James Potter x Ivory Jane (Nocturnal affair) Part 4

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Ivory wusste nicht genau, wieso sie tat, was sie tat

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Ivory wusste nicht genau, wieso sie tat, was sie tat. Es benötigte eine grosse Menge an Dummheit, Trunkenheit oder Naivität, um sich dazu zu entschliessen, die Sicherheit des Hogwartsschlosses zu verlassen und in die gefährliche Dunkelheit der Nacht zu treten. Dummheit, Trunkenheit oder Naivität. Das erste besass sie nicht, das zweite war zu dieser Zeit nicht der Fall und das dritte besass sie bloss in einem gesunden Masse, sodass es noch als Hoffnung zählte, nicht als Naivität. Und dennoch fand sich Ivory Jane in dieser Nacht auf dem Hogwartsgelände vor, die Kälte der Nacht an ihrem Körper, der grosse, runde Vollmond oberhalb von ihr am Himmelszelt und ein Geheule, dass sie zweifelsohne als Wolfsgeheule identifizieren konnte, welches die Nacht durchdrang. 

Sie wusste, was im Wald auf sie lauern würde. Vollmond. Geheule. Sie war nicht naiv genug um zu glauben, es würde von einem normalen Wolf stammen. Nein, ein Werwolf trieb sich im verbotenen Wald herum und dennoch... und dennoch bewegten sich ihre Beine und ihre nackten Füsse. Und dennoch lief, nein rannte sie beinahe in die Richtung der Bäume, als wären diese ein ihr Körper anziehenden Magnet. Angst hatte sie keine. Manche würden sagen, Ivory Janes mutige Gryffindornatur hätte sie in dieser Nacht dazu gebracht, den Wald zu betreten, auf der Suche nach einer Herausforderung, auf der Suche nach Unterhaltung, nach der Möglichkeit, sich zu beweisen. Andere würden behaupten, Ivory hätte die unstillbare Neugier gepackt, eine Neugier, endlich das Wesen vor Augen zu sehen, über welches sie bereits etliche Bücher gelesen hatte. Sie alle lagen falsch. Ivory Jane war die Einzige, die ihre Beweggründe kannte, obwohl sie sich diese nicht eingestand. Ivory allein wusste, dass ihre Beine sich bewegten und ihr Verstand ausgeschaltet zu sein schien, nicht etwa, weil Mut oder Neugier sie überkamen, sondern aus dem einfachen Grund, dass ein Teil von ihr, ein feiger Teil glaubte, im Werwolf eine Lösung für ihr Problem zu finden. Eine schnelle Lösung, die nicht fair war. Eine Lösung für Feiglinge. Doch eine Lösung, deren Ausgang für Ivory Jane in diesem Moment der Verzweiflung befriedigend genug war. 

Angst, und wenn es auch nur wenig davon war, durchflutete Ivory Janes Körper, als der Werwolf sie entdeckte, bevor sie ihn fand

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Angst, und wenn es auch nur wenig davon war, durchflutete Ivory Janes Körper, als der Werwolf sie entdeckte, bevor sie ihn fand. Es war die Überraschung, der Schock, einen ausgewachsenen Werwolf vor sich zu entdecken, bloss wenige Meter zwischen ihnen, welchen sie für einen Moment erstarren liess. Dann übernahm sie erneut die Kontrolle über ihren Körper, rief sich erneut in Erinnerung, wieso sie dort war und beobachtete, wie der Werwolf langsam um sie herum schlich. Er griff nicht schnell an, wie sie es erwartet hatte, stattdessen beobachtete er sie, etwas, dass ihr nicht unbekannt war. Es war die Angriffsstrategie von Raubkatzen. Beobachten, anschleichen, dann erst aus dem Unerwarteten heraus angreifen. Und wenn irgendjemand etwas von den Strategien einer Raubkatze wusste, dann Ivory Jane. 

"Keine Angst...", wisperte sie leise sich selbst zu, "Keine Angst..."

Mit zitternden Händen liess sie ihren Zauberstab in der Tasche ihrer kurzen Hosen verschwinden und hob langsam ihre Hände, bevor sie mit ihren Knien auf den Boden sank. 

Und erneut... weinte sie nicht. 

Weil der einzige Gedanke in ihrem Kopf zu diesem Zeitpunkt war, dass alles bald vorbei sein könnte. Und das war weiss Gott nichts schlechtes. Keine Trauer mehr auf Grund der Vergangenheit, keine verzweifelten Versuche mehr, ihr Schicksal zu ändern, keine erdrückende Angst mehr für die Zukunft. Und so wartete sie, schloss ihre Augen, als sie die Pfoten des Werwolfs in ihrer Nähe hörte. Ein Knurren ertönte in ihrer Nähe, doch das Knurren wurde schnell wieder leiser. Sie roch ihn, hörte seine Atemzüge, hörte, wie er sich die Zähne leckte und spürte seinen Atem, doch weder seine Krallen, noch seine Zähne berührten sie, sodass sie langsam ihre Augen wieder öffnete, ihren Kopf hob und ihn von unten anblickte. 

Und sie erkannte in den Augen des Tieres, dass es sie nicht angreifen würde. 

Ein trauriges Lachen entkam ihr. 

