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„Tauriel?", spricht Legolas und deutet an, mit ihr den Platz zu tauschen. Sie nickt und beide wechseln ihre Position. Nun geht Legolas neben mir. „Alles in Ordnung?", frage ich automatisch. „Ja, alles gut.", antwortet er und lächelt. Wieso dann der plötzliche Tausch? Nicht, dass ich ein Problem damit hätte, neben ihm zu gehen. Nein, das wäre kindisch und falsch. Ganz im Gegenteil, ich muss mir gestehen, ich freue mich sogar darüber. Somit lächle ich zurück. Legolas huscht mit seinem Blick nach vorn und wieder zurück zu mir. Dann bleibt er plötzlich stehen. Verwundert halte auch ich inne und blinzle ihn fragend an. Er zieht mich noch ein Stück weiter weg, so, dass wir nicht mehr mitten im Gang, sondern an der Seite stehen. „Ist doch etwas?", frage ich nun etwas skeptisch. Und mustere seine Mimik. Er sieht unentschlossen aus. Nicht sicher, wie er anfangen soll. Bevor er beginnt zu sprechen wirft er noch einmal einen Blick nach Vorn zu Zimvar und Tauriel. Wahrscheinlich will er sich vergewissern, dass sie uns nicht hören. Ich folge seinem Blick und sehe, dass die Beiden stehen geblieben sind. Sie schauen zu uns, doch bleiben auf Abstand, Tauriel scheint zu wissen, dass sie uns jetzt lieber alleine lassen sollte und hält Zimvar zurück, als er wieder in unsere Richtung kommen will. Legolas registriert dies ebenfalls uns richtet sich dann wieder mir zu. Unsere Blicke treffen sich erneut. „Wir sind jetzt schon wirklich weit gekommen.", fängt er an. Ich nicke langsam und versuche zu verstehen worauf er hinaus will. „Wir werden das zu Ende bringen. Zusammen. Ich möchte, dass du weißt, dass du jetzt nicht mehr alleine bist. Wir hatten noch nicht die Möglichkeit darüber zu sprechen, aber ich sehe dir an, dass es dir schwer fällt hierher zurückzukommen.", er macht eine Pause und erwartet vermutlich eine Reaktion von mir. Aber ich weiß nicht was ich sagen soll. Ja, er hat recht, es ist schwer für mich hier umherzuwandern. Zurück an den Ort, der mir mehr physischen und psychischen Schaden zugefügt hat als alles andere auf dieser Welt. Aber es ist unsere Aufgabe. Und egal wie, wir werden unser Ziel erreichen. „Ich vertraue dir.", sage ich und schaue ihm dabei tief in die Augen. Vertrauen ist eine große Sache. Ich vertraue nur sehr Wenigen, denn zu groß ist die Gefahr verletzt und missbraucht zu werden. Aber Legolas vertraue ich mein Leben an. Er rettete mein Leben, dies nicht nur einmal, und ich spüre mehr als nur die Verbindung wegen der Bestimmung. „Ich werde es nicht brechen, dass verspreche ich.", sagt er ebenso aufrichtig. Ganz der Prinz, der er ist. Sowohl ehren- wie würdevoll. Ich schenke ihm ein dankendes Lächeln und dann eine Umarmung. Vielleicht eine etwas plötzliche Reaktion, denn er stockt kurzzeitig bevor er es erwidert, aber ich fühlte mich danach. Dieser kurze Moment zeigt mir wieder, wie wichtig Legolas mir geworden ist. Ich spüre immer mehr das Verlangen danach, ihn nie wieder aus den Augen zu verlieren. Nichts sollte sich uns in den Weg stellen. Ob er das auch so sieht? Bei dieser Frage beende ich die Umarmung. Ich sollte mir besser nicht zu viel erhoffen. Erst einmal gilt es die Nebelgestalt zu vernichten. Was danach kommt, oder ob es überhaupt ein 'Danach' geben wird, werden wir dann sehen.

Schweigsam holen wir Tauriel und Zimvar auf und gehen dann weiter. „Es ist nicht mehr weit.", sagt Zimvar fröhlicher denn je und beschleunigt seinen Schritt. Es war tatsächlich nicht mehr lange und wir kommen an einer kleinen Kammer an. Zimvar öffnet mit einem verrosteten Schlüssel die Tür und wir treten ein. Auch hier drinnen herrscht die Dunkelheit, schnell wird aber eine Fackel angemacht und Licht strömt in jede Ecke. Sofort fällt mein Blick auf meinen Bogen. Ohne Vorsicht greife ich danach. Es ist ein einzigartiges Gefühl ihn wieder in meinen Händen zu halten. „Hier ist auch dein Umhang und deine Kleidung.", sagt Zimvar und reicht mir die Sachen. Ich mustere sie und nehme sie skeptisch an. Eigentlich müsste meine Kleidung zerschnitten und durchblutet sein. Wieso sind sie wie neu? Zimvar bemerkt mein Zweifeln und erklärt sofort: „Wir haben sie repariert und gewaschen." Wieso das? Natürlich ist das sehr von Vorteil, aber warum haben sie das getan? Mich verletzen aber meine Kleider pflegen? „Danke..", sage ich immer noch nachdenklich. Irgendetwas stimmt hier nicht. Aber das ist auch nichts neues. Niemand scheint zu wissen oder nachvollziehen zu können wie die Nebelgestalt und seine Untertanen handeln. Trotzdem wundert mich auch das Verhalten von Zimvar. Ich habe ihm lediglich einen Gedanken zugeschickt. Er sollte uns nur zeigen wo er meine Waffen hat. Und das hat er getan. Wieso gibt er mir jetzt auch noch meine Kleidung und ist generell so freundlich. Hat der eine Gedanke zu einem Sinneswandel geführt? Ohne das ich es beabsichtigt habe? „Du solltest sie gleich anziehen. Es wird dir darin wohler gehen.", sagt mir Tauriel. Ich nicke gedankenversunken. Ohne zu wünschen, dass die anderen den Raum verlassen, ziehe ich mich um. Wir sind schließlich keine Kinder mehr und das Schamgefühl habe ich sowieso so gut wie verloren. Doch als ich über meine eigene Haut fahre um mir das Oberteil auszuziehen halte ich inne. Die vielen, tiefen Narben sind immer noch vorhanden. Natürlich verfügen wir Elben über schnelle und gute Selbstheilungskräfte, jedoch scheint mein Körper sich lange noch nicht genug erholt zu haben. Jetzt wird Legolas die Wunden sehen. Ich müsste ihm sowieso irgendwann davon erzählen.. soll er es doch selbst sehen. Und damit ziehe ich das Oberteil aus. Lange Schnitte ziehen sich über meine Haut, hin über die Rippen und bis zu der Bauchdecke. Über den ganzen Körper verteilt. Schnell ziehe ich meine eigenen Sachen an. Ich will es nicht länger als nötig sehen. Doch ich spüre ihre Blicke auf meinen Verletzungen. Auch immer noch als ich schon längst wieder angezogen bin. 

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt