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Als Legolas hineinkommt bin ich schon lange bereit zum Aufbruch. Ich fühle mich sehr gut, denn ich bin so fit und ausgeruht wie schon lange nicht mehr. Auch Legolas hat das Ausruhen sichtlich gutgetan. Er trägt unser Proviant und hilft mir meine Waffen richtig aufzurüsten. Dann gehen wir auch schon los, um die Pferde zu holen.

Es ist immer noch etwas düster und ich spüre, wie mir kalter Wind durch die Haare weht. Doch am Horizont ist schon die aufgehende Sonne zu erkennen. Das heißt, wir sind perfekt in unserer Zeitplanung. Ich hoffe sehr, dass wir vor Anbruch der Nacht und ohne Hindernisse in Sternental ankommen. Umso näher wir der Koppel kommen, desto mehr freue ich mich Pamina wiederzusehen. Ob sie verstanden hat, dass wir heute einen langen Ritt vor uns haben? Hoffentlich hält sie das durch, denn Legolas sagte mir, dass Pamina noch nie so weit und lange geritten wurde. Im Vergleich zu Arod ist sie das überhaupt nicht gewohnt. „Wir binden das hier," reißt Legolas mich aus meinen Gedanken und zieht den Beutel hervor, „besser an Arod, denn Pamina sollte nicht noch zusätzliche Last tragen müssen. Sie ist noch nicht so vertraut mit langen Ritten, wie ich dir schon sagte." Ich muss lächeln, denn er spricht genau das aus, was ich mir soeben dachte.

Leichtfüßig schreiten wir durch den Wald zwischen den ganzen Bäumen hindurch, bis wir schließlich an der Koppel ankommen. So wie jedes Mal, wundert es mich, wie so eine freie Wiese mitten in diesem dichten Wald verborgen sein kann. Wieder ergibt sich uns ein atemberaubender Anblick. Da die Wiese Richtung Osten liegt, gehen wir direkt auf die aufgehende Sonne zu. Gerade jetzt taucht das Licht alles in ihre tieforange Farbe und es wird immer heller. Ich sehe Pamina grasend neben Arod stehen. Sie sehen sehr zufrieden aus und das erleichtert mich sehr. Leider haben wir keine Zeit, um uns länger hier aufzuhalten, auch wenn das Verlangen danach groß ist. Ich setze schon an, Paminas Namen zu rufen, doch genau in dem Moment schnellt ihr Kopf nach oben und sie erblickt uns. Sie stößt ein kleines, freudiges Wiehern aus, sodass auch Arod seinen Kopf anhebt. Beide traben gleichzeitig auf uns zu und bleiben ebenfalls genau im gleichen Moment vor uns stehen. Es wirkt so, als hätten sie es zuvor geübt, um uns nun zu präsentieren, wie gut die Entscheidung gewesen war, sie beide auf dieselbe Koppel zu bringen. Auch Legolas dachte sich vermutlich dasselbe, denn nun lacht er und tätschelt Arods Hals. Ich wende mich Pamina zu und streiche ihr übers Fell. Ich wundere mich, dass sie nicht ein wenig Schmutz darin hat. Auch Arod scheint komplett sauber zu sein. „Wie kommt das? Jedoch ist es praktisch, denn es spart uns die Zeit, die wir sonst dafür hätten nutzen müssen, die Pferde zu bürsten. Trotzdem müssen wir, bevor wir aufbrechen, noch einmal zurück zum Stall, um für die Pferde einen Kopfschutz zu holen.", erklärt Legolas. „Kopfschutz?", frage ich. „Ja, falls wir angegriffen werden sollten, würde es wenigstens einen kleinen Schutz geben. Kopfschutz ist nicht das richtige Wort, es ist eher ein Schutz für die Stirn der Pferde. Du wirst es gleich sehen.", bekomme ich als Antwort. Wir tragen keinen Schutz doch die Pferde schon? Das kommt mir etwas kurios vor, aber wenn Legolas das sagt, dann wird es schon stimmen. Die Pferde haben schließlich nicht so wie wir, die Möglichkeit zu kämpfen. Außerdem ist es für uns Elben besser, leicht gekleidet zu sein, damit wir uns möglichst schnell und leicht bewegen können. „Gut, dann gehen wir los.", sage ich startklar. Legolas nickt mir zustimmend zu. Pamina und Arod laufen ohne Aufforderung neben uns her und sehen ebenso gut ausgeruht und entschlossen aus, wie wir es tun.

An dem Stall angekommen, läuft Legolas geschwind hinein und ich warte draußen mit den Pferden. Als Legolas wieder hinauskommt, trägt er zweimal den gleichen Stirnschutz für die Pferde und noch etwas anderes, was ich gerade allerdings noch nicht erkennen kann. Zuerst schreitet Legolas zu Arod und bindet ihm den Schutz um. Arod hat dies wohl schon häufiger getragen, denn er lässt es sich ohne jeglichen Widerspruch überstreifen und hilft sogar beim Hineingleiten. Jetzt, wo alles befestigt ist, kann ich den Schutz richtig betrachten. Er ist wunderschön. Er verleiht Arod eine zusätzliche Eleganz und Stärke. Als Pamina ihren Schutz bekommen soll wehrt sie sich dagegen. „Das ist normal. Keine Sorgen, das ist bei allen Pferden, wenn sie es das erste Mal tragen müssen.", erklärt Legolas. Nach ein paar weiteren Versuchen und einer Menge verschwendeter Zeit sagt Legolas: „Vielleicht solltest du es mal versuchen, Pamina scheint es von mir nicht annehmen zu wollen." Unsicher nehme ich den Stirnschutz und versuche ihn so zu halten, wie es zuvor Legolas tat. Bevor ich versuche ihn Pamina überzustreifen, rede ich leise auf sie ein: „Schau, es ist nichts Schlimmes. Es wird dir helfen und etwas Schutz geben. Arod trägt es doch auch, wenn es etwas Schlimmes wäre, dann würde ich nicht zulassen, dass es dich berührt. Sieh es dir an, es ist innen ganz weich, du wirst es kaum spüren und wenn doch, dann wird es in keiner Weise unangenehm sein." Dann lasse ich sie daran schnuppern. Ganz vorsichtig und langsam, um Pamina nicht zu erschrecken, versuche ich ihr den Schutz überzuziehen. Sie wirkt zwar sehr angespannt und unsicher, aber sie lässt es dann doch endlich über sich ergehen. „Es fasziniert mich immer wieder, wie stark eure Verbindung zueinander schon nach nur so kurzer Zeit geworden ist.", sagt Legolas, als er die Nischen zusammenknüpft. Ich lächle und streiche Pamina lobend und behutsam über den Hals.

Legolas & DuWhere stories live. Discover now