"Natürlich nicht.", wisperte sie leise und verdrehte ihre Augen. Natürlich nicht. Es würde nicht so enden. Das Leben war zu ungerecht, um ihr Leid auf diese Weise enden zu lassen. "Du kennst meinen Geruch, nicht wahr? Der Geruch meines Blutes. Es ist der Selbe wie deiner. Der Geruch einer Krankheit, der Geruch von verfluchtem Blut, von verrottetem Blut, du wirst mir nichts tun, weil du erkennst, dass ich genau gleich wie du bin."

Ihre Stimme war so leise, dass sie sich noch nicht einmal sicher war, ob die Werwolfsohren ihre Worte wahrnehmen konnten, doch das spielte kaum eine Rolle. Die Worte waren für sie selbst gedacht. 

"Es sieht so aus, als wären wir beide verdammt, nicht wahr?", wisperte sie, hob langsam ihre Hand und wollte den Werwolf berühren, als ein misstrauisches Knurren seine Kehle verliess, er selbst nach vorne schnellte und ihren Oberkörper zu Boden stiess. Ein Stöhnen entkam ihr auf Grund der Überraschung. Sie benötigte einen Moment, genauso der Werwolf. Er, um sich zu beruhigen, sie, um den Schmerz an ihrem Hinterkopf auszublenden und wieder scharf zu sehen. Er stand oberhalb von ihr, blickte auf sie hinunter, doch fletschte weder seine Zähne noch machte er sonst eine Anstalt, sie beissen, töten oder verletzen zu wollen.

Doch dieser Moment der Ruhe verging. Und er verging so schnell.

Ivory Jane verstand nicht, was passierte, als der Werwolf ruckartig von ihrem Körper gestossen wurde. Schnell, stark, aggressiv, sodass Ivory vor Schmerz aufschrie, als sich im Verlauf davon die Krallen des Werwolfs in ihre Haut bohrten und tiefe Kratzer hinterliessen. Vor Überraschung und Angst fuhr sie vom Boden hoch, ignorierte ihre Wunden und suchte nach Antworten. Mit grossen Augen starrte sie auf das Schauspiel vor sich, auf den Werwolf und den... Hirsch. Ein grosser Hirsch versuchte mit Hilfe seines Geweihs den Werwolf mit aller Kraft von ihr fernzuhalten, während ein langhaariger, schwarzer Hund ihm zu Hilfe eilte. Die beiden Tiere liessen die Friedlichkeit, welche der Werwolf zuvor ihr gegenüber noch gezeigt hatte, auf der Stelle verschwinden. Sie drei begannen zu kämpfen und Ivory Jane begann zu wimmern, als die Schockstarre sich löste und sie die Brutalität des Kampfes mitbekam, sie die Schmerzen ihres eigenen Körpers wieder spürte. Der Hirsch und der Hund verletzten den Werwolf, der Werwolf verletzte die beiden und sie befand sich wenige Meter entfernt davon, zu Tode verängstigt, zu Tode besorgt um beide Partien. 

Ein Schrei entkam ihrer Kehle, als der schwarze Hund durch die Luft flog und mehrere Meter weit vom Werwolf entfernt gegen einen Baum knallte. Reglos blieb er auf dem Boden liegen, vielleicht tot, vielleicht ohne Bewusstsein, vielleicht einfach so verletzt, dass er sich nicht bewegen konnte. Was auch immer es war, es reichte aus, damit Ivory Jane aufstand und hektisch in seine Richtung stolperte, während der Hirsch noch immer unerbittlich gegen den Werwolf kämpfte.

Sich neben den zu ihrer Erleichterung noch atmenden Hund zu Boden werfend, wollte sie nach ihrem Zauberstab greifen, um ihn zu heilen, realisierte wenige Sekunden allerdings, dass dieser sich nicht mehr in ihrer Tasche befand. Sie musste ihn verloren haben. Verloren, als sie zu Boden gestürzt war und nun lag er irgendwo in der Dunkelheit auf dem Boden. Nutzlos. 

"Nein!", entfuhr er Ivory laut, als es wenige Sekunden später dem Hirsch ähnlich erging wie dem Hund. Er blieb durch zwar bei Bewusstsein, war allerdings nicht fähig dazu aufzustehen. Drei seiner Beine funktionierten, wollten seinen Körper nach oben stemmen, doch das vierte hielt nicht mit, brachte ihn dazu, sein Gleichgewicht und seine Kraft zu verlieren und wieder zurück auf den Boden zu fallen. Gebrochen. Das Bein musste gebrochen sein.

Wütend über den Angriff des Hirsches hatte der Werwolf allerdings nicht vor, den Kampf sein zu lassen. Nein, er sah im Hirsch nun einen Feind, eine Beute vielleicht. Eine Tatsache, die sich sowohl Ivory, wie auch der Hirsch selbst bewusst waren. Verzweiflung machte sich in Ivorys Gesicht breit, als der Werwolf näher an den nun verletzten Hirsch schlich, seine Zähne fletschend. Er würde sterben. Der Hirsch. Eine unbestreitbare Tatsache, verletzt hatte er keine Chance, nicht, wenn Ivory ihm nicht zu Hilfe eilte. 

Und genau das tat sie. 

Ihre Aufmerksamkeit vom Hund nehmend, stolperte sie einige Schritte in die Bäume hinein, weg von den drei Gestalten und tat dann das, was ihr als erstes einfiel, um die Aufmerksamkeit des Werwolfes auf sich zu ziehen. 

Sie heulte.

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