-3-

4.3K 155 17
                                    

Als wir so dasitzen, entscheide ich mich nach kurzer Zeit dann doch dazu, die Stille zu unterbrechen. Meine Neugierde ist wohl einfach zu groß geworden. Nicht, dass es ein peinliches Schweigen war, nein, ganz im Gegenteil. Trotzdem setze ich schüchtern an: „Wie haben Sie mich gefunden?" Grinsend, aber nachdenklich, fragt er: „Wollen wir uns nicht lieber duzen?" Ich gebe ebenfalls grinsend: „Ja, gerne", zurück. Dann antwortet er auf meine Frage: „Eigentlich hat dies der Zufall bestimmt. Ich beobachtete dich schon eine Weile, denn ich sah dich noch nie zuvor. Ich war schon auf dem Heimweg, als ich plötzlich die Schreie der Orks vernahm. Ohne eine Sekunde der Zeit zu vergeuden, lief ich zurück zu dir. Und da sah ich dich in der Ferne dort liegend. Von Weitem holte ich schon meinen Bogen für den ersten Schuss heraus. Den Rest meine ich, hast du gesehen." Ich sehe ihn an, mir unsicher mit meinen Gefühlen. Bevor ich etwas Weiteres sagen kann, fragt er immer noch etwas nachdenklich: „Ich habe an dir keinerlei Waffen gesehen und wunderte mich, dass du dich nicht zu verteidigen versuchtest." Das bringt mich in Verlegenheit und ich neige meinen Blick hinab. „Ja... ich... ich kann nicht kämpfen... zuhause durfte ich es nie lernen... mein Vater verbot es mir stets...", antworte ich beschämt und etwas stotternd. Überrascht und behutsam äußert sich Legolas: „Oh... wieso denn das? Hier draußen kann überall Gefahr lauern." „Ich glaube er hat Angst, dass ich mich verletzen könnte, deshalb verbot er mir vielleicht auch alles jenseits meiner Heimat. Ich durfte nie raus. Seine Meinung ließ sich keineswegs ändern. Auch den Vorschlag mit einer Begleitperson lehnte er ab... ich wollte unbedingt raus und sehen was sich hier verbirgt." Ich stocke, fange mich aber wieder: „Und deshalb... schlich ich mich raus und lief weg..." Erstaunt sieht er mich an. In seinen Augen spiegelt sich ein gewisses Interesse: „Und dann liefen dir die Orks direkt über den Weg oder bist du schon länger unterwegs?". „Ich wohne nicht weit von hier. Meine Heimat nennt sich Sternental. Doch ich verlief mich ganz schnell, hier, in diesem Wald. Und somit traf ich auf diese Kreaturen.", antworte ich immer noch etwas verlegen. Diese Verlegenheit wandelt sich aber schnell in Freude um, denn Legolas nimmt erneut meine Hand und schlägt überzeugt vor: „Wie wäre es, wenn ich dir das Kämpfen mit Bogen und Dolch beibringe und du mir anschließend deine Heimat zeigst?" Er sieht in meinen Augen, dass ich mich über diesen Vorschlag sehr freue. Ich verdanke ihm schon jetzt so vieles, was ich niemals ausgleichen könnte.

Legolas' Miene veränderte sich schlagartig, als er äußert: „Vorher muss ich jedoch meinem Vater Bescheid geben und ich muss dir noch sagen..." Sorgenerfüllt sehe ich ihn an. Nun weicht er ab und sengt seinen Blick auf den schönen Fluss. Dann stammelt er: „Mein Vater... er war... als du geschlafen hast für eine kurze Zeit anwesend. Er wirkte nicht sonderlich froh... mich mit dir zu sehen... ich kann mir nicht wirklich erklären wieso..., trotzdem ich muss dich bitten... dich ihm vorzustellen..." Jetzt sieht er mir wieder ein wenig schüchtern in die Augen. Ich bin erleichtert und kann nicht so recht verstehen, wieso es ihm schwerfiel mir dies zu sagen. Also antworte ich aufmunternd: „Das ist doch kein Problem, mein Vater hätte bestimmt auch nicht anders reagiert. Wenn wir zu mir nach Hause gehen, würde es mich freuen, wenn auch du Bekanntschaft mit meinem Vater machen würdest." Sichtlich erleichtert verändert sich sein Gesichtsausdruck wieder ins Positive und er fügt hinzu: „Ja, so machen wir das. Wollen wir noch ein wenig umhergehen und uns dann auf den Weg zu meinem Vater machen?" Ich willige glücklich ein und schon stehen wir auf.

Legolas zeigt mir seinen Lieblingsplatz und erzählt, dass dieser Ort, seine Heimat, den Namen „Düsterwald" trägt. Wir verbringen an seinem Lieblingsplatz noch eine Menge Zeit, denn auch ich bin von diesem Ort hier angetan. Er liegt hoch oben, von hier aus ergibt sich einem ein Überblick über den ganzen Wald. Völlig ungestört, weil sonst kaum jemand diesen Ort kennt, oder sich hier hoch wagt. Die Zeit vergeht sehr schnell, doch Legolas sagt, ich müsse von hier aus unbedingt den Sonnenuntergang betrachten. Ich bin so froh ihn kennen gelernt zu haben oder immer noch kennenlernen zu dürfen. Wir verstehen uns nach einem Tag schon so gut, als würden wir uns schon ewig kennen. Der Sonnenuntergang ist wunderschön, er spiegelt sich im Fluss, an dem wir vorhin saßen, wider. Auch wenn ich von Reisenden von Zuhause gehört habe, wie schön es auch außerhalb von Sternental sein kann, hätte ich mir dieses Bild, was sich mir in diesem Moment ergibt, nicht ansatzweise vorstellen können. Doch mit dem Anbruch der Nacht wird es auch immer kälter. Und somit machen wir uns, wie geplant, auf den Weg zu Legolas' Vater.

Legolas & DuWhere stories live. Discover now