Ich habe dieses Kapitel bestimmt fünf Mal komplett neu geschrieben und ich bin noch immer nicht zufrieden damit. Naja ich habe es nun dennoch veröffentlicht, sonst würde ich es wohl nie tun. Ich hoffe, euch gefällt es trotzdem. :)
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"Wieso bin ich hier?", entkam es Ellis nach einer Weile, in welcher sie beide geschwiegen hatten. Tom hatte beobachtet, wie er sich an der Zimmerwand, welche am weitesten von ihm entfernt war, niedergelassen hatte, sich auf den Boden gesetzt hatte, seine feuchten, blauen Augen wachsam auf ihm, als würde der goldhaarige Junge erwarten, dass er irgendwann unerwartet seinen Zauberstab ziehen und ihm etwas antun würde. Nicht, dass es eine vollkommen absurde Befürchtung war. Es war schlau, dass der Gryffindor mit dem Schlimmsten rechnete, das musste Tom zugeben. Vielleicht war es noch nicht einmal schlau, vielleicht wäre es schlichtweg dumm gewesen, hätte er es nicht getan. Auch wenn er diesmal tatsächlich wenig von ihm zu befürchten hatte. Tom hatte ihn nicht in sein Zimmer gebracht, um ihm etwas anzutun. Dieses eine Mal hatte er keinen Grund dazu.
"Tom?", fragte Ellis nach, als er ihm nicht antwortete. In einem leisen und unsicheren Tonfall, welcher den Slytherin beinahe dazu veranlasst hätte zu lächeln. Er konnte sich nicht helfen. Der Anblick vor ihm hatte etwas unglaublich befriedigendes an sich, etwas wunderschönes, geradezu ästhetisches an sich. Vielleicht, weil es das war, was Tom bereits seit Jahren sehen wollte. Ellis Granger mit feuchten, blauen Augen, welche ihn fragend und bittend von unten herauf anstarrten, stark einem jungen, wehrlosen Hundewelpen ähnelnd. Ein verspieltes, unglaublich nervtötendes, ungezähmtes Tier, natürlich. Doch auch ein Tier, welches zweifelsohne mit einigen Reizen beschenkt worden war. Tom fiel es schwer, sich von dessen Anblick loszureissen. Ahnungslosigkeit und Angst, auch wenn letzteres etwas schwierig zu erkennen war, der Gryffindor wusste, wie man sie versteckte, standen einem hübschen Gesicht einfach so viel besser als einem hässlichen. Er sah so wehrlos, schutzlos und so durch und durch unschuldig aus, dass es Tom beinahe den Verstand raubte.
"Du solltest zukünftig das Trinken unterlassen, Granger.", sprach er, als er einige Schritte auf ihn zu trat, erkennend, wie Ellis' Körper sich augenblicklich alarmiert verspannte. "Es macht dich schwach und weinerlich."
Ein leises Lachen verliess Ellis' Kehle, von welchem Tom sich nicht sicher war, ob es traurig oder doch spöttisch war. Vielleicht auch müde.
"Du hast mir ja nicht wirklich eine andere Wahl gelassen, nicht wahr?"
Tom lächelte. Ein weiteres Mal musterte er den Jungen vor sich, liess diesmal nichts mit seinen Augen aus. Sein Blick wanderte von dessen alten, ausgelaufenen Schuhen über seine Hosen zu seinem Gürtel, über sein halbgeöffnetes Hemd, von welchem Tom wusste, dass nicht Ellis die Knöpfe geöffnet hatte sondern eine betrunkene Ravenclaw, zu dem Hemdkragen um seinen Hals und den goldenen Haarspitzen, welche damit in Berührung kamen. Und dann lagen seine Augen zurück auf seinem Gesicht. Es war bizarr, wie das hübsche Gesicht so viele Gefühle in ihm wecken konnte, wo Tom normalerweise doch kaum irgendetwas fühlte. Doch da war sie. Die Wut, der Hass, das Verlangen, selbst ein winziges Bisschen an Zuneigung und vielleicht sogar ein Quäntchen Angst. Alles explodierte in ihm auf Grund eines einzigen, ihm so verdammt bekannten Gesichtes.
