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Immer mehr Tränen übergießen mein Gesicht. Ich habe alles mir in der Macht stehende getan. Unmöglich wäre es gewesen, ihn auf Arod zu heben und zu versuchen zurück nach Hause zu gelangen, nein, es hätte viel zu lange gedauert. Ich werde es mir nie verzeihen können nichts für ihn getan zu haben. Mit diesem Gewissen kann, und möchte ich nicht leben!

Eine meiner Tränen tropft auf Legolas' Wunde. Sofort durchfährt ein Zucken seinen Körper. Fassungslos und geschockt starre ich seinen bebenden Körper an. Er hört nicht auf zu zittern. Was passiert hier?! Auch Arod und Pamina schrecken vor dem plötzlichen Wandel zurück. Eben lag Legolas so reglos da und nun? Seitdem..seitdem. Seitdem meine Träne seine Verletzung berührt hatte! Ich bin schuld. Was bewirkt das nur? Warum reagiert er so auf meine Tränenflüssigkeit? Noch nie hörte ich von so einer Reaktion. Es ist mir völlig unbekannt. War es gut oder verschlechtert es seinen Zustand umso mehr? Konnte es überhaupt noch schlechter werden? Ich weiß es nicht. Aber sein Körper zuckt, ohne, dass sein Gesicht eine einzige Miene verzieht. Wann hört es endlich auf? Dieses bisschen Kraft, welches sein Körper vielleicht noch hatte, sollte mit diesem Zittern wohl schlussendlich verbraucht sein. Verdammt, was soll ich nur tun?

Da, plötzlich. Das Zucken scheint nachzugeben. Auf einmal sehe ich wie Legolas' Brust sich stark hebt und er im nächsten Moment die soeben eingetretene Luft kräftig aus dem Mund ausatmet. Gleich danach flackern seine Augenlider. Er scheint wach zu werden! Wie eingefroren beobachte ich die ganze Situation. Kaum wage ich es, zu Atmen. Legolas' Züge nehmen wieder Lebendigkeit an. Sein Gesicht strahlt nun Verwunderung aber sogleich Begeisterung, Dankbarkeit und Liebe aus. Wobei ich mir bei dem letzteren nicht ganz sicher bin. Von sämtlichen, nicht einordnen könnenden Gefühlen betroffen, starre ich ihn weiterhin an. „Legolas.", krächze ich fassungslos und kaum hörbar hervor. Wahrscheinlich um sicher zu gehen, dass er auch wirklich zurück ist, um zu wissen, dass es die Realität ist. Als Antwort bekomme ich ein Lächeln und ein leicht angedeutetes Nicken. Endlich falle ich aus meiner Starre. Erneute Tränen überlaufen mein Gesicht, nun allerdings aus voller Erleichterung. Ich sehe wie er versucht sich aufzurichten, was allerdings eher weniger funktioniert. Vermutlich ist er geheilt, denn auch die Wunde sieht nun um einiges besser aus. Geschwächt ist er aber auf alle Fälle. Ich eile ihm zur Hilfe, sodass er nun aufrecht sitzen kann. Gleich danach hebt er erneut seine Arme und streckt sie nach mir aus. Ihn nicht abhaltend, lasse ich mich in seine Arme ziehen. „Ich danke dir, gestorben wäre ich kläglich, seist du nicht gewesen.", raunt er mir zu. „Nicht mir allein gebührt der Dank, Arod, ohne ihn wüsste ich nicht wohin der Weg mich hätte geführt. Und Pamina, welche mich so eilig und ohne widerstand zu dir trug.", antworte ich. „Ich hoffte so sehr, er würde dich rechtzeitig finden. Und ich tat gut ihm zu vertrauen. Ich kann es nicht in Worte fassen, wie glücklich ich bin, dich bei mir zu haben. Nie wieder werde ich zulassen, dass sich unsere Wege trennen!", sagt Legolas. Ich löse mich aus der Umarmung und lächle ihn an. Auf einmal sehen seine Augen nicht mehr in meine, sondern kurz darüber. Gleich darauf ändert sich sein Gesichtsausdruck und er fragt: „Was ist geschehen?" Ich erinnere mich an meine eigene Verletzung, und damit kommen auch die Kopfschmerzen zurück, die noch eben verdrängt gewesen waren. „Unwichtig bei dem, was dir widerfahren sein muss. Erzähle du zuerst, von woher stammt das?", entgegne ich und zeige auf seine Wunde. „Gewiss nicht unwichtig, aber gut, dies ist schon länger her. Ich hätte niemals gedacht, dass es so schlimm werden könnte, weshalb ich nicht weiter darauf achtete und dir davon auch nichts sagte. Es wurde durch einen Giftpfeil der Orks verursacht. Damals, als ich allein gegen die Horde kämpfte. Als du dabei warst dem Jungen, den wir fanden, Thomas war sein Name, auf den Berg zu bringen. Erinnerst du dich?", erklärt Legolas. Ich nicke. Selbstverständlich erinnere ich mich. Immer noch schmerzt die Erinnerung an den kleinen Menschenjungen, welcher viel zu früh von uns gehen musste, welchen wir nicht retten konnten. Gespannt höre ich weiter zu als Legolas fortfährt: „Jedenfalls war es kein normales Gift. Sofern Gift als normal bezeichnet werden kann. Es war kein Gift, welches mit Athelas behandelt werden konnte." Der Name Athelas kommt mir bekannt vor. Er gehört zu einem heilbringendem Kraut. Es hat einen scharfen, süßen Duft und blaue Blüten, kann Wunden heilen und Giften und bösen Mächten entgegenwirken. Auch können die Blütenblätter zerkaut werden um so eine lindernde Paste herzustellen, die zur Behandlung von Muskelschmerzen und Wunden verwendet werden kann. Jetzt erinnere ich mich an diesen Geruch, ja. Zimvars Medizin roch genau so. Vermutlich eine neuere Version seiner selbst wie er das Athelas zubereitete. Wahrscheinlich änderte sich die Wirkung aber nicht weiter. Das würde auch erklären warum es auf Legolas keine Reaktion zeigte, nachdem ich es auf seine Wunde schmierte, wenn es sei wie er sagt, dass es nicht durch Athelas behandelt werden könnte. „Schließlich bin ich dann unter Schmerzen und dem Gift zusammen gebrochen.", höre ich Legolas noch erzählen als ich wieder aus meinen Gedanken zurückkehre. „Wie aber hast du es geschafft mich zu heilen?", fragt er nun dringlich und leicht irritiert. „Ich weiß es selber nicht, es verwirrt mich. Eine meiner Tränen tropfte darauf und plötzlich zittertest du nur so am ganzen Leib. Diese Medizin hier, welche ich von Zimvar bekam half jedenfalls nicht, soweit ich das nun deuten kann, besteht sie auch aus Athelas.", sage ich und hebe die Dose auf, welche ich zuvor achtlos auf den Boden warf. Legolas starrt mich nun nur noch irritierter an und fragt dann aufgebracht: „Zimvar? Wieso Zimvar?!"

Legolas & DuWhere stories live. Discover now