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„Das ist unfassbar.", sagt Tauriel erstaunt. „Das ist der wichtigste Schritt gewesen. Wir müssen unbedingt an die Oberfläche, sonst wird sie nie wieder richtig zu Kräften kommen können. Und ihre Kraft ist es, die wir umgehend brauchen um das hier alles für ein und alle mal zu beenden.", fügt Legolas hinzu. An die Oberfläche. Das Sonnenlicht oder die Sterne. Ja, das will ich unbedingt wieder sehen. Zu lange ist es her, fast schon vergaß ich zu wissen, dass es überhaupt etwas anderes als die dunklen Gänge hier unten gibt. „Ein Glück, dass wir die Pfade kennen. Sonst würden wir auf ewig herumirren.", höre ich noch Tauriel sagen und dann spüre ich schon, wie sie sich in Bewegung setzen. Mich tragend, denn laufen oder gar kämpfen kann ich jetzt sowieso nicht.

Als ich meine Augen wieder öffne fühle ich mich schon deutlich besser. Ich liege am Boden, gestützt durch einen Baum. Trotzdem bin ich etwas enttäuscht. Ich bin immer noch im Düsterwald mit dem hässlichen Nebel. Dabei wollte ich doch so gerne den Himmel sehen. Ob der Nebel sich nun schon weiter ausgebreitet hat? Ich hoffe es nicht. Aber viel Zeit muss seit unserem Aufbruch vergangen sein? Als ich mich um gucke kann ich nicht glauben was ich da sehe. „Pamina!", stoße ich hervor. Ich bin erstaunt darüber, wie klangvoll und normal meine Stimme wieder ist. Kaum etwas von dem Krächzen ist übrig geblieben. Als ich mich aber weiter aufrichten will, spüre ich die zurückgebliebenen Schmerzen an all den Stellen, an denen Zimvar mich quälte. Pamina hat sofort aufgehört zu grasen und sieht sich um. Da erblickt sie mich endlich und kommt auf mich zu.

Sanft streiche ich ihr über den Kopf. Hoffentlich erging es ihr in der vergangenen Zeit gut. Sie sieht jedenfalls immer noch kräftig aus, was mich ein Stück weit beruhigt. „Wie ich sehe habt ihr euch schon gefunden.", höre ich Legolas' Stimme und sehe ihn im nächsten Moment um die Ecke kommen. Er hilft mir auf die Beine und stützt mich ein wenig. Er fragt: „Wie geht es dir?" Und ich antworte: „Auf jeden Fall besser. Eindeutig besser als die ganze letzte Zeit!" „Das sehe ich dir auch wirklich an. Deine Augen, sie strahlen wieder richtig.", grinst er zufrieden. Ich erwidere das Lächeln, frage jedoch neugierig nach: „Welche Farben haben sie jetzt eigentlich bekommen?" Sein Blick wird konzentrierter und ich spüre wie er jedes kleine Detail meiner Augen mustert. Dann kommt er zu dem Entschluss: „Das ist schwer zu sagen. Es kommt einem nach längerem beobachten so vor, als würde die Farbe sich Stück für Stück, aber nur ganz langsam, verändern. Und das durchgängig. Mal sind es auffällige Farben, wie starkes Lila oder leuchtendes Gelb. Dann wiederum gibt es natürlichere. Zum Beispiel das Blau, welches gerade jetzt durchkommt. Kannst du das vielleicht beeinflussen?" Ich denke über seine Antwort und seine anschließend gestellte Frage nach. Die Farben wechseln die ganze Zeit durch? Äußerst seltsam. Dann antworte ich: „Nicht ich alleine." Das lässt Legolas' Mundwinkel wieder ein Stück weit hinauf gleiten. Und er sagt: „Das brauchst du auch nicht. Was soll ich machen?" „Konzentriere dich auf das, was du gerne sehen würdest. Siehe dabei aber stehst in meine Augen.", befehle ich. Ich brauche seinen freien Weg. So, wie ich ihn auch gebraucht habe um mich zu befreien. Ich spüre wieder die Wärme in mir. Sie ist nicht zu stark. Nicht so wie letztes Mal. Jetzt kann ich sie vollkommen einteilen und habe die Macht über alles zu entscheiden. Auch wenn ich bewusst nicht weiß, was genau ich eigentlich alles kann, kennt mein Unterbewusstsein aus irgendeinem Grund alles in und auswendig. Das gibt mir ein sicheres und bestärkendes Gefühl, erklären kann ich dies aber nicht weiter. Ein konzentrierter Blick in Legolas' Augen und ich weiß genau was er will. Woher ich dieses Wissen nehme ist mir unklar, es kam einfach in meine Gedanken geflogen. Grün. Er gibt vor was und ich führe es aus. Und ich darf dem eine Fähigkeit zuordnen, wenn er sie nicht bestimmt. So funktioniert das. So und nicht anders. Also grün. Aber welches? Ich konzentriere mich mehr. Ein natürliches Grün. Grün wie der Wald. Grün wie die Blätter und Wiesen im Sommer. Grün wie die Augen Tauriels. Diese Erkenntnis versetzt mir einen Stoß. Trotzdem steht es mir nicht zu Legolas' Vorgabe zu verändern. Ich kann es nicht ändern. Aber die dazugehörige Fähigkeit, ja, die steht mir frei. Ich schließe die Augen. Angestrengt nachdenkend überlege ich, welche Kraft wohl passen würde? Grün symbolisiert Erneuerung, löst Entspannung aus und hat aber auch etwas Geheimnisvolles an sich. Ich muss es mir gut überlegen. Wie ich weiß, kann ich jeder Farbe nur eine Fähigkeit zuordnen. Bei dem Weiß war es das Heilen, bei Rosa das Schutzschild.. und.. bei dem Gelb.. ja bei den gelben Augen hätte ich jeden manipulieren können! Jetzt wird mir klar wofür dieses orange Wirrwarr in den Köpfen aller war. Damit hätte ich sie alle manipulieren können! Wie genau wäre dann noch fraglich, aber hätte ich das nur früher gewusst! Bis jetzt waren alle Fähigkeiten dazu gedacht, uns näher an unser Ziel zu bringen. Das sollte ich nicht missbrauchen, jetzt, wo ich es kontrollieren kann. Möglicherweise würde es auch gar nicht funktionieren, aber ich will es nicht wagen zu probieren. Vielleicht kann ich auch gar nicht unendlich verleihen? Vorher wurde die Kraft von alleine zugeteilt. Jetzt liegt es an uns, beziehungsweise an mir. Was würde von äußerstem nutzen sein? Illusionen. Das hat bestimmt nicht viel mit der Farbe Grün zu tun, im entferntesten Sinne vielleicht wegen des Geheimnisvollem. Aber ich sollte diese Möglichkeit nutzen, nicht, dass die Anzahl der zuordenbaren Fähigkeiten wirklich begrenzt ist. Es ist zwar sehr gut möglich, dass die Nebelgestalt nicht auf eine Illusion reinfällt, aber die Orks sind von sehr niedrigem Verstand, bei denen würde bestimmt jeder der Illusion glauben. Entschlossen öffne ich also die Augen und blicke sogleich in das erstaunte Gesicht von Legolas.

Legolas & DuWhere stories live. Discover now