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Der Ork hält mir seine Fackel näher ins Gesicht. Vermutlich um meine Wunden zu sehen. Und meine schon beinahe toten Augen. Es blendet. So wie es immer blendet. Meine Augen brennen einerseits natürlich durch das Licht. Andererseits durch den Rauch, welcher von der Fackel ausgeht. Aber auch wenn niemand da ist. Ich nur völlig allein bin schmerzt es. Es kam schon häufig dazu, dass mein ganzer Körper taub war. Ich spürte nichts mehr. Nur meine brennenden und häufig auch dadurch tränenden Augen. Noch schlimmer aber ist es, wenn keine Tränen mehr kommen wollen. Einfach nichts hilft dagegen. Die Fackel, die der Ork mir gerade vor die Nase hält, macht all dies nur noch schlimmer. Plötzlich höre ich einen Schritt. Ein unvorsichtig gesetzter Fuß. Kein Wunder, denke ich. Orks geben so gut wie nie acht auf ihre Lautstärke. Trotzdem wird meine Aufmerksamkeit darauf gezogen und ich sehe zur Tür. Da steht ein weiterer Ork. In ein und der selben Rüstung gekleidet wie dieser, der zu mir kam. Eigentlich logisch. Einer hält Wache an der Tür, der Andere macht seine Machenschaften mit mir. Komisch nur, dass sie dies noch nie zuvor taten. Bisher kam immer nur ein Einzelner. Zumindest dachte ich das. „Du.", höre ich eine fassungslose Stimme. Ich erschrecke. Angespannt wende ich meinen Blick wieder zu dem Ork in meiner nächsten Nähe. Er trägt immer noch seinen Helm. Aber seine Stimme. Die Stimme klingt anders. Anders als die Anderen. Kein Ork hat eine solche Stimme. Normalerweise. Die Stimme kommt mir schrecklich bekannt vor. Aber ich kann sie einfach nicht zuordnen. Dann steigt wieder Wut in mir auf. Das ist bestimmt nur ein hinterlistiger Trick. Und ich wäre fast darauf reingefallen. „Du bist es!", spricht der Ork weiter. Ich bin es? Ich verstehe diese Aussage nicht. Natürlich bin ich es, wer sonst. Aber das wissen doch alle hier. Jeder Ork weiß, dass die Prinzessin aus Sternental sich hier aufhält. Spätestens nach deren Fest welches sie gefeiert haben, nachdem ich von Zimvar 'behandelt' wurde. „Was soll das?", krächze ich mit aller Kraft hervor, die ich aufbringen kann. Der wütende und gehässige Unterton, wie er in meinen Vorstellungen war, ist leider nicht zu hören gewesen. „Ich..ich", stottert der Ork hervor. Ein Ork zögert und stockt bei seiner Antwort? Was ist hier los? Wenn dies wirklich ein Trick ist. Dann ist dieser verdammt real. Das hat Zimvar großartig hinbekommen. „Der Helm.", sagt plötzlich der Ork an der Tür. Ich erschrecke bei auch dieser Stimme. So hell und weich. Auf jeden Fall weiblich. Ein weiblicher Ork? Hier? Endlich, aber zu meiner großen Verwunderung, zieht der Ork seinen Helm ab. Und zum Vorschein kommt das Gesicht von.. von Legolas. Ich kann meinen Augen nicht trauen. Ich glaube es nicht. Das kann nicht sein. Es war seine Stimme, ja, mein Unterbewusstsein wusste dies schon. Ich wollte es aber nicht wahrhaben. Und auch jetzt siegt immer noch meine Skeptnis. Sein Gesicht ist schmutzig und blutverschmiert. Dabei kann ich nicht sagen, ob es sein Blut, oder das von jemand anderem ist. Aber die Augen sprechen die Wahrheit. Das kann nur Legolas sein. Das ist kein Trick. Nein, ich will nicht das es ein Trick ist. Unter Verzweiflung und Verwirrung getränkt hauche ich fassungslos seinen Namen. Es war leise. Niemand anders außer ein Elb hätte es hören können. Aber es lag so viel Emotion dahinter wie noch nie. Im Schein der Fackel mustere ich seine Gesichtszüge. Er wirkt blass und schockiert. Ein Glück, dass mir wieder Kleidung angezogen wurde, sonst würde er meine anderen vielen Wunden sehen. Ich schäme mich dafür. Und so ist es gut, dass er nur mein Gesicht sehen kann. Auch dort sind viele Verletzungen. Aber längst nicht alle. Seine Mimik wird entschlossen und er sagt ernst: „Wir bringen dich hier raus." Der winzige Funken Hoffnung in meinem Inneren, von dem ich dachte, er sei längst ausgelöscht, entflammt wieder kräftig. Er füllt mich aus und es entsteht ein Feuer. Ich habe schon gar nicht mehr darüber nachgedacht, dass ich frei sein könnte. Das ich befreit werden würde. Nur noch gehofft, dass es bald vorbei sein und enden würde. Legolas sagte 'wir'. Und da gleitet mein Blick wieder zur Tür meiner Zelle. Tauriel. Natürlich. Hätte ich mir auch schon denken können. Auch sie hat ihren Helm abgenommen und lächelt mich zustimmend an. Ich erwidere das Lächeln nicht. Ich bin zu schwach aber auch wenn ich stark genug gewesen wäre, hätte ich es gelassen. Ob die Nebelgestalt mir nun die Wahrheit gezeigt hat oder nicht, ich habe immer noch ein ungutes Gefühl wenn ich auch nur einen Wimpernschlag lang an Tauriel denke. Aber sie sind hier. Alle beide. Sie haben mich nicht vergessen und sind dabei mich zu retten. Auf einmal kommt mir wieder der Gedanke, den ich schon einmal hatte. „Nein!", rufe ich lauter als gedacht. „Nein, das ist eine Falle, verschwindet!", flüstere ich erschöpft. Ich muss Husten. Mein Hals brennt von der Lautstärke des ersten Wortes. Legolas lenkt meinen Blick auf sich. „Wieso, was ist los?", fragt er eindringlich. „Zimvar..", krächze ich. Er guckt zuerst verwundert. Und dann flammt Wut und Erkenntnis in ihm auf. „Ich wusste es.", sagt er hasserfüllt. Sein Gesicht wird von einem unheimlichen Schatten überzogen. Dann sagt er bestimmt: „Wir müssen uns beeilen." Schneller als ich gucken konnte zieht er einen riesigen Schlüsselbund hervor und versucht sich an meinen Ketten. 

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt