicht an ihn dachte. Was, wenn alles nie wieder so sein würde wie früher?

"Hey, ist das nicht dein Alter, Dawson?", entkam es Jack nachdenklich, Sam dabei sanft einen Ellbogen in die Seite verpassend, um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen

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"Hey, ist das nicht dein Alter, Dawson?", entkam es Jack nachdenklich, Sam dabei sanft einen Ellbogen in die Seite verpassend, um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie lehnten gemeinsam mit Raymond und George an der Wand eines kleinen Lebensmittelgeschäftes. Dadurch mehr oder weniger geschützt von der heissen Nachmittagssonne. Bierdosen und Zigaretten in den Händen. Von Sam abgesehen natürlich. Er hatte einige Minuten lang darüber nachgedacht, aber er wusste ganz genau, dass er in diesem Moment bedrückt genug war, dass eine Zigarette oder ein Bier gefährlich sein konnte. Auf eine Zigarette würde eine zweite folgen. Ohne Zweifel. Und auf ein Bier ebenfalls. Und dann würde er sein wie sein Vater. "Scheisse, das ist er, nicht wahr?"

Sam folgte Jacks Blick, Sekunden später leise auffluchend, als er erkannte, dass es sich bei dem Mann im alten, dunkelgrünen Automobil einige Meter von ihnen entfernt tatsächlich um seinen Vater handelte. Dieser hupte. Er hatte ihn offensichtlich ebenfalls entdeckt.

"Weisst du, du musst nicht gehen.", sprach Raymond leise, aber Sam hatte sich mit seinem Fuss bereits von der Wand hinter sich abgestossen. "Hey, ich meine es, Dawson." Raymond hielt ihn zurück. "Heute ist meine Couch nicht frei, aber ich bin mir sicher, dass Jack oder George eine frei haben."

"Ich habe immer eine frei.", warf Jack ein, einen weiteren Zug seiner Zigarette nehmend, ehe er sie zu Boden warf und zertrat. "Bin mir einfach nicht sicher, ob du diese haben willst. Bei Nacht läuft das Geschäft am Besten. Menschen gehen ein und aus. Und manche von ihnen sind verdammt laut."

"Danke.", murmelte Sam mit einem knappen Nicken. "Vielleicht werde ich darauf zurückkommen."

Als ein zweites Mal die Hupe erklang, löste Sam sich augenverdrehend von seinen Freunden und suchte sich seinen Weg zu dem Automobil seines Vaters. Seine Hände in seinen Hosentaschen, im Versuch, sich etwas zu entspannen. Vergeblich. Angespannt lehnte er sich ins geöffnete Fenster.

"Wieso zur Hölle bin ich der Letzte, der herausfindet, dass mein Sohn in der verdammten Stadt ist?"

Aus Gewohnheit senkte Sam seinen Blick.

"Scheisse, Junge, sieh mich an, wenn ich mit dir spreche." Seine Stimme war rau und etwas zu laut. Und seine Worte wurden ab und an durch ein trockenes Husten durchbrochen. Aber er klang nicht betrunken. Was vielleicht auf die Tatsache zurückzuführen war, dass es mitten am Tag war und er oftmals erst am Abend mit dem Trinken begann. Sam blickte auf. "Seit wann bist du hier?"

"Ich...", begann Sam leise. Seine Kehle war trocken. Er räusperte sich. "... drei Tage vielleicht..."

"Drei Tage?!" Sam zuckte zusammen. "Mein eigener Sohn ist seit drei Tagen zuhause und hat sich bisher nicht bei mir gemeldet?"

"..."

"Scheisse, ich habe dich seit Monaten nicht mehr gesehen."

Jahre, korrigierte Sam ihn in seinen Gedanken. Er hatte ihn seit mindestens zwei Jahren nicht mehr gesehen.

"Dein Bruder auch nicht, wo zum Teufel ist er eigentlich?"

Ausgezogen.

Sam schüttelte seinen Kopf. Etwas zu wild, als dass es tatsächlich noch glaubhaft wäre. Zeitgleich zuckte er mit seinen Schultern. Glücklicherweise schien sein Vater nicht zu bemerken, dass er log. Der ganze Alkohol musste seinen IQ und seine Wahrnehmungsfähigkeit beträchtlich gesenkt haben.

"Na, ist auch egal. Kommst du heute nachhause?"

Seinen Blick ein weiteres Mal senkend, versuchte Sam sich irgendeine Ausrede aus dem Hut zu ziehen, um es nicht zu müssen. Aber ihm fiel auf die Schnelle nichts ein. Ihm fiel nie etwas ein, wenn er nervös war.

"Ich... schätze."

"Du schätzt?"

"Ja, ich... ich komme.., schätze ich, ich...", murmelte er leise. Sein Vater nickte.
Sam versuchte irgendeine Emotion in seinem Gesicht zu erkennen. Erleichterung oder Freude vielleicht. Auch wenn beides davon wohl ziemlich weit her geholt war. Oder das Gegenteil, wenn es denn sein musste. Aber das Gesicht seines Vaters trug nichts davon in sich. Alles, was Sam sah, waren die Nachwirkungen von einem jahrelangen Alkohol- und Zigarettenkonsum. Falten, tiefe Augenringe, blutunterlaufene Augen, eine rote Nase und Wangen.
Seine Haare waren unordentlich und fettig und etwas zu lang, als dass es auch nur ansatzweise gut aussehen könnte.
Der Anblick alleine trieb Sam Tränen in die Augen. Er wusste nicht wieso.

"Dad...", wisperte er leise und unverständlicherweise etwas besorgt, "... geht es dir gut?"

"Was für eine Frage ist denn das?", knurrte sein Vater genervt auf. Sam blinzelte einige Male und öffnete seinen Mund, war allerdings nicht dazu fähig, irgendein Wort herauszubringen. Er spürte, wie sein Vater ihn für eine Weile musterte, dabei etwas unwohl sein Gewicht verfrachtend. "Du siehst aus wie deine Mutter, habe ich dir das schon einmal gesagt? Scheisse, zum Verwechseln ähnlich."
Sam trat einen Schritt zurück, als dieser den Motor des Automobils startete. Er hörte, wie sein Vater mehrere Male über die besagte Frau fluchte, sie jeglichen abwertenden Namen nannte, welche ihm einfiel, obwohl dieser das Fenster bereits wieder hochgerollt hatte und bereits wieder losgefahren war.

Sam drehte sich um, als das Fahrzeug aus seiner Sichtweite verschwand.

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