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Paminas Koppel ist uns von hier aus am nächsten, also bringen wir sie zuerst zurück.

Als wir dort ankommen, zeigt Pamina allerdings keinerlei Anstalt, zu den anderen Pferden zurückzugehen, sondern schaut mich fragend an. „Morgen, spätestens übermorgen in der Früh, kommen wir wieder. Denn dann geht es zu mir nach Hause.", spreche ich ihr zu. Jetzt, wo wir tatsächlich schon Orks begegnet sind und ich mich als gar keine so schlechte Kämpferin beweisen konnte, ist meine Angst vor dem Weg längst nicht mehr so stark wie zuvor. Pamina sieht mit dieser Antwort immer noch nicht ganz zufrieden aus. Statt zu mir, schaut sie nun zu Arod und auch dieser scheint nicht zu wollen, dass wir Pamina hierlassen. Zweifelnd suche ich bei Legolas Hilfe. Doch anstatt etwas zu sagen, sehe ich, wie sehr er sich das Lachen verkneifen muss. Noch verwirrter frage ich: „Was ist denn hier los? Habe ich irgendwas verpasst?" „Ich glaube, oder bin mir fast sicher sagen zu können, dass die beiden hier", dabei dreht Legolas sich zu Arod und Pamina um, nickt in ihre Richtung und fährt mit einem charmanten Lächeln fort „sich genauso wenig voneinander trennen wollen wie wir beide." Verdutzt sehe ich ihn an. Habe ich das richtig verstanden? Sagt er damit, er will sich nicht von mir trennen und meint mir ergeht es genauso? Ist das einfach nur so daher gesagt gewesen? Auf einmal reißt mich ein leises Wiehern aus meinen Gedanken. Es muss wohl von Arod gekommen sein. Also liegt Legolas zumindest bei dem Teil mit den Pferden eindeutig richtig. Auch ich muss jetzt grinsen, ich freue mich, dass auch die Pferde sich so gut verstehen. Vielleicht meint Legolas das ja genau so, aber dann hätte er es doch gleich so sagen können, oder?

„Eigentlich sollen die Pferde bei ihren Herden bleiben... aber vielleicht können wir eine Ausnahme machen und Pamina mit zu Arod nehmen?", fragt Legolas, aber eher laut denkend sich selbst als mich. In meinem Kopf bildet sich wieder das Bild, als ich Pamina das erste Mal sah. Allein, abgewandt von den anderen stand sie dort auf der Koppel. So einsam. Wahrscheinlich wäre es wirklich das Beste, denn mit Arod wäre sie sicher niemals allein.

Pamina schaut mich eindringlich an und gibt ein leises Schnauben von sich. Ich spüre wieder diese starke Verbindung zu ihr. Es sieht aus und fühlt sich an, als würde sie verstehen was ich denke und möchte dem zustimmen. Ich strecke meine Hand leicht nach ihr aus und spüre den warmen Atem aus ihren Nüstern. Zart streiche ich ihr über den Kopf. Und dann sage ich: „Ja, ich denke wir sollten es versuchen." Daraufhin stoßen beide Pferde ein lautes, freudiges Wiehern aus und wir gehen wieder zurück auf den Weg. Jetzt, in Richtung von Arods Koppel.

Legolas trägt die ganze Zeit über behutsam den Körper des Menschen. Auch wenn er so mager und leicht sein mag, nach gewisser Zeit wird er sich bestimmt immer schwerer anfühlen. Vielleicht sollte ich- „Nein, das kommt nicht in Frage.", sagte Legolas entschlossen, als er bemerkt, wie ich ihn und den Jungen anstarre. „Aber...", setze ich an, werde jedoch sofort unterbrochen: „Nein, wir sind gleich an Arods Weide angekommen, siehst du? Und direkt daneben ist schon der Palast." Ich seufze leise, es hat keinen Sinn. Ich weiß wie stark Legolas ist, aber er trägt den Jungen schon über eine halbe Stunde in derselben Position.

Ehe ich mich versehe, sind wir aber auch schon angekommen. Arod trabt sofort freudig auf die plätschernde Wasserquelle zu, bleibt jedoch verwundert stehen, als er sieht, dass Pamina nur ganz langsam und vorsichtig hinterherkommt. Sie sieht sehr unsicher, aber mindestens genauso neugierig aus. Als Arod wieder zurückkommt und ihr, so sieht es zumindest aus, die Herde und die Umgebung vorstellt, wird Pamina immer sicherer und es dauert nicht lange, da galoppiert sie ebenfalls durch die Gegend. Sie sieht glücklich aus und wurde sofort von den anderen aufgenommen. „Ich denke, es war eine sehr gute Idee, Pamina hier her zu holen.", sage ich zufrieden zu Legolas. Dieser nickt mit strahlenden Augen. „Komm, überlassen wir die beiden sich selbst. Wie du schon sagtest, morgen oder spätestens übermorgen früh kommen wir wieder und dann geht es los."

Auf dem Weg frage ich, auch eher laut denkend: „Dein Vater müsste nun schon in Sternental angekommen sein. Wie mein Vater wohl reagiert hat oder worüber sie sprechen, was sie wohl in diesem Moment machen?" „Darüber habe ich auch schon nachgedacht... ich hoffe nur, dass nichts passiert ist und mein Vater gut angekommen ist.", antwortet Legolas. Verdutzt schweige ich. Ich habe nicht einmal daran gedacht, dass Thranduil etwas passieren könnte. Er ist schließlich allein und obwohl er seinen großen Hirsch hat und ein sehr guter Kämpfer ist, könnte er jederzeit aus dem Hinterhalt überrascht werden. Ich schlucke schwer und versuche diese Gedanken zu vertreiben.

Wir sind jetzt am Tor angelangt. „Na! Was treibt ihr euch denn noch zu solch später Stunde draußen im Wald herum?", werde ich schnippisch von einer Wache gefragt. „Stellt die Gespräche ein und lasst uns durch!" spricht Legolas in strengem, genervtem Ton zu der Wache. Die Wache schreckt zurück und stammelt verlegen: „Entschuldigen Sie... ich erkannte Sie nicht..." Als er den Jungen erblickt fügt er mit sichtlicher Versuchung, mitleidend zu wirken, hinzu: „Oh nein... darf ich Sie in den Krankenabteil begleiten?" Im Vorbeigehen sagt Legolas ernst: „Nein, dafür ist es zu spät." Schnell husche ich hinter Legolas durch das Tor in den Palast hinein. Ich höre Legolas leise sagen: „Es ärgert mich, dass alle so mit dir reden. Wo ist bloß ihre Höflichkeit geblieben?!"     

Legolas & DuWhere stories live. Discover now